Das Ferienhaus der Liebe
Philippe sich für Polly interessierte. Sie war ja durchaus hübsch, aber er bevorzugte wahrscheinlich weltgewandtere Frauen.
Möglicherweise würde sie ihm gar nicht mehr begegnen, da Marsillac keine kleine Stadt war. Polly würde ein, zwei Wochen lang schwärmen und seufzen, dann würde sie das Interesse verlieren, wenn Philippe nicht auftauchte. Je länger Simon darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er sich entspannen konnte.
Er hatte sich geirrt.
“Lass uns noch Blumen kaufen”, schlug Polly vor, als sie auf dem Weg zum Auto zurück an einem verschwenderisch bestückten Blumenstand vorbeikamen.
“Wir brauchen keine”, wandte Simon ein, aber sie ließ sich nicht beirren, sondern zog ihn mit sich.
“Sieh nur die riesigen Sonnenblumen!” rief sie begeistert. “Ich weiß, sie stehen nicht auf deiner kostbaren Liste, aber lass uns trotzdem welche mitnehmen, damit das Haus richtig freundlich aussieht, wenn Chantal ankommt.”
“Na gut, einen Strauß!”
“Sei doch nicht so knauserig”, erwiderte sie fröhlich und nahm sich einen großen Bund Kornblumen. “Wir beide sind doch angeblich verlobt. Du solltest mich mit Blumen überschütten.”
“Du hast schon einen sehr kostspieligen Ring von mir bekommen”, erinnerte Simon sie streng, aber er hätte sich den Atem sparen können, denn Polly neigte sich nun über einen Eimer voller Mimosen.
“Sollen wir davon auch welche nehmen?”
“O ja, selbstverständlich!” sagte Simon sarkastisch. “In La Treille haben wir ja lediglich einen ganzen Garten voll von dem Zeug.”
“Sicher, aber es wäre schade, die abzuschneiden”, argumentierte sie und nahm zwei riesige Sträuße Mimosen. “Darf ich auch Margeriten haben?”
“Warum kaufst du nicht gleich den ganzen Stand, wenn du schon dabei bist?” fragte er anzüglich, ließ sie aber gewähren, bis sie einen ganzen Arm voll Blumen ausgesucht hatte.
“Sind die nicht schön?” Polly neigte das Gesicht über die Blüten und atmete tief den Duft ein, bevor sie zu Simon aufblickte. “Ich gebe meine achtundvierzig Francs dazu, wenn du möchtest.”
Nur Polly brachte es fertig, ihr letztes Geld für Blumen auszugeben! “Das ist nicht nötig”, erwiderte Simon kurz angebunden.
“Ich schenke sie dir, wenn dir wirklich so viel daran liegt.”
“Das tut es.” Sie belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln, und ihm stockte fast der Atem.
Dann wandte Simon sich dem erfreuten Blumenverkäufer zu und fragte, wie viel er schuldig sei. Polly bekam beinah ein schlechtes Gewissen, als sie sah, wie Simon eine Hand voll Banknoten überreichte und nur einige Münzen zurückbekam. Dann sagte der Verkäufer etwas, und Simon antwortete in so raschem Französisch, dass Polly es nicht verstand.
“Was hat er gesagt?” fragte sie wissbegierig, während sie den Platz überquerten.
Simon zögerte ganz kurz. “Dass du schön seist.”
“Oh, wie nett von ihm!” Polly war begeistert. “Und was hast du daraufhin gesagt?”
“Ich habe ihm zugestimmt”, gestand er ihr.
“Ehrlich?” Sie sah ihn argwöhnisch an, denn bestimmt meinte er das sarkastisch.
“Du musst doch wissen, dass du hübsch bist, Polly”, erwiderte er schroff und wich ihrem Blick aus.
“Ich wusste aber nicht, dass du es auch findest”, erklärte sie und blieb stehen. “Findest du mich wirklich hübsch?”
Sie standen mitten auf dem Hauptplatz und sahen einander an.
Plötzlich war es, als würde alles um sie her versinken, und sie bemerkten nicht länger das lärmende Autohupen, die schwatzenden Menschen und das hektische Treiben auf dem Markt.
Später war Simon sich nicht mehr sicher, was er hatte sagen wollen, denn bevor er ein Wort über die Lippen brachte, erklang eine Männerstimme.
“Polly?”
Polly brauchte eine Weile, um zu bemerken, dass jemand sie angesprochen hatte, und als sie sich umwandte, benötigte sie noch einen weiteren Moment, bevor ihr klar wurde, dass Philippe Ladurie direkt vor ihr stand.
Verwundert sah sie ihn an, dann riss sie sich zusammen. “Philippe!
Ich… ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu sehen”, sagte sie stockend.
Ach nein? dachte Simon und beobachtete sie gereizt. Sie hatte sich extra fein gemacht und während des Essens ständig die Menschenmenge auf dem Platz im Auge behalten in der Hoffnung, Philippe zu entdecken!
“Ich wusste ja gleich, dass Sie es sind!” Philippe war der personifizierte Charme. Vorsichtig neigte er sich zu ihr, um die Blumen in ihren Armen nicht zu
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