Das Ferienhaus der Liebe
Situation.”
Polly trank den Kaffee und fragte sich, ob Helenas Arbeit nicht nur ein Vorwand wäre, Simon nicht begleiten zu müssen. Selbst eine Superfrau wie sie konnte eifersüchtig sein, wenn Simon ihr ebenso von Chantal vorschwärmte.
Ob Chantal ihm das Herz gebrochen hatte? Man konnte sich zwar nur schwer vorstellen, dass Simon so romantisch wäre, aber seine Stimme klang ganz anders, wenn er Chantal erwähnte. Vielleicht hegte er noch eine geheime Leidenschaft für sie? Wenn ja, konnte man Helena keinen Vorwurf daraus machen, dass sie Arbeit vorschützte, um nicht in die ganze Angelegenheit verwickelt zu werden.
“Du hast mich auf die Idee gebracht, Polly.”
Simons Stimme brachte sie schlagartig in die Wirklichkeit zurück.
“Habe ich das? Welche Idee übrigens?”
“Dich als meine Verlobte auszugeben. Du hast Martine Sterne doch das Märchen aufgetischt, ich hätte dich in ganz Frankreich gesucht und dich dann in ihrem Garten angefleht, mich zu heiraten”, erinnerte er sie.
“Ja, ich weiß.” Polly schnitt ein Gesicht. Jetzt fragte sie sich, wie sie die Nerven gehabt hatte, diese alberne Geschichte zu erfinden.
“Chantal und Julien kennen Helena nicht”, fügte Simon hinzu. “Sie wissen nur, dass ich meine Freundin nach La Treille mitbringe.
Warum also solltest du nicht Helenas Stelle einnehmen? Und um es noch überzeugender zu machen, können wir ihnen erzählen, wir seien verlobt. Dann muss Julien doch einsehen, dass für ihn kein Grund zur Besorgnis besteht. Was meinst du?”
“Ich finde die Idee verrückt”, antwortete Polly unverblümt.
“Niemand würde uns für verlobt halten.”
“Warum nicht? Martine Sterne hat es geglaubt.”
“Nicht wirklich. Und außerdem: Im Gegensatz zu Mrs. Sterne kennt Chantal dich sehr gut, Simon. Sie weiß bestimmt, dass ich nicht dein Typ bin.”
Er zuckte die Schultern. “Warum sollte sie mir nicht glauben, wenn ich behaupte, in dich verliebt zu sein? Du brauchst nur einen Ring am Finger zu tragen und mich gelegentlich bewundernd und zärtlich anzusehen. Was wäre einfacher?”
“Vieles”, erwiderte sie kurz und bündig. “Ich würde mich mit den bewundernden Blicken schwer tun.”
“Du kannst doch schauspielern, oder?”
“Nicht so gut!”
“Letzte Nacht hast du aber eine ziemlich überzeugende Vorstellung geliefert”, erinnerte Simon sie ironisch. “Und heute Morgen spielst du sogar noch besser - es sei denn, du hast den Kuss wirklich schon vergessen.”
Zu ihrer Bestürzung wurde Polly rot. “Ach das”, sagte sie bemüht beiläufig, klang aber eher verlegen. Die Erinnerung an den Kuss war noch zu lebendig und zu beunruhigend, um darüber zu reden.
“Ja, das!” bekräftigte Simon spöttisch. “Wenn du mich in Juliens Gegenwart so küssen würdest, müsste er bald merken, dass er keinen Grund zur Eifersucht hat.”
Polly wandte den Blick ab. “Was genau schlägst du vor?”
“Ich mache dir ein faires Angebot: Ich nehme dich nach Marsillac mit, und du überzeugst Julien innerhalb der nächsten zwei Wochen, dass du mit mir verlobt bist. Nach den vierzehn Tagen gebe ich dir so viel Geld, dass du den restlichen Sommer in Frankreich verbringen und tun kannst, was du magst - zum Beispiel in Marsillac bleiben und Philippe anhimmeln. Du könntest allerdings auch herumreisen und noch Geld beiseite legen für die Heimreise.”
Polly überlegte. “Und wenn ich dem Angebot nicht zustimme?”
“Dann sagen wir jetzt Auf Wiedersehen und trennen uns als Freunde. Ich kümmere mich allein um Chantal und Julien, und du kannst sehen, wie weit du mit achtundvierzig Francs in der Tasche kommst.”
“Da ist dein Vorschlag ja das kleinere Übel, oder?”
“Er ist jedenfalls eine bessere Alternative, als entweder nach Hause zu fahren oder sich hier als Tellerwäscherin über Wasser zu halten, stimmts?”
Polly rührte den Kaffee um. “Was müsste ich sonst noch tun, außer dich hingerissen anzusehen?”
“Als Gastgeberin auftreten. Ich habe keine Haushaltshilfe in La Treille, deshalb müsste sich jemand ums Einkaufen und Kochen kümmern. Das könnten wir beide gemeinsam erledigen, und Chantal wird bestimmt helfen. Ansonsten ist es ein Urlaub, und du könntest dich entspannen und unternehmen, was du möchtest, vorausgesetzt, du lässt Julien nicht merken, dass du und ich nicht wahnsinnig ineinander verliebt sind.”
“Und wie überzeuge ich ihn davon, dass wir es sind?”
“Das kann doch nicht so schwierig sein”, meinte Simon
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