Das Ferienhaus der Liebe
Polly!
Na schön, sie war inzwischen erwachsen geworden, aber noch immer die verzogene, verantwortungslose und einen zum Wahnsinn treibende Polly, die er von klein auf kannte. Der Gedanke hatte etwas Beruhigendes an sich.
Sie hob den Kopf und sah Simon schalkhaft an. “Ich habe gerade überlegt, ob ich Mom anrufen soll. Sie wäre begeistert, wenn sie wüsste, dass ich die Nacht mit dir verbringe.”
Dieser Scherz verschlechterte seine Laune noch mehr. “Das ist bestimmt das Letzte, was sie hören möchte.”
“Na hör mal, Simon! Du weißt doch, dass deine und meine Mutter den Traum hegen, wir würden eines Tags heiraten. Das hast du mir ja auch versprochen, als ich dir mit vier Jahren einen Antrag gemacht habe.”
“Bestimmt haben unsere Mütter inzwischen eingesehen, dass dieser Traum niemals in Erfüllung gehen wird”, erwiderte Simon und legte sein Hemd und die Hose ordentlich auf einen Stuhl. “Ich bin doch, wie sie wissen müssten, überhaupt nicht dein Typ. Du bevorzugst muntere, Rugby spielende junge Männer mit mehr Muskeln als Verstand, stimmts?”
Das war eine ziemlich treffende Beschreibung ihrer bisherigen Freunde, aber Polly wollte es nicht zugeben. “Meine Vorlieben haben sich geändert”, sagte sie hochtrabend. “Philippe ist ein ganz anderer Typ Mann.”
“Er ist auch nicht dein Verehrer”, rief Simon ihr kühl ins Gedächtnis.
“Leider!” Polly seufzte. “Ich darf aber doch träumen, oder? Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick, Simon?”
“Nein!”
Natürlich nicht. Das hätte nicht zu ihm gepasst. “Ich habe mich, glaube ich, im ersten Augenblick in Philippe verliebt”, sagte sie träumerisch und bürstete sich wieder die Haare. “Wenn ich wüsste, dass er Martine besuchen wollte, habe ich die Stunden bis zu seiner Ankunft gezählt. Er ist attraktiv, kultiviert, selbstsicher und charmant.
Wenn er einen nur anlächelt, fühlt man sich großartig. Meine bisherigen Freunde waren bloß Grünschnäbel, er ist ein richtiger Mann”, schwärmte sie weiter und seufzte wieder. “Ob ich ihn jemals wieder sehen werde?”
“Das sollte deine geringste Sorge sein”, erwiderte Simon schroff, denn ihr Schwärmen stieß ihn ab. Wie typisch für Polly, sich in einen Mann zu verlieben, nur weil er attraktiv war! “Als ich ihn zuletzt gesehen habe, war er übrigens intensiv mit einer atemberaubenden Rothaarigen beschäftigt.”
“Ach, die!” Polly klang bedrückt. “Die war den ganzen Abend lang hinter ihm her.”
“Und sie hat ihn sich, wie ich beobachtet habe, offensichtlich gekapert”, sagte Simon mürrisch. “An deiner Stelle würde ich mir nicht länger den Kopf über Philippe Ladurie zerbrechen, Polly. Er spielt in einer anderen Liga als du.” Er wandte sich ab und öffnete den Koffer. “Denk lieber an etwas Nützliches - zum Beispiel daran, was du morgen machen wirst.”
“Kann ich darüber nicht morgen früh nachdenken?” bat sie. “Heute Nacht kann ich ohnehin nichts unternehmen, und irgendetwas wird sich bestimmt ergeben.”
Simon antwortete nicht, sondern zog sich das Unterhemd aus und legte es zu den anderen Sachen. Polly betrachtete seinen Rücken und wurde sich plötzlich bewusst, dass sie Simons Körper noch nie richtig wahrgenommen hatte. Sie hätte bisher bestimmt gesagt, er sei eher schmächtig gebaut, aber erstaunt stellte sie fest, dass er durchaus athletisch wirkte.
Seine Schultern waren breit, die Hüften schmal, die Beine gerade und der Rücken muskulös. Polly musste den verrückten Drang unterdrücken, zu Simon zu gehen und ihn zu berühren, um die festen Muskeln und die warme Haut zu spüren.
Als er sich ihr zuwandte, wurde sie rot. Rasch senkte sie den Kopf, damit ihr Haar ihr Gesicht verbarg, und fuhr sich mit der Bürste über den Kopf.
“Bist du noch immer nicht fertig?” fragte Simon gereizt, schlug die Decke zurück und legte sich ins Bett. “Ich habe noch nie jemand so lange sein Haar bürsten sehen!”
Helena braucht sich wahrscheinlich überhaupt nicht zu kämmen, sondern bleibt Tag und Nacht perfekt frisiert, sogar im Bett, dachte Polly und wünschte sich sofort, sie hätte es nicht getan. Der Gedanke, dass sie sich jetzt neben Simon legen musste, machte sie plötzlich nervös und befangen.
“Ich … ich muss noch mal ins Bad”, verkündete sie und ging rasch in den angrenzenden Raum.
Wenn ich doch nur nicht bemerkt hätte, wie gut Simon gebaut ist, dachte sie. Er war natürlich nicht so begehrenswert wie Philippe, aber
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