Das Ferienhaus der Liebe
Flur aus gelangte man in Bade und Gästezimmer, die wie der Wohnraum zugleich schlich und elegant eingerichtet waren.
“Und das ist mein Zimmer”, erklärte Simon und öffnete die letzte Tür. “Oder sollte ich lieber .unser’ Zimmer sagen?”
Polly ging an ihm vorbei. Auch hier war alles in gedämpften Farben gehalten, und ein großes Messingbett beherrschte den Raum.
Hier also schlief Simon. Mit Helena! Ob er die auch so küsst, wie er mich letzte Nacht geküsst hat? dachte Polly.
Ihr wurde seltsam zu Mute, und sie sah rasch beiseite. Hätte sie sich doch bloß nicht an den dummen Kuss erinnert! Jetzt malte sie sich unwillkürlich aus, wie es sein würde, heute Nacht neben Simon zu liegen, seine warmen Lippen und seinen festen Körper nur wenige Zentimeter entfernt…
Nein, es besteht kein Grund zur Sorge, beruhigte sie sich dann.
Simon hatte ihr unmissverständlich klargemacht, dass er nicht daran interessiert war, das Experiment zu wiederholen. Den ganzen Tag lang hatte er davon geschwärmt, wie wunderbar Helena und Chantal seien, und eins hatten seine frühere und jetzige Freundin auf jeden Fall gemeinsam: Sie waren völlig anders als sie, Polly.
Simon fand sie offensichtlich überhaupt nicht anziehend. Und das ist gut so, sagte sie sich rasch. Sie fand ihn ja auch nicht attraktiv. Na ja, nicht umwerfend attraktiv jedenfalls.
Unauffällig sah sie ihn an. Nein, verglichen mit Philippe war er nicht wirklich gut aussehend, aber er besaß ein gewisses Etwas. Auf den ersten Blick wirkte sein Gesicht nicht bemerkenswert, aber bei näherem Hinsehen entdeckte man, wie eindrucksvoll sein Profil war.
Er war zurückhaltend, doch die Ausstrahlung von kühler Kompetenz und ruhiger Kraft konnte man sehr anziehend finden.
Wenn man reservierte, erfolgsorientierte Männer mochte. Und das tat sie natürlich nicht!
Trotzdem wünschte Polly sich, sie hätte niemals herausgefunden, wie fest und muskulös sich Simons Körper anfühlte und wie verlockend seine warmen Lippen waren.
Sie schluckte trocken, wandte den Blick ab und ging zum Fenster, um die Läden zu öffnen. Jenseits der Olivenbäume blickte man auf dicht mit Lavendel bewachsene Hügel.
“Das ist eine herrliche Aussicht”, bemerkte Polly.
“Du kannst in einem der anderen Zimmer schlafen, bis Chantal und Julien eintreffen”, bot Simon ihr sachlich an.
Sie verkrampfte sich unwillkürlich. Wenn er schon so genau merkte, was in ihr vorging, konnte er das anstandshalber für sich behalten! Wenn sie sein Angebot jetzt annahm, würde er glauben, der Gedanke, in einem Bett mit ihm zu schlafen, mache sie nervös, und das durfte Simon auf keinen Fall vermuten.
“Für zwei Nächte lohnt es sich nicht”, erwiderte sie und zuckte die Schultern. Hoffentlich wirkte sie überzeugend gelassen. “Letzte Nacht war es, wie du gesagt hast, ja auch kein Problem, das Bett zu teilen, deshalb können wir gleich so weitermachen.”
“Ich hoffe nur, du willst nicht genauso weitermachen wie letzte Nacht”, sagte Simon bewusst sarkastisch. Es brachte ihn seltsamerweise aus dem inneren Gleichgewicht, Polly in seinem Zimmer zu sehen. Er hatte gehofft, dass es ihm deutlich vor Augen führen würde, wie wenig sie zu ihm passte, aber nun wirkte sie hier vielmehr zu Hause, als Helena es jemals getan hatte.
“Oder muss ich mich darauf einstellen, jede Nacht von dir geküsst zu werden?” fügte er spöttisch hinzu, um zu unterstreichen, dass er den Kuss nicht ernst genommen hatte. Ihm war allerdings nicht klar, ob er sich oder Polly davon überzeugen wollte.
“Natürlich nicht!” Sie wurde rot und verschränkte die Arme. “Diese Erfahrung will doch keiner von uns noch mal machen.”
“Wirklich nicht?”
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, und sie sah Simon verunsichert an. Er scherzte doch nur, oder? Seine Miene wirkte unergründlich.
“Du willst doch nicht etwa behaupten, du hättest es genossen, Simon?” Leider klang das nicht so beiläufig, wie sie beabsichtigt hatte.
“Hat es dir denn nicht gefallen?” konterte er.
Sie biss sich auf die Lippe. Zwar könnte sie es jetzt abstreiten, aber er würde bestimmt merken, dass sie log. Sie gab es nicht gern zu, aber sie hatte den Kuss tatsächlich genossen.
“Für einen Kuss war er nicht übel”, antwortete sie schließlich tapfer. “Es war aber nur ein Kuss. ” Sie schluckte trocken. “Du bist für mich noch derselbe Simon wie früher, und ich bin heute auch nicht anders als die Polly, die du schon immer
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