Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Dipple! Das sind enge, vielfach gewundene Gesteinsröhren vermutlich vulkanischen Ursprungs. Sie gehören mit zu der areologischen Formation des Siedlungsuntergrundes. Kapitel 1, Unterpunkt 3, wenn ich mich nicht irre. Areologie der Marssiedlung.«
    Dipple warf ihr einen bösen Blick zu. »Das habe ich gelesen, stellen Sie sich vor. Und sogar das Wort ›Mäusegang‹ war mir ein Begriff. Aber haben Sie so ein Ding schon einmal gesehen?«
    »Nein«, musste MacGee zugeben.
    »Es ist ein verdammt enges, dunkles Loch. Ich würde Platzangst kriegen da drin, selbst wenn ich hineinpassen würde. Was ich nicht tue. Die Einzigen, die hindurchkriechen könnten, sind die Kinder. Was schließen wir daraus?«
    Die Britin sah ihn forschend an. »Die Kinder stehlen die Lebensmittel.«
    »Genau. Und was ich Sie frage, ist, ob Sie etwas von einem geheimen Versteck der Kinder haben läuten hören. Ich meine, Kinder haben manchmal so etwas, nicht wahr?«
    »Haben sie das?« Cory MacGee rümpfte die Nase, während sie nachdachte. Sie hatte eine spitze, fast messerscharfe Nase, was zusammen mit ihren kurzen blonden Haaren unerhört schnippisch aussehen konnte.
    »Klar. Als ich ein Kind war, hatten wir ein Versteck auf dem Gelände einer stillgelegten Fabrik. In einem Keller, in dem Matratzen waren und ein alter Ledersessel. Wir haben dort…« Er unterbrach sich. Was sie dort angestellt hatten, wollte er ihr lieber doch nicht erzählen. »Und Sie?«, fragte er. »Was haben Sie gemacht als Kind?«
    »Mit Puppen gespielt, stellen Sie sich vor. Und am Computer. Ich weiß nicht, in welcher Gegend Sie aufgewachsen sind, aber ich habe mich mit meinen Freundinnen meistens in irgendwelchen virtuellen Räumen getroffen, wo man alles sein und tun konnte, was man wollte.«
    Dipple hob abwiegelnd die Hände. »Schon gut. Die Kinder hier kennen keine virtuellen Netze. Also, Preisfrage – wo verstecken sie die Lebensmittel?«
    »Keine Ahnung.« MacGee zuckte die Schultern. »Die Kinder können mich genauso wenig leiden wie Sie, Dipple. Seit ich hier bin, habe ich vielleicht fünf Sätze mit ihnen gesprochen. Mit allen zusammen, wohlgemerkt.« Sie dachte aber nach, immerhin. »Ich schätze, wenn sie ein geheimes Versteck haben, dann in einer der großen Höhlen, die nicht erschlossen sind. Die man nur durch Mäusegänge erreicht. Da haben Sie keine Chance, heranzukommen.«
    Dipple zerquetschte einen nicht gesellschaftsfähigen Fluch zwischen den Zähnen. Er starrte die Monitore an, auf denen Leitungen farbig blinkten, Zahlen und Diagramme sich veränderten, das Pulsieren der Lebenskreisläufe der Marssiedlung sichtbar war, aber er sah nichts davon.
    Schließlich straffte er sich. »Na schön«, sagte er. »Dann gehe ich mal und erstatte Bericht.« Er schüttelte den Kopf. »Pigrato wird begeistert sein.«
    Man würde also Silvester an diesem Abend auf der Plaza feiern, inoffiziell, und man hoffte, dass wenigstens diese kleine Feier nicht verboten würde. Diejenigen, die die Tische aufstellten, bemühten sich, möglichst wenig Krach dabei zu machen, und sahen sich unwillkürlich immer wieder um in der Erwartung, Pigrato finsteren Gesichts daherkommen zu sehen. In den Töpfen und Bratröhren der Gemeinschaftsküche schmorte und bruzzelte, was an diesem Abend verzehrt werden sollte, und es war, als habe man beschlossen, heute alles aufzuessen, was noch da war. Es gab: Hühnerbrühe mit Mungbohnensprossen. Risotto mit Möhren, Lauch und schwarzen Pilzen. Überbackene Kartoffeln im Fischsud. Pizza marsianische Art, was hieß mit fünferlei Pilzen, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Mais, aber ohne Käse: stattdessen schmolz eine fette Mischung aus Olivenöl und Soja darüber. Gefüllte Brötchen. Geröstete Nüsse mit Kräutercreme. Selbst fritierte Kartoffelchips. Puffmais mit Zucker. Glasierte Möhrenschnitze. Überbackene Äpfel mit Lebkuchengewürz. Eine unglaubliche Mischung köstlicher Düfte verbreitete sich nach und nach in der Siedlung, viel versprechender und lockender als jemals zuvor.
    Und dann sagte jemand: »Warum eigentlich?«
    Später wusste niemand mehr, wer das zuerst gesagt hatte. Das heißt, jeder erinnerte sich anders. Jedenfalls, jemand sagte: »Warum lassen wir uns die Silvesterfeier draußen am Point Armstrong eigentlich verbieten? Warum packen wir nicht einfach alles zusammen und fahren los?«
    »Weil Pigrato es verboten hat«, sagte man ihm. Oder ihr. Wer auch immer es gewesen ist.
    »Und?«, war die Antwort. »Wenn wir ihm nicht

Weitere Kostenlose Bücher