Das Fest der Köpfe
Stoff des Vorhangs begraben. Ich konnte sie nicht mehr sehen, nur die Umrisse zeichneten sich unter dem Stoff ab.
Ich riß ihn herunter. Er war mehr ein Fetzen, als ich ihn aus den oberen Haken löste. Noch weiter fiel er zusammen, während der Untote versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
Seine Gestalt veränderte sich dabei, sie bekam einen Buckel. Ich wußte genau, wohin ich zu schlagen hatte, erwischte ihn in der Rückenmitte, so daß er wieder zusammensank.
Dann nahm ich den Vorhang.
Ich wickelte ihn so rasch wie möglich um die Gestalt. Es bereitete mir große Mühe, denn der Zombie wollte um sich schlagen, nur waren seine Bewegungen ziemlich kraftlos. Ohne Stricke war das nichts für die Dauer, aber immer noch besser, als nur gegen diese fruchtbare Horror-Gestalt zu schlagen. Er leistete nur schwachen Widerstand. All seine Bewegungen wurden zeitlupenhaft ausgeführt, auch ein Zeichen für die Existenz dieser lebenden Toten.
Dann hatte ich ihn herumgedreht und so eingeklemmt, daß er Mühe haben würde, sich wieder zu befreien.
Ich sprang zurück.
Vor mir bewegte sich ein Paket auf dem Boden. Zusammengerollt, eingeklemmt, nur oben am Kopf entstand durch eine Bewegung eine kleine Lücke.
Da schimmerte sein Gesicht durch.
Furchtbar anzusehen, ein bleiches Etwas, eine Ausgeburt des Schreckens.
Der Mund hatte sich bewegt. Dadurch waren die Lippen eingerissen worden. Aus den zahlreichen kleinen Wunden quoll eine dünne, wäßrige Flüssigkeit, die widerlich stank.
Plötzlich hörte ich das Geräusch an der Tür. Jemand drehte einen Schlüssel im Schloß.
Ich drehte mich, stand wie auf dem Sprung, weil ich nicht wußte, werden Raum betreten wollte.
Es brauchte nicht unbedingt Angela zu sein.
Die Tür flog nach innen. Sehr heftig, ich schaute hin, stand leicht geduckt da.
Es war Schwester Angela.
Sie sah aus, als wollte sie jeden Augenblick anfangen zu schreien…
***
Mein Sprung war schon bühnenreif. Sie hatte keinen Laut von sich gegeben, als ich bei ihr war, sie in das Zimmer zerrte und mit dem rechten Fuß die Tür zukickte.
»Ruhig!« fuhr ich sie an. »Keinen Laut. Es ist alles okay, es ist alles okay…«
Die Schwester stand unter einem Schock. Willenlos ließ sie sich von mir aufs Bett drücken, und ich wand ihr die kleine Segeltuchtasche aus der Hand.
Als ich den Reißverschluß öffnete, hörte ich ihre Frage. »Mein Gott, was ist hier passiert?«
»Nichts weiter!«
»Doch, verdammt…!«
»Ruhig, Mädchen, und überlassen Sie alles andere mir. Halten Sie nur meinetwegen die Hände vors Gesicht, das ist besser. Manchmal sind die Nerven etwas schwach.«
Ich hatte in die Tasche geschaut und war froh, alles dort zu finden. Das Kreuz, die Beretta und den Dolch.
Eine geweihte Silberkugel wollte ich nicht opfern. Außerdem hätte der Schuß gehört werden können.
Beretta und Dolch ließ ich auf dem Bett liegen, ich nahm nur das Kreuz, als ich mich der Gestalt des Schreckens näherte. Die Schwester schaute nicht hin, sie hockte auf der Bettkante und drehte mir ihren Rücken zu. Unter dem Vorhang bewegte sich die untote Gestalt. Der Stoff warf Wellen, weil der Zombie immer wieder versuchte, sich zu befreien, was ihm auch irgendwann gelingen würde, denn er hatte es geschafft, die Lücke zu vergrößern.
Nicht nur sein Gesicht schaute hervor, ich sah den faltigen Hals mit der gelben Haut, sogar einen Teil der Brust.
Richtig für mein Kreuz!
Ob er etwas spürte oder ahnte, war nicht zu erkennen. Sein Gesicht blieb so schreckenhaft starr, die Augen ohne Ausdruck, als ich mich bückte und das Kreuz dicht vor ihm auftauchte.
Dann legte ich es auf seine Brust.
Das Zischen hörte sich widerlich an. Dampf wölkte mir entgegen. Er brachte auch den Gestank von verbranntem Fleisch mit. Über das Gesicht der Gestalt rann ein Zucken.
Jemand schien von hinten gegen die Augen zu drücken, als sollten sie aus den Höhlen gepreßt werden. Dann lag er still.
Ich nahm das Kreuz weg, wedelte mit der freien Hand den Rauch zur Seite und schaute auf eine Gestalt, die sich nie mehr rühren würde und endlich normal begraben werden konnte.
Es war geschafft!
Ich stand wieder auf, umfaßte zuvor eine Kante des Vorhangs und zerrte ihn über das Gesicht des Toten. Ich wollte der Schwester diesen Anblick ersparen.
Sie saß wie versteinert auf dem Bett, eine Hand gegen den Mund gepreßt, weil sie nicht losschreien wollte. Nur ihre Augen lebten. Sie aber wußten nicht, wohin sie schauen sollten.
Ich
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