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Das Fest der Köpfe

Das Fest der Köpfe

Titel: Das Fest der Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zimmer behalten. Sie bekommen eine Spritze, die Sie gut schlafen läßt, dann werden Sie alles vergessen.«
    »Ich verzichte auf die Spritze!«
    Stepanic gab seine Antwort lässig. »Sie werden den Einstich kaum spüren, falls das der Grund für Ihre Weigerung sein sollte.«
    »Nein, das ist er nicht. Ich will keine Spritze haben. Ich werde verschwinden.«
    Er lächelte falsch, hob seine Augenbrauen und drehte sich um. Dann rief er etwas in den Gang hinein, der sich hinter der offenstehenden Tür befand.
    Ich fühlte mich nicht gut. Ich hätte ihn normalerweise aus dem Weg räumen sollen, aber, verdammt noch mal, dazu mußte ich erst normal in Form sein.
    Zwei Pfleger erschienen. Als ich sie sah, krampfte sich mein Magen zusammen. Das waren Kerle wie aus dem Bilderbuch einer Monster-Galerie. Breit und eckig in den Schultern, mit Gesichtern, die nicht zu ihnen paßten, weil sie einfach zu babyhaft und rosig wirkten. Sie standen dicht beisammen, es gab trotzdem noch eine Lücke zwischen ihnen, durch die ich schauen konnte.
    Hinter ihnen stand Schwester Angela in einer abwartenden Haltung. Auch ich wartete ab. Ich überlegte dabei, ob ich mich wehren sollte. Im Normalfall hätten sie es schwer mit mir gehabt. Ich hätte mir auch durchaus Chancen gegen sie ausgerechnet, aber nicht jetzt. Die brauchten mich nur anzutippen, dann kippte ich um.
    Der Arzt stand seitlich von mir. Er lächelte kalt. »Ich tue es nicht gern, und ich werde den beiden Burschen auch keinen direkten Befehl erteilen, wenn Sie vernünftig sind. Weigern Sie sich, müssen wir leider Gewalt anwenden. Ich kann Ihnen sagen, daß sie Erfahrung darin haben, was das Anlegen von Zwangsjacken angeht…«
    »Wie schön.«
    »Also?«
    Er lauerte, die beiden Burschen lauerten. Sie kneteten bereits ihre breiten Hände mit den kurzen, kräftigen Stummelfingern. Die würden kurzen Prozeß mit mir machen.
    Deshalb nickte ich. »Gut, ich unterwerfe mich der Gewalt.«
    »Das ist sehr vernünftig«, lobte Stepanic. Er deutete auf mein Bett. »Dort ist Ihr Platz.«
    »Danke, wie großzügig.«
    Ich ging hin. Verdammt, ich ärgerte mich, ich tobte innerlich. Ich dachte nicht einmal an den Arzt und die beiden Pfleger, sondern mehr an den Schädel vor der Scheibe.
    Das Fest der Köpfe! Deshalb war ich nach Kimberly gekommen. Ich wollte dieser makabren Feier einen Strich durch die Rechnung machen. Wie es jetzt aussah, stand ich auf verlorenem Posten. Ich setzte mich auf das Bett. Ein Häufchen Elend konnte nicht anders wirken.
    »Gut«, sagte der Arzt. »Dann würde ich Sie bitten, mit der Spritze hier zu erscheinen, Angela.«
    Die Schwester kam. Die beiden Pfleger hatten ihr bereitwillig Platz gemacht. Ich forschte in ihrem Gesicht. Wie stand sie zu mir? Nur feindlich?
    Das Tablett trug sie auf beiden Händen. Die Spritze war gefüllt, sie lag bereit.
    Dr. Stepanic redete zu mir wie ein guter Freund. »Es ist besser, wenn Sie sich auf den Rücken legen, Mr. Sinclair. Und das Jackett ziehen Sie aus.«
    Ich kam seinen Wünschen nach. Er hatte inzwischen die Spritze in die Hand genommen und prüfte, ob sich keine Luftblase in dem Zylinder gebildet hatte.
    Die Pfleger verließen ihren Platz an der Tür. Sie gingen ganz auf Sicherheit und bauten sich vor mir auf wie eine Mauer. Einer packte meinen linken Arm. Zuerst hob er ihn an, dann riß er den Ärmel mit einem Ruck in zwei Hälften.
    »Abtupfen, Schwester!«
    Stepanic sprach sehr klar und routiniert. Die Stelle an meiner Armbeuge wurde desinfiziert.
    »Sie haben sehr gute Venen, Mr. Sinclair«, sagte Angela. Sie lächelte sogar.
    Als ob ich mir dafür hätte etwas kaufen können. Ich hatte verloren, das war es.
    Stepanic lächelte, als er sich zu mir herabbeugte. Mein Blickfeld wurde von seinem Gesicht eingenommen. Ich sah in seinen Augen einen Glanz, der mir überhaupt nicht gefiel. Seine Hand zitterte nicht, als er die Spritze dicht an den Punkt heranbrachte.
    Ich spürte den Einstich kaum und konzentrierte mich auf seine rechte Hand.
    Mit dem Daumen drückte er gegen den Kolben, schob ihn nach innen und preßte die Flüssigkeit in meinen Kreislauf. Ich wußte nicht, was sie mir da spritzten, die Masse hatte einen gelblichen Schimmer, und ich merkte auch noch keine Wirkung.
    Ruhig blieb ich liegen.
    »Ja, das ist gut, Mr. Sinclair, das ist sogar sehr gut.« Der Arzt richtete sich auf, warf der leeren Spritze einen lächerlichen Blick zu und legte sie weg. »Ich habe glatt vergessen, Ihnen etwas zu sagen, Mr. Sinclair.

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