Das Ferienhaus der Liebe
gekannt hast.”
“Da bin ich mir nicht sicher”, erwiderte Simon und musterte sie.
“Du warst mir sehr fremd, als du mich geküsst hast.”
“Zu einem Kuss gehören immer noch zwei!” sagte sie und vergaß vor Ärger ihre Verlegenheit. “Du hast, wie du dich vielleicht noch erinnerst, den Kuss erwidert.”
“Ja, aber nur, weil du mit so viel Begeisterung bei der Sache warst, dass ich es unhöflich gefunden hätte, nicht mitzumachen.”
Pikiert sah Polly ihn an. “Keine Sorge, ich werde es dir nicht mehr zumuten.”
“Das wirst du leider nicht vermeiden können”, erklärte Simon kühl.
“Ab und zu müssen wir uns küssen, um Julien und Chantal davon zu überzeugen, dass wir ein Liebespaar sind.”
“Bisher hast du dich nicht unbedingt wie ein verliebter Mann aufgeführt”, sagte Polly scharf und dachte daran, wie unsanft er sie morgens zum Auto geschubst hatte. “Du solltest noch ein bisschen üben, bevor die beiden ankommen.”
Das klang für Simon nach einer Herausforderung. “Du meinst, ich muss noch ein bisschen an meiner Technik feilen?” Verärgert, weil Polly den Kuss, den er nicht vergessen konnte, so leichthin abtat, ging er zu ihr. Er legte die Arme um sie und zog sie eng an sich.
“Was tust du?” Völlig überrascht presste Polly ihm die Hände gegen die Brust.
“Ich übe”, antwortete er und sah ihr in die Augen. “Das hast du mir doch gerade empfohlen.”
“Ich meinte nicht…” Ihr stockte der Atem, als Simon sanft ihr Gesicht umfasste.
“Was nicht?” fragte er leise und blickte ihr auf den Mund.
Sie befeuchtete sich die trockenen Lippen und versuchte es nochmals. “Ich habe doch nicht gemeint…” Wieder verstummte sie, denn er strich ihr mit den Daumen über die Wangen, offensichtlich ohne zu merken, dass diese zarte Berührung ihre Haut prickeln ließ.
Dir Herz pochte wie rasend. Schweigend sah sie zu ihm auf, sich durchaus bewusst, dass sie sich leicht von ihm losmachen konnte, aber sie war wie hypnotisiert von seinem Blick.
“Etwa das nicht?” fragte Simon, neigte sich ihr zu und presste die Lippen auf ihren Mund.
Erst später dachte Polly an all das, was sie hätte tun sollen: einen Schritt zurücktreten, Simon wegstoßen oder das Ganze mit einem Scherz abtun. Sie tat nichts davon, sondern schloss die Augen, öffnete die Lippen und seufzte leise … als hätte sie nur darauf gewartet, dass Simon sie küsste - von dem Moment an, als er bei Sternes vor der Tür gestanden hatte.
Simon schob Polly die Finger ins Haar und küsste sie hingebungsvoll und so verführerisch, dass sie allen Widerstand aufgab.
Die Sonne hüllte sie in goldenes Licht. Der Kuss entflammte Pollys Sinne, und sie war sich nicht nur überdeutlich bewusst, wie sich Simons Lippen und Hände anfühlten, sondern auch der Wärme des Sonnenscheins auf ihrer Haut, der warmen, würzigen Luft und des Zirpens der Zikaden draußen im Garten.
Erregung durchlief Polly, und sie blieb wie gebannt stehen.
Unwillkürlich schmiegte sie sich an Simon, legte ihm die Arme um den Nacken und seufzte erfreut.
Simon hörte es und überlegte, dass sie vielleicht protestieren wollte. Was machte er da? Seine Sinne waren in Aufruhr, und es kostete ihn viel Willenskraft, den Kopf zu heben und Polly loszulassen.
“Und? War das besser?” erkundigte Simon sich, entsetzt über den rauen Klang seiner Stimme.
Polly blinzelte. Ihre Augen wirkten ganz dunkel. Simons Worte schienen von weit her zu kommen und brauchten lange, bis sie ihr ins Bewusstsein drangen. Dann erst fand Polly schlagartig in die Wirklichkeit zurück, eine Wirklichkeit, die nicht aus goldener Verzauberung bestand, sondern aus Simon, der sie forschend anblickte und ihr kühl und ungerührt Fragen stellte.
Rasch löste sie sich von ihm und lehnte sich Halt suchend ans Fensterbrett. Mach jetzt kein großes Getue, ermahnte sie sich. Sie war wütend auf sich, weil ihr sofort die Knie weich wurden, sobald Simon sie nur berührte, und zornig auf ihn, weil er nicht merkte, welche Wirkung er auf sie ausübte. Außerdem war sie entsetzt darüber, dass sie sich am liebsten wieder an ihn geschmiegt und ihn angefleht hätte, sie weiterzuküssen.
“Ja, das war schon besser.” Es klang nicht so kühl, wie Polly gehofft hatte, aber sie war froh, in ihrer derzeitigen Verfassung überhaupt einen zusammenhängenden Satz über die Lippen gebracht zu haben.
“Übung macht den Meister, stimmts?” Simon ging einige Schritte von ihr weg.
Er wirkte völlig
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