Das Ferienhaus der Liebe
stöhnte gereizt. “Du bist doch nicht wirklich in ihn verliebt, oder?”
“Ich würde gern Gelegenheit haben, mich in ihn zu verlieben. Er ist der Mann meiner Träume”, behauptete sie schwärmerisch.
Die Chance, nochmals zu unterstreichen, dass Simon nicht ihr Typ war, ließ sie sich nicht entgehen. Sie neigte sich vor und tippte auf das Blatt. “Setz ihn doch auf die Liste unter der Rubrik, was wir für mich besorgen. Ach ja, und ein Mittel gegen den Kater.”
Ihr Haar streifte seine Wange. Simon war sich Pollys Nähe so überdeutlich bewusst, dass er es nicht länger ertrug. Rasch schob er den Stuhl zurück und stand auf, wobei er die Liste in die Hemdtasche steckte. “Wenn du wirklich fertig bist, können wir ja aufbrechen, Polly.”
6. KAPITEL
“Welcher gefällt dir?” fragte Simon und neigte sich vor, um die Ringe näher zu betrachten, die der Juwelier gefällig auf einem mit dunklem Samt bezogenen Tablett arrangiert hatte.
“Ich weiß nicht”, erwiderte Polly, überwältigt von der glitzernden Pracht. “Sollen wir nicht einfach den billigsten nehmen?”
“Nein, du darfst dir einen aussuchen, der dir wirklich gefällt.
Immerhin musst du ihn zwei Wochen lang am Finger tragen.”
Sie zögerte trotzdem. Jeder einzelne Ring war wunderschön - und erschreckend teuer! “Bist du dir sicher, dass es nötig ist? Ich halte es für eine grässliche Verschwendung.”
“Ach Polly, das haben wir doch schon alles besprochen.” Simon klang ungeduldig. “Dass wir unsere Verlobung bekannt geben, wird der Höhepunkt unserer kleinen Komödie sein, und Julien lässt sich vom Funkeln der Diamanten an deinem Finger bestimmt mehr als von allem anderen überzeugen.”
“Was willst du aber nachher mit dem Ring anfangen?” wandte sie ein. “Wenn du beabsichtigst, ihn Helena zu schenken, such einen aus, der ihr gefällt. Womöglich hat sie einen völlig anderen Geschmack als ich.” Nein, ganz bestimmt sogar, fügte sie im Stillen hinzu.
Simon fragte sich, ob es möglich wäre, ein noch taktloseres Geschenk für Helena zu finden als einen “gebrauchten”
Verlobungsring. Unwillkürlich malte er sich die Szene aus: Er würde bei Helena klingeln, ihr erklären, dass er sie weiterhin nicht zu heiraten beabsichtige, und ihr dann als Entschädigung den Ring überreichen, den Polly als seine vermeintliche Braut getragen hatte.
“Nein, ich werde ihn Helena in keinem Fall geben”, sagte er so nachdrücklich, dass Polly ihn überrascht ansah. “Sie verdient etwas viel Spezielleres als das, was hier angeboten wird”, fügte er schnell hinzu, bevor sie ihn fragen konnte, warum er der Frau, die er angeblich liebte, keinen King kaufen wollte. “Und keinen Secondhandring, wie es deiner im wahrsten Sinn des Worts wäre. Du kannst ihn behalten.”
“Ich will ihn nicht!” Polly war gekränkt. Was für sie gut genug war, erschien ihm nicht wertvoll genug für seine kostbare Helena! “Ich hätte ständig Angst, ihn zu verlieren.”
“Selbst du müsstest doch einen Ring im Auge behalten können, der an deinem Finger steckt, oder?”
“Ja, aber das würde er nicht. Ich könnte ihn nur tragen, wenn ich wirklich verlobt wäre. Was sollte ich denn sagen, wenn Mom oder Emily fragen würden, woher ich ihn habe?”
“Oh, na gut, ich behalte ihn!” Simon seufzte ungehalten. Er war mit der Geduld am Ende. Es war äußerst aufreibend gewesen, mit Polly einkaufen zu gehen. Seine Vorstellung von Einkaufen bestand darin, sich systematisch durch die Liste zu arbeiten und die einzelnen Posten so schnell wie möglich abzuhaken. Polly hingegen schlenderte ziellos die Gänge des Supermarkts entlang, nahm die unnötigsten Dinge, die sie finden konnte, änderte außerdem alle fünf Minuten die Meinung, wie viel von etwas sie brauche, und merkte immer erst zu spät, dass sie an dem, was sie wirklich wollte, schon längst vorbeigegangen war.
Dann hatte sie darauf bestanden, Obst und Gemüse auf dem Markt zu kaufen, und da hatte sie sich noch schlimmer aufgeführt. Sie war von Stand zu Stand gegangen, hatte begeistert die Auswahl an Käse kommentiert, der auf Strohmatten ausgelegt war, sie hatte in Fässer mit Oliven geblickt, Steigen mit glänzenden Auberginen, Fleischtomaten und Spargel genauestens inspiziert und Melonen kennerisch beschnuppert, ohne jedoch etwas zu kaufen. Erst nachdem sie gemächlich jeden einzelnen Stand begutachtet hatte, beschloss sie, zum ersten zurückzugehen und alles dort zu kaufen, weil - so ihre
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