Das Fest der Köpfe
Chance gegen einen lebenden Toten, besonders dann nicht, wenn sie nicht die entsprechenden Waffen besaßen. Die aber hielt Angela unter Verschluß.
Ich hätte auch lieber das Weite gesucht und mir eine Waffe besorgt, das war wegen der verschlossenen Tür und des unzerstörbaren Fensters nicht möglich.
Ich würde gegen ihn kämpfen müssen.
Zwar war ich nicht hundertprozentig fit, aber leicht würde ich es ihm nicht machen. Ich mußte ihn mir eben so lange vom Hals halten, bis Schwester Angela erschien.
Zuerst lief ich ins Bad. Möglicherweise fand ich dort etwas, das ich als Waffe einsetzen konnte.
Nein, es gab dort keine spitzen Gegenstände, eine Pistole erst recht nicht.
Wieder zurück in das Zimmer.
Die schreckliche Gestalt lag nicht mehr in ihrem Bett. Sie stand auf klumpigen Füßen, die unter dem Saum des Nachthemds hervorschauten. Die Haut der Beine zeigte einen gelblichen Schimmer. Der Mund war noch immer nicht geschlossen. Strähnig standen die Haare ab. Um die dünne Gestalt flatterte das angeschmutzte Totenhemd. Als er ging, hatte er Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren. Er schwankte und umklammerte die Falten des Vorhangs. Dabei verlagerte er sein Gewicht und riß das Gestell mit. Es fiel nicht um, weil es rollte.
Ich stand neben dem Bett und ließ den Zombie kommen. Er strahlte einen Gestank aus, der mir den Atem raubte. Eine Pumpe schien in seinem Körper zu arbeiten, die unaufhörlich den widerlichen Geruch aus seinem Maul hervordrückte. Es hätte mich nicht gewundert, wenn auch Fliegenschwärme aus seinem Maul gedrungen wäre.
Und so ging er weiter. Die Arme ausgebreitet, das Gleichgewicht haltend. Seine nackten Füße tappten über den Boden. Bei jeder Berührung hörte ich das leise Klatschen, und wenn er die Füße wieder anhob, dann sah es aus, als würde Leim unter den Sohlen kleben. Ich war nur froh, daß sich der Zombie nicht bewaffnet hatte. Wenn er mich angehen wollte, dann mit bloßen Händen.
Seine Arme pendelten noch. Sie sahen aus, als gehörten sie nicht zu ihm. Dann war er am Bett.
Er warf sich vor — und hinein in meinen hämmernden Schlag. Ich hatte beide Hände zusammengelegt, den Hieb von unten nach oben gezogen und in die leblose Fratze gedroschen.
Dem Zombie blieb keine Wahl mehr. Er kippte zurück. Klatschend fiel er zu Boden, ich hätte ihm jetzt den Rest geben können, wenn meine Waffen dagewesen wären.
So aber konnte ich nur warten, bis er sich herumgedreht und wieder auf die Füße gewuchtet hatte.
Für mich war es furchtbar. Jeder Atemzug glich einem Würgen. Die Luft war schlechter als in einer alten Höhle. Immer wenn ich einatmete, wollte sich mein Magen in die Höhe drücken. Schließlich atmete ich nur durch die Nase. Viel Linderung brachte es auch nicht.
Obwohl es eigentlich keine andere Möglichkeit gab, wollte ich nicht stundenlang auf das untote Wesen einschlagen. Ich suchte nach einer besseren Lösung.
Vielleicht konnte ich die Gestalt einklemmen. So zwischen Bett und Wand unschädlich machen. Die Betten ließen sich bewegen. Allerdings durfte ich die Kraft des Untoten nicht unterschätzen. Oder etwas mit dem Vorhang machen. Die Gestalt darin so einwickeln, daß sie sich nicht mehr befreien konnte.
Mal sehen…
Er kam wieder.
Ebenso tapsig wie beim ersten Versuch. So erinnerte er mich wirklich an die Gestaltene aus dem Kino. Ein Irrsinn, der lebendig gewordene Schrecken, eine Apokalypse innerhalb dieser vier Wände, die sich um ein Vielfaches würde steigern können, wenn zahlreiche Untote Menschen und Städte überfielen.
War er allein?
Ich konnte nicht so recht daran glauben. Das Fest der Köpfe würde zu einer besonderen Feier werden, da würden die Toten zurückkehren, um sich an den Lebenden zu wärmen.
Grauen pur…
Ich huschte auf den Vorhang zu. Er ließ sich ziemlich leicht bewegen, die Rollen unter der Stange waren gut geölt. Bevor der Zombie sich noch drehte, hatte ich mein Ziel erreicht.
Ich schwang das Ding herum. Zuerst etwas schwerfällig, dann klappte es besser.
Der Zombie kam.
Und ich kam auch.
Er und der Vorhang rammten zusammen. Er fiel praktisch hinein, die Falten bewegten sich, sie nahmen ihm die Sicht. Was er tat, konnte ich nicht erkennen. Wahrscheinlich hatte er seine Arme in die Höhe gerissen und die Finger in den Stoff gekrallt.
Ich hatte mich gebückt und die untere Stange umfaßt. Sie hob ich an, kippte das ganze Ding nach vorn, und der Untote kam nicht mehr weg. Seine magere Gestalt wurde unter dem
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