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Das Fest der Köpfe

Das Fest der Köpfe

Titel: Das Fest der Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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waren wie lange, breite Tentakel, die überall hinkrochen.
    Ich hörte kein Geräusch. Auch außerhalb des Krankenzimmers war es still wie in einer Gruft.
    Die Schatten füllten das Zimmer. Eine völlig normale Dunkelheit, aber in diesem Fall kam sie mir drohend vor, beinahe schon feindlich. Als hätte sie sich mit der Person hinter dem Vorhang verbündet. Das war nicht eben gut für meine Psyche. Irgendwie fühlte ich mich schon angeschlagen, sonst hätte ich nicht so reagiert. Normal jedenfalls war das nicht.
    Wieder vergingen Minuten. Die Luft drückte. Sie hatte auch einen anderen Geruch angenommen, fand ich. Auf meinem Gesicht lag ein dünner Schweißfilm.
    Der Durst verschlimmerte sich. Ich hätte aufstehen und durch die kleinere Tür in den Waschraum gehen können, um dort etwas zu trinken, aber das wollte ich auch nicht.
    Ich traute in diesem seltsamen Krankenhaus nicht einmal mehr dem Wasser. Das konnten sie vergiftet haben.
    Also weiter liegenbleiben und auf Schwester Angela warten. Ich war nicht ärgerlich auf sie. Das Mädchen tat bestimmt sein Bestes. Es mußte ja sehen, ob die Luft rein war, um dann handeln zu können. In Kimberly war das Fest der Köpfe sicherlich schon in vollem Gang. Da würden die Masken leuchten wie ausgehöhlte Totenschädel. Da würden die Männer und Frauen durch den Ort ziehen und die alten Lieder singen, überliefert aus einer längst vergangenen und vergessenen Zeit. Und ich lag hier.
    Stumm, manchmal auch regungslos und doch voller innerer Energie. Eine Tatkraft, die ich unterdrücken mußte.
    Dann hörte ich es.
    Das Stöhnen!
    Langgezogen und trotzdem abgehackt. Ein furchtbares Geräusch, als wäre ein Mensch dabei, seinen letzten Atemzug zu tun. Ich hatte zwar zuvor schon still gelegen, jetzt aber lag ich starr im Bett. Meine Haltung erinnerte ebenfalls an die einer Leiche. Ich ließ meinen Atem durch die Nase strömen und spürte, wie er über meine Oberlippe strich.
    Den Blick hielt ich dabei auf den Vorhang gerichtet. Hinter dem weichen Stoff tat sich nichts. Der Sterbende lag da, als wäre er vereist worden. Die Lampe verteilte ihren matten Schein. Er kroch von innen her gegen die Falten, verlor sich an dessen unteren Ränder und zeichnete noch einen schwachen Fleck gegen die Decke.
    Hatte ich mich getäuscht? Hatten mir meine überreizten Nerven einen Streich gespielt?
    Das war möglich. Auch wenn ich mich mit Dingen befaßte, vor denen ein normaler Mensch weglief, so war ich trotzdem ein Mensch geblieben, mit allen Schwächen und Stärken. Der Begriff Superheld traf auf mich nicht zu. Der Stoff raschelte, als ich mit der Hand über das Laken fuhr und meine Stirn abwischte.
    Das Geräusch wiederholte sich nicht. Kein Vogelzwitschern drang an meine Ohren, keine Frühlingsluft wehte in das Zimmer, nur dieser alte, muffige Geruch hing zwischen den Wänden.
    Ich haßte ihn, ich mochte ihn nicht. Er war einfach widerlich. Ich erlebte ihn wie ein Trauma, das mich immer mehr zu erdrücken versuchte. Auf meinen Handflächen klebte die Feuchtigkeit ebenfalls, ich dachte daran, aufzustehen und nachzuschauen.
    Da hörte ich es wieder.
    »Uaaaargggg…«
    Ein Geräusch, das kaum zu beschreiben war. Das jedoch die Furcht in mir hochschießen ließ. Plötzlich tuckerte es hinter meinen Schläfen. Gleichzeitig begannen die weichen Falten des Vorhangs zu zittern. Verdammt, sie bewegten sich!
    Kein Wind strich über sie hinweg. Dennoch sah es so aus, als wären sie von Händen gestreichelt worden, die ich nicht erkennen konnte, weil sie im Unsichtbaren verborgen blieben.
    Was war das?
    Ich setzte mich auf. Die Haut in meinem Nacken war gespannt. Der Vorhang mit seiner inneren Helligkeit erinnerte mich an eine fremde Welt, die in meine hineingeschoben worden war.
    Zwei getrennte Dimensionen. Eine normale, in der ich lag, und eine völlig fremde.
    Aber was war hier schon normal? Ich stand auf. Jetzt zahlte sich die Bettgymnastik aus, die hinter mir lag, denn kein Gefühl des Schwindels überkam mich.
    Ich konnte normal stehen, hielt den Kopf leicht gedreht und schaute auf die andere Welt.
    Die Falten des Vorhangs zitterten nicht mehr. Dafür bewegte sich der Kranke auf seinem Bett. Das Laken verrutschte. Es glitt hinab auf den Boden. Trotzdem konnte ich den Körper nicht erkennen. Er befand sich in einer bestimmten Position, die es mir unmöglich machte, Einzelheiten zu unterscheiden.
    Weitere Geräusche blieben aus. Nur als ich meine Jacke überstreifte, hörte ich das Scheuern des

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