Das Ferienhaus der Liebe
durchaus attraktiv. Seltsam, dass ihr das aufgefallen war! Und irgendwie unangebracht…
Sie verließ das Bad und betrachtete nachdenklich das Sofa im Zimmer. Vielleicht konnte sie ja darauf schlafen? Nein, Simon würde sich in Zukunft ständig über sie lustig machen, wenn er auch nur ahnte, dass sie jetzt ein bisschen nervös war, obwohl sie vorher so getan hatte, als wäre es das Harmloseste der Welt, sich zu ihm zu legen.
Und das war es ja auch! Sie knipste alle Lampen aus bis auf die auf Simons Nachttisch. Simon lag auf dem Rücken, hatte die Hände im Nacken verschränkt und wirkte, wie sie verstimmt feststellte, völlig entspannt. Ihn schien der Gedanke, dicht neben ihr zu schlafen, nicht zu beunruhigen.
Mich lässt das auch völlig kalt, sagte sie sich, ging zum Bett und legte sich unter die Decke. Es war so breit, dass keine Gefahr bestand, Simon zufällig zu berühren.
“Heute Morgen hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich die Nacht in einem Luxushotel verbringen würde”, sagte Polly, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
Simon seufzte. “Auf meiner Tagesordnung stand es auch nicht ganz oben.”
“Hoffentlich beschließt Helena nicht spontan, dich hier zu überraschen”, meinte sie, bemüht gelassen. “Wenn sie uns beide hier fände, wärst du im Erklärungsnotstand.”
“Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie herkommt”, erwiderte Simon und erinnerte sich mit einem unterdrückten Schauder an die unschöne Szene, als er Helena zuletzt gesehen hatte. Sie hatte den Fehler gemacht, ihm ein Ultimatum zu stellen, und war in Wut geraten, als sie merkte, dass er eine tief greifende Abneigung dagegen hatte, sich nötigen zu lassen. Er hatte immer geglaubt, Helena sei kühl und beherrscht, aber bei dem Anlass hatte sie gekreischt wie ein Fischweib und ihn mit allem beworfen, was ihr in die Hände geraten war.
“Und wenn doch?” beharrte Polly. “Was würdest du ihr sagen?”
“Ich würde ihr deine Notlage erklären.” Simon klang ungehalten.
“Helena würde es verstehen, denn sie hat dich ja kennen gelernt.”
Polly richtete sich kerzengerade auf. “Was genau willst du damit sagen?”
“Sie hat dich auf Emilys Hochzeit erlebt”, erinnerte er sie.
“Ich habe mich nur amüsiert”, konterte sie defensiv. “Helenas Problem ist, dass sie nicht weiß, wie man das macht.”
“Natürlich weiß sie das - auch ohne eine Flasche Champagner allein zu trinken, beim Tanzen ein Spektakel zu bieten und im Gedränge am kalten Büfett anderen Menschen körperlichen Schaden zuzufügen.”
“Das war eine Ausnahme”, sagte Polly schmollend. Musste Simon sie denn ständig kritisieren? “Ich benehme mich nicht immer so.”
“Hoffentlich! Trotzdem glaube ich nicht, dass Helena jemals eifersüchtig auf dich wäre.”
“Warum nicht?” fragte sie pikiert. “Es ist nicht völlig unmöglich, dass du dich zu mir hingezogen fühlen könntest, oder?”
“Darum geht es nicht”, antwortete Simon nach kurzem Zögern. “Du bist durchaus hübsch, aber für mich bist und bleibst du die Tochter der besten Freunde meiner Eltern und fast so etwas wie eine jüngere Schwester.”
Unzufrieden legte Polly sich wieder hin. “Mir geht es mit dir ähnlich”, sagte sie und zog die Decke zurecht. “Für mich bist du nichts weiter als Emilys und Charlies Bruder. Was müsste wohl passieren, damit du und ich uns anders sehen?” überlegte sie laut, wobei sie ganz vergaß, dass sie im Verlauf des Abends Simon schon mehrmals in völlig neuem Licht gesehen hatte.
Er antwortete nicht, weil er hoffte, dass sie dann endlich still sein und einschlafen würde, aber sie war offensichtlich noch zu munter.
“Wahrscheinlich müssten wir uns küssen oder so”, vermutete sie.
“Dann wäre es schwierig, an dich weiterhin als den guten alten Simon zu denken. Was meinst du?”
“Keine Ahnung.” Er klang gelangweilt. “Warum probierst du es nicht aus?”
Das brachte Polly zum Schweigen. Plötzlich war ihr zu Mute, als wäre sie im Dunkeln gegen eine Wand geprallt.
Simon wandte sich ihr zu und sah, wie bestürzt sie wirkte. Er lächelte spöttisch. “Das war wohl doch keine so gute Idee, oder?”
Sobald er es gesagt hatte, bereute er es schon. Sie konnte einer derartigen Herausforderung bestimmt nicht widerstehen.
“Und ob!” erwiderte Polly, ganz wie er erwartet hatte. “Lass es uns probieren.”
“Du probierst es”, sagte Simon und tadelte sich im Stillen für seine Dummheit. “Ich bin ganz zufrieden,
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