Das Fest der Köpfe
Stepanic wird Ihnen das gleiche sagen wie ich. Darauf müssen Sie sich einstellen. Er wird gleich hier sein und Ihnen eine Spritze geben, damit Sie die innere Ruhe finden, die Sie für die folgende Nacht brauchen werden.«
»Ach — ich soll durchschlafen?«
»Das ist am besten.«
»Dann darf ich auch fragen, wie lange ich in diesem verfluchten Bett schon liege?«
»Nicht lange genug.«
»Das ist keine Antwort, verdammt!«
Sie lächelte wieder eisig. »Für mich schon, Mr. Sinclair. Schließen Sie die Augen, ruhen Sie sich aus. Das ist am besten für Sie. Nur so werden Sie gesund.« Sie wollte nicht mehr mit mir reden, drehte sich um und verließ das Zimmer.
Hart schlug sie die Tür zu und schloß von außen zudem wieder ab. Ich blieb zurück. Ich war zornig, ich war wütend. Ich wäre ihr am liebsten nachgelaufen. Statt dessen blieb ich weiterhin liegen und dachte über meinen Zustand nach, in dem mich irgend jemand hineingebracht hatte. Es war einfach schlimm. Ich konnte mich bewegen, aber ich war trotzdem ein Gefangener. Wer immer mich hier außer Gefecht gesetzt hatte, sein Plan war ausgezeichnet gewesen. Er hatte es geschafft, mich aus dem Weg zu räumen.
Und das wollte ich nicht.
Noch lag ich auf dem Rücken, schaute gegen die Decke und sah manchmal dunkle Punkte, die zwischen ihr und meinen Augen kreisten. Normal war dies nicht, alles lief irgendwie verkehrt, aber ich wollte dem Fall eine andere Richtung geben.
Daß ich in der Falle saß, war mir klargeworden. Bisher hatten andere die Regie geführt, das sollte sich ändern. Ich wollte mich aus eigener Kraft befreien, denn zu den Schlappschwänzen fühlte ich mich bei Gott nicht hingezogen.
Aufstehen, die normale Kleidung überstreifen, bevor dieser Dr. Stepanic eintraf.
Ich drückte mich hoch, und es klappte besser als beim ersten Versuch, da sich mein Kreislauf wieder einigermaßen stabilisiert hatte. Das Kopfende des Bettes stand leicht schräg, so konnte ich mich mit dem Ellbogen darauf abstützen.
Wenig später bewegte ich mich auf den Schrank zu, wo ich auch meine Uhr fand. Sie lag oberhalb der Stange in einem breiten Regalfach. Ich stellte fest, daß es später Nachmittag war. Nicht mehr lange, dann würde die Dunkelheit über das Land fallen.
Bis dahin wollte ich verschwunden sein, weil ich einfach das Gefühl hatte, daß in der folgenden Nacht etwas geschehen würde. Die würde nicht so ablaufen wie eine normale. Da konnte sich durchaus etwas zusammenbrauen.
Ich knöpfte das Nachthemd auf, ließ es einfach fallen. Die Innenseite der Tür war mit einem kleinen Spiegel versehen, in dem ich mein Gesicht betrachten konnte.
Es sah nicht gut aus. Schatten unter den müde blickenden Augen, der Bart war auch gewachsen, ich unterschied mich in der Tat nicht von einem Kranken.
Meine Sachen brachte ich zum Bett, ließ mich dort nieder. Kalter Schweiß lag auf meinem Rücken. Die letzten Minuten hatten mich angestrengt. Ich mußte eine kleine Pause einlegen.
Als ich die Unterwäsche überstreifte, zitterten meine Hände. Wieder brach mir der Schweiß aus. Verdammt noch mal, das konnten nicht allein die Folgen einer Gehirnerschütterung sein. Da hatte mir jemand etwas eingespritzt, als ich bewußtlos gewesen war, das mich gefügig machte. Ich stieg in die Hose, streifte das Hemd über und bekam Schwierigkeiten mit den Knöpfen.
Das Frieren blieb trotz der Schweißausbrüche. Ich schaute auf meine Schuhe, als ich mich ausruhte. Sie bewegten sich, der plötzliche Schwindel sorgte dafür. Ich biß die Zähne zusammen, daß sie knirschten, aber ich machte weiter. Das Jackett, die Schuhe, ich konnte alles anziehen und fühlte mich dann wohler. Dieses neue Feeling sorgte dafür, daß die alte Depression vertrieben wurde. Ich baute mich innerlich auf. Und ich erhob mich.
In den Schuhen konnte ich besser stehen und vor allen Dingen besser laufen.
Auf einen Dr. Stepanic hatte ich keinen Bock. Ich mußte so schnell wie möglich raus hier, dieses verfluchte Krankenhaus machte mich noch wahnsinnig.
Wenn ich es nicht durch die Tür schaffte, dann eben durch das Fenster. Es lag sowieso näher.
Diesmal klappte es besser. Der schlämm farbene Vorhang bewegte sich leicht, als er von meinem Atem gestreift wurde. Ich zerrte ihn abermals zur Seite, sah vor mir die Milchglasscheibe und brachte mein Gesicht so nahe heran, daß ich…
Nein, das war unmöglich!
Das Fenster hatte keinen Griff. Es war einfach in die Wand hineingebaut worden.
Wenn ich weg wollte,
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