Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1
guter Laune erlebt hatte. »Na, ihr Bruchpiloten?«, begrüßte er sie. »Nur immer herein in die gute Stube. Was habt ihr angestellt mit eurer Mühle?« Er sah nach draußen. »Wo ist sie überhaupt?«
Knight machte eine vage Handbewegung in südliche Richtung und brummte: »Dort hinten. Sand im Verteiler, schätze ich. Hat die Turbine abgewürgt.«
»Echt?«, grinste Daniel. »Ich würd zu gern die Gesichter der Jungs von ArabMot sehen, wenn du ihnen das erzählst.«
Knight grinste nur schwach. »Lass uns heimfahren. Ich komm morgen raus und tausche den Verteiler aus, dann ist die Sache für mich gegessen.«
»Wie du meinst.« Eisenhardt ließ die Turbine aufheulen, bewegte den Steuerhebel, setzte den Rover zurück und legte ihn in die Kurve. »In der Station herrscht übrigens Radau, nicht dass ihr euch wundert. Pigrato hat Ausgangssperre verhängt. Die Schleusen sind so geschaltet, dass man nur noch rein kann, aber nicht mehr raus. Und seine Jungs halten den Maschinenleitstand besetzt. Ich war gerade draußen, darum konnte ich euch abholen.«
Roger Knight runzelte die Stirn. »Ist er jetzt vollkommen übergeschnappt, oder was?«
Daniel Eisenhardt sah Carl an. »Nach dem, was ich über Funk gehört habe, haben Pigrato und Senator Bjornstadt deine Mutter unter Druck gesetzt, einen Vertrag zu unterschreiben. Sie zieht den Antrag an die Kommission zurück und bekommt dafür lebenslanges Wohnrecht auf McAuliffe Station.«
Carl spürte einen heißen Schrecken.
»Mit anderen Worten, die Schließung ist endgültig«, meinte Knight.
»Genau. Na ja, und das hat ein paar Leute aufmüpfig werden lassen. Nichts Dramatisches – sie wollten die Sache mit Point Armstrong heute Abend eben doch durchziehen, trotz Verbot. Aber Pigrato hat das mitgekriegt und die Siedlung abgeriegelt.«
Knight schüttelte den Kopf. »Und wie lange will er das treiben? Ich meine, es steht ja noch die eine oder andere Ernte aus, wenn ich mich nicht irre.«
»Er sagt, bis morgen. Es geht ihm nur um das Silvesterfest.«
»Typisch. Er ist eben doch hauptsächlich ein alter Griesgram und Spielverderber.«
Als sie vor der oberen Station ankamen, standen die meisten der anderen Rover ordentlich nebeneinander auf ihren markierten Abstellplätzen. Durch die unteren Stationsfenster sah man jede Menge Leute in den Schleusenvorräumen und angrenzenden Gängen herumstehen und aufgeregt gestikulieren. Manche von ihnen hatten noch ihre Raumanzüge an, andere schleppten Isolierbehälter in Richtung Aufzug davon. Und alle wirkten aufgebracht.
»Tja, Leute«, meinte Daniel Eisenhardt. »Gehen wir rein, oder gehen wir nicht rein? Überlegt’s euch gut.«
Als das äußere Schleusenschott hinter ihnen zufuhr, war es schon ein bisschen so, als schlössen sich Gefängnistore. Carl spürte eine harte Spannung im Bauch, und auch die beiden Männer schienen die rasch steigende Druckanzeige nicht so gelassen wie sonst zu verfolgen. Dann leuchtete endlich das Signal auf, dass sie die Helme abnehmen konnten.
»Ich glaube, ich muss heute noch diesem Pigrato den Hals rumdrehen«, knurrte Roger Knight und wischte die Innenseite des Visiers mit der Hand ab. »Oder mich sinnlos besaufen, falls das nicht geht.«
Daniel Eisenhardt grinste bloß. »Dafür ist dir doch jeder Vorwand recht.«
Die Pumpen liefen jammernd aus, und das Innenschott öffnete sich. Sie hatten erwartet, in dutzende aufgeregter Gesichter zu sehen, aber die aufgeregten Gesichter waren alle dem nächsten Interkomanschluss zugewandt, über den im Moment eine Ansprache des Statthalters begonnen hatte.
». . . spricht Tom Pigrato, Statthalter der Erdregierung in der Marssiedlung. Zunächst will ich Sie noch einmal daran erinnern, dass ich die Genehmigung für das geplante Fest in dem Druckzelt am Point Armstrong aus einer Reihe von Gründen wieder zurückziehen musste. Um Sie davor zu bewahren, aus einer momentanen Erregung heraus meinen Anordnungen zuwiderzuhandeln, habe ich die Schleusen so schalten lassen, dass bis morgen früh kein Durchgang nach außen möglich ist.«
»Toll, wie er das immer formulieren kann«, brummte Roger Knight, während er sich so leise wie möglich aus seinem Raumanzug schälte.
»So viel dazu. Außerdem muss ich Ihnen die unerfreuliche Mitteilung machen«, fuhr die hallende Stimme des Statthalters fort, »dass meine Mitarbeiter heute fortgesetzte Diebstähle von Lebensmitteln aus dem Lager festgestellt haben. Wir wissen noch nicht, wer diese Diebstähle verübt, aber
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