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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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gehe einer Reihe von Spuren nach, und er sprach von Fällen, in denen Babys zur Adoption verkauft worden seien. Es gebe nicht selten Entführungen über die Grenze nach Mexiko. Er erwähnte Kliniken in Tijuana und Juárez, in denen Transplantationen von Nieren und Hornhautgewebe von entführten mexikanischen Kindern an den Kindern reicher Amerikaner vorgenommen würden, und er sprach von weiteren mexikanischen Kliniken, die entführten Kindern Organe entnähmen.
    »Ich weiß nicht, inwiefern das uns hier in Brewster betreffen soll«, sagte Captain Brotman. »Wir haben hier genug Probleme, ohne uns auch noch um die mexikanischen zu kümmern.«
    Ein Detective der State Police von Massachusetts sagte, man suche immer noch nach Leuten, die Hartmann gekannt hätten, vor allem solche, mit denen Hartmann in den letzten zwei Wochen zu tun gehabt hatte. Vielleicht wisse ja einer von ihnen, warum Hartmann nach Brewster gekommen sei.
    Lieutenant Aaron Hammond, Leiter der regionalen Kriminalpolizei, hatte mit Carl Krauses Arzt in Oswego und mit Ärzten in der Benjamin-Rush-Klinik in Syracuse gesprochen. Wegen der Schweigepflicht sei es schwierig gewesen, ihnen Informationen zu entlocken, aber ein paar Anrufe aus dem Büro des Gouverneurs hätten sich als hilfreich erwiesen. Carl sei bei drei verschiedenen Gelegenheiten im Benjamin Rush gewesen; der letzte Aufenthalt liege etwas mehr als drei Jahre zurück. Jedes Mal habe man ihn einer Serie von Elektrokrampftherapien unterzogen: zwölf Behandlungen, dreimal die Woche, vier Wochen lang. Sie seien sehr erfolgreich gewesen, und wenn der Erfolg nicht angehalten habe, dann weil er aufgehört hatte, seine Medikamente zu nehmen. Carl behauptete, von den Tabletten habe er sich dumm gefühlt. Seine Tagesdosis bestehe aus 900 mg Lithobid (ein langsam freisetzendes Lithium-Präparat) und 300 mg Lamictal (ein Krampfhemmer, der als Stimmungsstablisator diene). Das heißt, wenn er sie nehmen würde, doch sein Arzt in Oswego sagte, er habe seit April nicht mehr mit Carl gesprochen, und da habe dieser behauptet, es gehe ihm großartig. Er habe einen neuen Arzt, der ihm gefalle, eine wunderbare Frau und einen guten Job. Alles sei bestens.
    »Ich habe den Arzt gefragt, was passiert, wenn Carl die Medikamente weglässt«, erzählte Hammond. »Er reagierte zurückhaltend und meinte, das sei vertraulich. Aber dann erklärte er, Carl neige zum › Ausagieren ‹ und habe › Gewalttätigkeitsprobleme ‹ .«
    Bobby verdrehte die Augen.
    Was noch fehlte, waren Berichte über Alice Alessio und Peggy Summers und eine Diskussion des Kojoten-Themas. Doch in diesem Moment flog die Tür auf, und ein Officer des Brewster Police Department platzte herein. Als er Chief Bonaldo sah, lief er zu ihm und flüsterte ihm etwas zu. Bonaldo reagierte, als hätte er eine Ohrfeige bekommen.
    »Ein Mädchen wurde im Wald erhängt gefunden.« Der Chief hatte Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. »Es könnte sich um Nina Lefebvre handeln. Zwei Jungen mit Luftgewehren haben sie für Zielübungen benutzt.«
    Der Regen, der sich schon angekündigt hatte, war jetzt heftig im Gange. Es war einer jener kalten Wolkenbrüche, die anscheinend nur den Zweck haben, das letzte Laub von den Bäumen zu reißen und den Dreck von der Straße zu schwemmen. Der Wind rauschte durch die Äste, und der ganze Wald war in Bewegung, ein Stöhnen und Knarren, das nichts mit Sprache zu tun hatte und trotzdem von Protest erfüllt war.
    Das Wasser tropfte Bobby vom Gesicht, als er Nina Lefebvres Leiche anstarrte, die da hin und her schwang und sich bald dahin, bald dorthin drehte. Ihre zerfetzten Füße, von Kojoten zerbissen und von Luftgewehrmunition durchlöchert, wirkten furchtbar weiß unter der dunklen Jeans, als hätte der Regen sie sauber gewaschen. Auf Trauer reagierte Bobby nicht mit Tränen, sondern mit dem Bedürfnis, auf etwas einzuschlagen. Er behielt die Fäuste in den Taschen.
    »Schneidet sie runter«, sagte er.
    »Wir müssen uns den Boden ansehen.« Frank Montesano war mit seiner Spurensicherungseinheit gleichzeitig mit Bobby am Ende der Whipple Street eingetroffen, und sie waren zusammen in den Wald hineingestapft. Ein Arzt aus der Rechtsmedizin würde bald kommen.
    »Das ist mir scheißegal. Schneidet sie ab. Sofort!«
    Die Leiche hing an einem in knapp fünf Metern Höhe aus dem Stamm wachsenden Ast. Der Regen hatte Ninas dunkle Ponyfransen geglättet, und sie bedeckten ihre Augen, was ein Segen war, dachte Bobby. Ihr Mund war

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