Das Ferienhaus der Liebe
hervorragend zusammen.”
Warum war ich dann erleichtert, als sie mich verlassen hat? fragte Simon sich und begann zu essen. Helena war tatsächlich die ideale Frau für ihn, aber die Beziehung zu ihr war eher bequem als leidenschaftlich gewesen.,
“Das mag ja sein, aber hättest du dich auch in sie verliebt, wenn sie außerdem nicht auch noch attraktiv wäre?” erkundigte Polly sich.
“Ich behaupte nicht, dass körperliche Anziehung keine Rolle spielt”, antwortete er ausweichend. “Andere Übereinstimmungen sind jedoch wichtiger. Zum Glück stimmen Helena und ich in allem überein.”
Wie schön für euch! sagte Polly im Stillen und stocherte missmutig in ihrem Tomatensalat herum. “Ich finde, Liebe sollte vor allem romantisch sein”, erklärte sie. “Ein Zimmer fühlt sich völlig leer an, wenn der Mensch,, den du liebst, nicht da ist. Es wird einem warm ums Herz, wenn er bei einem ist. Man weiß im ersten Augenblick, dass man sein ganzes Leben mit ihm verbringen möchte. Ich kann mir vorstellen, mich an einem Tag leidenschaftlich zu verlieben und schon am nächsten zu heiraten.”
Simon traute ihr so etwas Unüberlegtes durchaus zu. “Das wäre aber ein großes Risiko.”
“Vielleicht, aber eine solche Ehe hätte meiner Meinung nach genau die gleichen Erfolgschancen wie eine, bei der man vorher im Ehevertrag festlegt, wer die Zahnpastatube zuschraubt und dass Pünktlichkeit und Ordnungsliebe unerlässliche Bedingungen sind.
Wenn ich mich verliebe”, sagte sie hochtrabend, “dann auf ewig!”
“So wie bei Harry, Mark, Nick und all den anderen?”
“Ich wusste bisher nicht, dass du mein Liebesleben so genau im Auge behalten hast”, erwiderte Polly kühl. “Jedenfalls war ich in die Jungen nicht wirklich verliebt. Das waren nur flüchtige Beziehungen.
Wahre Liebe ist ganz anders, sie trifft einen wie ein Blitz aus heiterem Himmel.”
“Ist das passiert, als Philippe dir die Visitenkarte überreichte?”
fragte Simon sarkastisch. “Ich war doch dabei, aber mir sind keine Blitze aufgefallen.”
“Nein, da ist es nicht passiert”, erklärte sie zuckersüß, “sondern als ich ihn zum ersten Mal sah.”
“Ach, um Himmels willen!” Simon riss eine Scheibe Brot in Stücke. “Du weißt nicht mehr über ihn, als dass er gut aussieht und eine Schwester hat, die dich wie den letzten Dreck behandelt hat.”
Polly legte sich die Hand aufs Herz und sah ihn seelenvoll an.
“Hier drinnen weiß ich, wie Philippe ist!”
Es würde ihr ganz ähnlich sehen, sich auf eine Affäre mit ihm einzulassen, dachte Simon gereizt. Mit einem Mann wie Philippe würde sie nicht umgehen können. Er war, soviel man hörte, ein Frauenheld, ein Playboy ohne Mittel, seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren, und außerdem viel zu alt für sie! Wenn sie sich schon verlieben musste, warum nicht in einen vernünftigen Mann?
Einen wie dich? fragte ihn eine innere Stimme ungebeten.
Rasch verdrängte er den Gedanken. Nein, das wäre eine Katastrophe! Abgesehen von allen anderen unterschiedlichen Auffassungen, erwartete er von einer Beziehung Gemeinsamkeit.
Polly hingegen wünschte sich Blitzschläge aus heiterem Himmel.
Darauf konnte sie bei ihm lange warten.
Plötzlich erinnerte Simon sich daran, dass er sich wie elektrisiert gefühlt hatte, als er sie küsste, aber Polly wollte offensichtlich mehr als das. Anscheinend war sie noch immer fest entschlossen, sich wegen unpassender Männer zur Närrin zu machen, und selbst wenn sie bei dem Kuss ebenfalls gespürt hatte, wie ein Funken übersprang, konnte sie sich glücklich schätzen, wenn er, Simon, ihr nicht vor Ablauf der Woche den Hals umdrehte. Nein, mit Polly konnte er unmöglich länger zusammenleben.
Trotzdem wollte er nicht, dass man ihr wehtat, und genau das würde passieren, wenn sie sich mit Philippe einließ. Das ging ihn, Simon, zwar nichts an, aber ihre Eltern hatten nach dem Tod seines Vaters so viel für ihn getan, dass er sich verpflichtet fühlte, Polly vor Schaden zu bewahren. Er durfte nicht zulassen, dass sie sich in eine katastrophale Beziehung stürzte, sondern musste wenigstens versuchen, sie davon abzuhalten.
Mürrisch rieb er den Teller mit einem Stück Brot blank. Er hatte genug Sorgen wegen der Firmenfusion und konnte auf die Sorgen wegen Polly dankend verzichten.
Eigentlich brauche ich mir nicht den Kopf über etwas zu zerbrechen, das vielleicht niemals passiert, sagte Simon sich dann. Es war unwahrscheinlich, dass ein Mann wie
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