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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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keinerlei Unterstützung gewähren. Dies ist ein dienstlicher Befehl in meiner Eigenschaft als Statthalter der Erdregierung auf dem Mars, was mich, wie Sie wissen, zum Gouverneur und Obersten Richter in einer Person macht. Sollten Sie dieser Anordnung zuwiderhandeln, werde ich disziplinarische Maßnahmen einleiten.« Er setzte ein süffisantes, beinahe gehässiges Lächeln auf. »Ich darf wohl davon ausgehen, dass die rechtliche Diskussion damit beendet ist.«

18
    Einzelhaft in verminderter Schwerkraft
    Die nächste Schikane war, dass das geplante Silvesterfest am Point Armstrong abgesagt wurde. Das Fest, das nach dem Willen der Marssiedler ein unvergessliches Erlebnis hatte werden sollen, war in den Augen Tom Pigratos, Statthalter der Erdregierung und Oberaufseher aller Stilllegungspläne, nichts anderes als eine unverzeihliche Verschwendung von Zeit, Arbeitskraft, Energie, Sauerstoff und Treibmethan. Abgesehen davon, so schloss seine Erklärung, sei »Silvester eine Woche nach Weihnachten, nicht Anfang November.«
    Die Siedler murrten hörbar. So viel war vor der Stilllegung der Siedlung auch wieder nicht zu tun, dass man vier Monate nonstop hätte durcharbeiten müssen. Energie gab es im Überfluss und somit auch Sauerstoff. Und schließlich mussten auch die Vorräte an Treibmethan aufgebraucht werden.
    Das wusste Pigrato auch. Seine Sorge war in Wirklichkeit, dass die Siedler beim Anblick der atemberaubenden Marslandschaft in aufrührerische Stimmung geraten könnten. Vor seinem geistigen Auge sah er die Marssiedler vor sich, wie sie in diesem großen, kalten Zelt standen und, ergriffen vom Panorama der Marsnacht, den gemeinschaftlichen Beschluss fassten, das Joch der Erdregierung abzuwerfen und einen eigenständigen Staat auszurufen. Es hatte in der Geschichte schon größere Narrheiten gegeben. Und er wollte nicht ein Dutzend Rover voller Fäuste schwingender, zu allem entschlossener Kolonisten zurückkehren sehen.
    Nicht dass er das hätte nachvollziehen können. Wenn er aus den Fenstern der oberen Station sah, erblickte er nur eine kalte, lebensfeindliche Welt in abartigen Farben, in der Menschen seiner Auffassung nach absolut nichts verloren hatten. Hätte man ihm als Alternative einen Posten in irgendeiner schlammigen Hinterwäldlersiedlung im sibirischen Protektorat angeboten, er hätte ohne Zögern eingeschlagen. Aber er wusste, dass die Siedler diesbezüglich unbelehrbar waren.
    In derlei Gedanken versunken war er, als Mohammed Abd El Farukh das Arbeitszimmer betrat und sich, als Pigrato fortfuhr, die Wand anzustarren, schließlich durch vernehmliches Räuspern bemerkbar machte.
    »Was gibt es?«
    »Etwas, das Sie sich einmal ansehen sollten«, sagte der hünenhafte, in Agadir geborene Organisator.
    Eine seltsame, angespannte Atmosphäre herrschte in den Gängen und Räumen der Marssiedlung. Eine Art fiebriges Warten, was als Nächstes geschehen würde. Niemand glaubte, dass die Regierung es dabei bewenden lassen würde, dass ein dreizehnjähriges Mädchen nicht zur Erde gehen konnte, und die Pläne zur Stilllegung der Marssiedlung deswegen einfach aufgab, ohne ein weiteres Wort. Andererseits hatte auch niemand eine Vorstellung davon, was für eine Alternative es geben mochte.
    Aber man hatte wieder zu hoffen begonnen.
    Noch war nichts über Elinns Befund an die Medien gedrungen. In den Nachrichten und Berichten wurde über das Für und Wider der Marskolonisation diskutiert. Vertreter der Regierung legten die Argumente dar, die für eine Schließung der Marssiedlung sprachen, »zumindest in der gegenwärtigen Situation«, wie sie immer wieder betonten. Wissenschaftler sowie Sprecher verschiedener Verbände, die die extraterrestrische Siedlung befürworteten, kritisierten die Entscheidung und auch die Art und Weise, wie sie zu Stande gekommen war. Umfragen ließen ein gewisses Unbehagen in der Bevölkerung erkennen: Die meisten waren nicht damit einverstanden, dass die Besiedlung des Mars beendet werden sollte, konnten aber nicht recht sagen, warum.
    Die Siedler nahmen das Verbot der Silvesterfeier mehr oder weniger widerstandslos hin, nicht zuletzt, weil sie hofften, dass sich letztlich doch noch alles zum Guten wenden würde. Wenn die Regierung ihren Beschluss rückgängig machte, würde es schließlich noch viele Marssilvester geben, die man feiern konnte, und wie!
    »Ich glaube nicht, dass es so einfach gehen wird«, sagte Jewgenij Turgenev. »Ich meine, man kann sich das ausrechnen. Wenn sie zwei

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