Das Ferienhaus der Liebe
zerdrücken, und küsste Polly zweimal auf jede Wange. “Es ist schön, Sie wieder zu sehen, Polly.”
“Danke gleichfalls!” Sie war sich überdeutlich bewusst, dass Simon neben ihr stand und keine Miene verzog, und sie fühlte sich eigenartig. Warum war sie nicht hellauf über das Wiedersehen mit Philippe begeistert, sondern fragte sich, wie Simons Antwort ausgefallen wäre und warum er sie so seltsam angesehen hatte?
“Ach … Darf ich Sie mit Simon Taverner bekannt machen?” fragte sie schließlich höflich. “Simon, das ist Philippe Ladurie.”
“Ich habe schon viel von Ihnen gehört”, sagte Philippe und schüttelte Simon die Hand.
“Und ich von Ihnen”, erwiderte der und blickte vielsagend zu Polly.
“Tut mir Leid, dass ich mich nicht von Ihnen verabschieden konnte”, sagte sie schnell. “Ich musste das Haus Ihrer Schwester unerwartet verlassen.”
“Davon habe ich bereits gehört.” Philippe lachte. “Ich kann Ihnen keinen Vorwurf daraus machen, dass Sie gekündigt haben. Es ist nicht immer leicht, mit meiner Schwester auszukommen.”
“Ich habe nicht gekündigt, ich bin rausgeworfen worden”, erklärte Polly aufrichtig.
Philippe sah von ihr zu Simon. “Oh, dann stimmt es nicht, dass Sie beide verlobt sind?”
“Natürlich stimmt es”, antwortete Simon rasch, bevor Polly etwas sagen konnte, und legte ihr demonstrativ den Arm um die Schultern.
“Warum sollte es nicht stimmen?”
“Wir waren nur überrascht, weil Sie es als Geheimnis behandelt haben”, antwortete Philippe und lächelte Polly an. “Meine herzlichsten Glückwünsche. Sie sind zu beneiden, Mr. Taverner.”
“Ja”, bestätigte Simon kühl.
Seine spürbare Feindseligkeit ließ Philippe unbeeindruckt.
“Wohnen Sie hier in Marsillac?”
“Nein, nahe Vesilloux”, antwortete Polly, da sie wusste, Simon würde so wenig Informationen wie möglich liefern. Unauffällig versuchte sie, sich von ihm zu lösen, aber er hielt sie eisern fest.
“Kennen Sie den Ort?”
“Selbstverständlich. Ich lebe in St. Georges, ganz in der Nähe von Vesilloux. Wir sind demnach beinah Nachbarn.”
“Nein, nach St. Georges sind es mindestens fünfzehn Kilometer”, verbesserte Simon ihn. “Dazwischen liegt Marsillac. Ich würde uns nicht wirklich als Nachbarn bezeichnen.”
“Nachbarn im Geiste aber doch!” Philippe lächelte charmant.
Es gab eine Gesprächspause, und Polly suchte verzweifelt ein neues Thema, aber ihr fiel nichts ein, weil Simon sie immer noch festhielt und damit störte.
“Sie wollen also einen Engländer heiraten, Polly?” sagte Philippe schließlich. “Heißt das, Ihnen liegt nichts mehr daran, Dir Französisch zu verbessern?”
“O doch!” Sie trat Simon warnend auf den Fuß, aber obwohl er zusammenzuckte, ließ er sie nicht los. “Tatsächlich hatte ich schon daran gedacht, Sie demnächst anzurufen”, fügte sie hinzu, in erster Linie, um Simon zu ärgern. “Simon muss in zwei Wochen nach England zurück, aber ich möchte hier bleiben und meine Sprachkenntnisse erweitern. Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht einen Lehrer empfehlen.”
“Die beste Methode, eine Sprache zu lernen, ist, sie ständig zu sprechen, und dafür braucht man keinen Lehrer. Ich wäre entzückt, Ihnen Nachhilfe in Konversation zu geben, meine liebe Polly!”
“Das würde dir doch nichts ausmachen, Liebling, oder?” fragte sie Simon herausfordernd und bemerkte erfreut, dass in seiner Wange ein Muskel zuckte. Das hatte er nun davon, dass er ihr das Wiedersehen mit Philippe verdarb!
“Natürlich nicht”, erwiderte Simon mühsam beherrscht.
“Sie beide müssen mich unbedingt einmal besuchen”, lud Philippe sie höflich ein.
Da Polly merkte, dass Simon ablehnen wollte, sagte sie schnell:
“Ja, gern. Dir ist das doch auch recht, Schatz?”
Er funkelte sie an. “Du weißt doch, dass wir ab morgen Gäste haben, Liebling.”
“Bringen Sie die einfach mit”, schlug Philippe zuvorkommend vor.
“Übernächstes Wochenende gebe ich eine Party. Kommen Sie dann doch alle zu mir, und dann verabreden wir einen Termin für Ihre erste Konversationsstunde, Polly wenn Sie möchten.”
Philippe lächelte sie so strahlend an und sah dabei so umwerfend attraktiv aus, dass sie das Lächeln erwiderte, obwohl sein Entgegenkommen sie ziemlich überwältigte. Sie war so daran gewöhnt, von weitem für ihn zu schwärmen, dass es sie jetzt verwirrte, dass ihre Phantasien Wirklichkeit wurden.
“Ich freue mich schon
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