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Das Fest der Köpfe

Das Fest der Köpfe

Titel: Das Fest der Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mußte ich die Scheibe einschlagen. So etwas war für ein Krankenhaus unmöglich, einfach verrückt. Das glich schon mehr einer Zelle in einer Nervenheilanstalt.
    So abwegig war der Gedanke nicht. Klar, ich lag in einer solchen Klinik, und wieder war die Angst da, die meine Kehle allmählich zudrückte. Stimmte diese Vermutung, mußte ich damit rechnen, daß meine Flucht nicht so einfach werden würde. Da wurden Türen und Ausgänge bewacht.
    Hinter der Scheibe breitete sich das Tageslicht aus. Relativ hell, aber erkennen konnte ich nichts.
    Bis auf eine andere Veränderung. Etwas schob sich heran. Es blieb in einer bestimmten Richtung und drückte sich haargenau auf das Rechteck zu.
    Hell, rund, dabei etwas zerfasernd. Ein Ballon, dessen Umrisse zerzupft worden waren. Oder ein Kopf?
    Das mußte es sein! Mir fielen wieder die Schädel ein, die ich gesehen hatte.
    Das Fest der Köpfe — Halloween in Kimberly und mal anders. Oder Samhain, wo die Toten ihre Gräber verließen, um sich an den Lebenden zu wärmen.
    Der Kopf blieb nicht nur, er kam noch näher heran, bis er die Scheibe von außen berührte.
    Da sah ich ihn deutlicher. Zwar auch wieder verschwommen, aber den breiten Maulspalt konnte ich doch erkennen, und aus ihm strömte das zuckende Licht gegen die Scheibe.
    Darüber die Augen.
    Böse, verschwommene Kugeln, in denen eine schlimme Botschaft stand. Sie waren noch da, sie wollten mich, sie hielten mich unter Beobachtung, sie würden mich nicht aus der Kontrolle lassen.
    Hinter mir flog mit einer heftigen Bewegung die Tür auf. Ich drehte mich um, vergessen war der ausgehöhlte Schädel, jetzt zählte nur noch der Besucher.
    Schwester Angela war es nicht. Vor mir stand ein Mann mit dunklen, glatt gekämmten Haaren und Wangen, auf denen die Bartschatten bis zu den Augen hoch wuchsen. Er trug einen weißen Kittel und hatte die Hände in die Taschen geschoben.
    »Guten Tag, Mr. Sinclair. Darf ich mich vorstellen? Ich bin Dr. Stepanic…«
    ***
    Obwohl ich ihm keine Antwort gegeben hatte, kam er auf mich zu. Er trug helle Turnschuhe, auf denen er sich lautlos bewegen konnte, was ich plötzlich nicht mehr mochte. Als er den Kopf schüttelte, hatte ich das Gefühl, ein unartiges Kind zu sein.
    Sein falsches Lächeln klebte wie mit Leim befestigt auf seinen Lippen. Die Augen lächelten nicht. Sie schauten kalt, als hätte dunkles Wasser eine Eisschicht bekommen.
    Am Fußende des Bettes blieb er stehen und nickte leicht. »Sie haben sich ja einen außergewöhnlichen Platz ausgesucht, Mr. Sinclair. Ich fürchte nur, es ist der falsche.«
    »Ich finde ihn gut.«
    »Das ist in diesem Fall leider keine Geschmackssache. Mir macht es verständlicherweise keinen Spaß, wenn ich einen Patienten in voller Kleidung neben einem Fenster stehen sehe. Schließlich bin ich für Sie verantwortlich. Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen, und ich fürchte zudem«, jetzt sah er beinahe leidend aus, »daß auch noch innere Schäden zurückgeblieben sind, die sich auf ihr allgemeines Wohl auswirken können.«
    »Warum überlassen Sie diese Beurteilung nicht Ihrem Patienten selbst, Doktor?«
    »Sind Sie Arzt?«
    »Nein.« Ich verengte die Augen. »Sie wissen genau, wer und was ich bin, nicht wahr?«
    Er blieb gelassen. »Nun ja, ich kann es nicht leugnen. Schließlich haben wir uns mit Ihnen beschäftigen müssen, als sie eingeliefert wurden. Es ist kein Privileg für Sie. Das machen wir mit jedem Patienten, wenn Sie verstehen.«
    »Natürlich verstehe ich das, Doktor. Nur gehöre ich nicht zu den Typen, die gern im Krankenhaus liegen. Besonders dann nicht, wenn man eingesperrt wird.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Sie haben mich eingesperrt. Die Tür ist verschlossen gewesen, das Fenster hat keinen Griff, es läßt sich also nicht öffnen. Das können Sie nicht leugnen.«
    »Ja, es stimmt, Mr. Sinclair. Aber wir haben Sie nicht eingesperrt. Es geschah zu Ihrer eigenen Sicherheit. Ihr Benehmen war ein wenig unnormal, wenn ich das sagen darf.«
    »Meinen Sie aggressiv?«
    »Stimmt genau.«
    »Das wird nicht mehr vorkommen. Ich brauche Sie nicht mehr, Doktor. Ich möchte nur meine persönlichen Sachen zurückhaben und werde Ihr gastliches Haus dann verlassen.«
    Er schaute mich an und hatte seinen Kopf dabei schräg nach links gelegt. »Glauben Sie nicht, daß Sie sich da etwas zu weit aus dem Fenster lehnen?«
    »Nie und nimmer.«
    »Noch bestimmen wir, was geschieht. Und wir werden Sie die Nacht über hier im

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