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Das Fest der Köpfe

Das Fest der Köpfe

Titel: Das Fest der Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stoffs, was mich in meiner Lage sogar beruhigte.
    Ich zuckte zusammen, als ich das Winseln vernahm. Dazwischen ein Schlürfen, als wenn ein Hund geschlagen wurde, damit er sein Fressen zu sich nahm.
    Der furchtbare Laut blieb. Er nistete sich förmlich in meinem Kopf ein, und ich empfand ihn als widerlich.
    Aber ich mußte hin, nur nicht kneifen. Allmählich wurde ich den Eindruck nicht los, daß man den Sterbenden aus einem bestimmten Grund zu mir ins Zimmer geschoben hatte.
    Auf dem Weg zu dieser anderen Welt verstummte das Geräusch, als wäre es durch den Druck einer Faust einfach erstickt worden. Wieder trat Stille ein.
    Ich stand noch auf dem Fleck. Erst zwei, drei Atemzüge später bewegte ich mich weiter.
    Dieses andere grauenvolle und bedrückende Stillleben innerhalb meines Krankenzimmers war wie ein gewaltiges Sekret, das sich meldete und auch verdaute, wobei es dann die entsprechenden Geräusche von sich gab. Nadeln der Furcht umklammerten mein Herz. Der Schweiß rann mir an den Wangen hinab. Ich wollte den Vorhang nicht berühren. Das brauchte ich auch nicht, um nach dem Toten schauen zu können. Ich mußte nur vorn an ihn herantreten, dann war alles klar. Wenig später sah ich das Bett vor mir. Ich stand an seinem oberen Ende und schaute über den lackierten Stahlaufbau hinweg. Ich blickte auf den Kopf des Mannes.
    Er lag mit dem Gesicht zur Seite. Die Kugellampe warf ihren Schein über sein schütteres, weißes Spinnenhaar und gab einem Teil der Haut einen leichenhaft gelben Glanz. Der Kopf lag auf einem sehr flachen Kissen, aus dem Mund drang kein Geräusch.
    Kein Röcheln, kein Atmen, auch kein Schreien oder Seufzen. Der alte Mann lag ruhig vor mir, nicht mehr als ein greisenhaftes Gebilde, das kurz vor dem Ende des Lebens stand.
    Ich sprach ihn nicht an. Ich wollte erst seine nächste Reaktion abwarten. Den Gefallen allerdings tat er mir nicht. Ich konnte auch nicht erkennen, daß er atmete, bei ihm bewegte sich nichts. Man konnte den Eindruck haben, daß er schon tot war.
    Sollten diese unheimlichen Geräusche tatsächlich die letzten in seinem Leben gewesen sein? Hatte ich den Tod miterlebt, ohne es direkt zu wissen?
    Das war natürlich möglich, und es machte die Dinge nicht leichter. Ich schaute zurück zur Zimmertür, weil ich darauf hoffte, daß die Schwester endlich erschien.
    Sie ließ mich mit meinen Problemen allein, die sich vermehrten, denn der Greis bewegte sich.
    Nur sein Kopf, der bisher auf der Seite gelegen und ausgesehen hatte, als würde er nicht zum Körper gehören, drehte sich so, daß er mir sein Gesicht zuwandte.
    Mein Standort war nicht besonders günstig. Ich wechselte ihm deshalb und stellte mich neben das Bett. Jetzt konnte ich direkt in sein Gesicht schauen.
    War es noch ein menschliches Antlitz?
    Im Prinzip schon. Im Alter verändern sich die Menschen eben, sie schrumpfen zusammen. Ihre Haut verliert die Kraft, sie wird sehr bleich und weiß.
    Bei diesem Greis war es nicht anders. Doch sein Gesicht war eine wächserne Maske, die nur noch entfernt Ähnlichkeit mit einem menschlichen Antlitz hatte.
    Er starrte mich an.
    Ich bekam eine Gänsehaut, als ich diesen Blick sah, der im Prinzip keiner war.
    Es waren Augen ohne Leben, einfache blasse, graue Kugeln, die in die Höhlen gdrückt worden waren.
    Und ich sah noch mehr. Dicht oberhalb seiner Lippen, genau zwischen Mund und Nase, hatten sich kleine Bläschen gebildet, von denen die meisten schon aufgeplatzt waren wie Geschwüre. Aus ihnen war ein klebriger Saft hervorgeronnen.
    Die aufgeplatzten Blasen hatten in der Haut Lücken oder Löcher hinterlassen.
    Darin bewegte sich etwas…
    Kleine, winzige Tiere. So, als hätte diese Person schon länger unter der Erde gelegen, um beim ersten Anzeichen von Verwesung wieder aufzustehen. Dieser Gedanke schoß mir durch den Kopf. Er wollte mir einfach keine Ruhe lassen.
    Verwesung, zurückkehren?
    Das waren Begriffe, die ich kannte und die mich gleichzeitig warnten. Und es fiel mir von den Augen wie die berühmten Schuppen, obwohl ich schon eher hätte Bescheid wissen müssen.
    Der Greis vor mir war tot und lebte trotzdem. Dafür gab es nur eine furchtbare Erklärung.
    Er war ein Zombie!
    ***
    Und blitzschnell griff er zu!
    Es kam mir vor, als hätte er nur diesen einen Gedanken bei mir abgewartet, um sich beweisen zu können. Seine dünnen Finger, natürlich kalt wie Totenklauen, umklammerten mein Handgelenk, als wären es Eisenzangen.
    Vielleicht hätte ich dem Griff ausweichen

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