Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fest Der Fliegen

Das Fest Der Fliegen

Titel: Das Fest Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
Vom Netzwerk:
zu Hause, falle ich auf den Kopf.«
    Er half ihnen, die Schiffstickets zu kaufen, trug Swobodas Koffer auf die Fähre, sagte augenzwinkernd »Wir Deutsche müssen zusammenhalten! Meine Grüße an Olga!« und strahlte eine Lebenszuversicht aus, die den beiden Polizisten aus Zungen an der Nelda auf der Fahrt in seinem Wagen abhandengekommen war.
    Der Maler Simeon Lavrakis hatte auf dem Besucherschein der Camera Obscura in Edinburgh als Adresse Panagia/ Thassos/Griechenland angegeben. Domingo war sicher, dass die Gottesmutter ihn hier beschützte. Er erinnerte sich an Salviatis Erklärung, dass Panagia die Allheilige bedeutete und dass dies für orthodoxe Griechen der Name der Jungfrau Maria war. Gegenüber der Marienkirche Kimissis tis Theotokou hatte er im Hotel Thassos Inn ein Zimmer gemietet und sich am Abend bereits im Dorf umgehorcht, wo er den Maler finden könne. Lavrakis war nicht nur in Panagia bekannt, auf ganz Thassos fand man seine von Rotocker beherrschten mythologischen Motive und Landschaften, die man in Limenas in einer Kunsthandlung erwerben und sich nach Hause schicken lassen konnte, die er aber auch selbst an Touristen in Panagia verkaufte, wenn er Lust dazu hatte. Meistens hatte er Lust, sein Atelier geschlossen zu halten. In seiner seriösen Kleidung konnte man Domingo durchaus für einen der Kunsthändler halten, die sich hier gelegentlich nach Simeon Lavrakis erkundigten, und so gelang es ihm rasch, das Atelier des Künstlers ausfindig zu machen, das etwas außerhalb des Dorfes auf dem Weg nach Potamia lag, frei stehend und aus Natursteinen errichtet, das Dach wie bei allen anderen hier mit schweren Schieferplatten gedeckt. Auffällig daran war, dass Lavrakis die Mauern in jenem Rotocker gestrichen hatte, das auch die vorherrschende Farbe auf seinen Bildern war. Und so hieß es bei den Einheimischen nur das rote Haus . Gian Pietro Carafa, der nach Thessaloniki geflogen und von dort mit dem Taxi die rund hundert Kilometer nach Keramoti gekommen war, hatte eine spätere Fähre nach Limenas genommen. In Panagia bezog er an der Straße nach Chrissi Ammoudia ein Zimmer über dem Café Komninos. Üblicherweise wurde hier nur bis Ende September an Gäste vermietet, doch wegen des ungewöhnlich sonnigen Oktobers, der viele Touristen zum Wanderurlaub herlockte, hielt man die Pension noch geöffnet. Carafa musste nichts tun, als Domingos Wegen zu folgen, nicht im selben Restaurant zu essen und den Bier trinkenden belgischen Touristen zu spielen, der in Turnschuhen, Jeans, Pullover, Anorak und Schirmmütze in den Andenkenläden herumstand oder auf der Platia neben dem Trinkwasserbrunnen in Alekkos Kafenion griechischen Kaffee und den unvermeidlichen Tsipouro trank. Nach dem Maler zu fragen, vermied er. Das würde Domingo erledigen. So entging ihm, dass Simeon Lavrakis sein Atelier bereits geschlossen und sich in sein Haus in den Bergen der Insel zurückgezogen hatte, in das von den ursprünglichen Bewohnern verlassene und nur über eine teils sandige, teils steinige Waldpiste erreichbare Dorf Kastro. Während Törring und Swoboda noch im Hafen von Limenas standen, hatte Domingo sein Zimmer im Thassos Inn bereits gekündigt und sich per Bus auf den Weg nach Chrissi Ammoudia, dem Strand von Panagia, gemacht, wo es einen Autoverleih gab, hatte dort für den kommenden Tag einen Suzuki - Jeep bestellt und sich oberhalb der Küstenmeile im Hotel Emerald eingemietet. Carafa erkundigte sich am nächsten Morgen im Thassos Inn nach Vincent Menendez und erfuhr, dass Domingo nach einem Leihwagen gefragt und man ihm Potos Cars in Golden Beach empfohlen habe, wie Chrissi Ammoudia für Touristen genannt wurde. Der Verfolger war wütend auf Domingo, so als hätte der ihn informieren müssen. Die ganze Sache gefiel ihm nicht. Lieber hätte er mit Domingo gemeinsam den Auftrag erledigt. Selbstverständlich befolgte er den Befehl des Großabts, den Mitbruder zu überwachen. Aber das Misstrauen, das Petrus Venerandus seit Ranuccios Selbstmord entwickelte, schuf Unruhe in der Gemeinschaft. Sie waren doch alle Marias Soldaten. Sie alle gehörten zur Seite des Lichts. Auf der anderen Seite stand die schwarze Armee der gefallenen Engel Luzifers. Sollte Domingo nach dem Exorzismus und nach der Befragung übergelaufen sein? Hätte die Muttergottes das zugelassen? Oder war der Großabt selbst in die Fänge Satans geraten? Von einem Succubus besessen? Verwirrte sich sein Geist? Carafa suchte Erlösung von seinen Zweifeln im Gespräch

Weitere Kostenlose Bücher