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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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machen und Ninas Rolle dabei und ihre Bereitwilligkeit hervorzuheben. Vielleicht war Nina auch davon überzeugt gewesen, ihre Freunde zu schützen und ihren Eltern jede Peinlichkeit zu ersparen. Die Person konnte Nina in ihrer Verzweiflung angefeuert haben, wie man einen Läufer bei einem Wettrennen anfeuert.
    Man musste sich die Ähnlichkeit zwischen dem, was Nina, und dem, was Peggy Summers passiert war, genauer ansehen: das bizarre Ritual, das Singen und Tanzen, die Halluzinogene, den Mann mit der Totenkopfmaske. Hatte Nina vielleicht geglaubt, sie trage ein Kind des Teufels im Leib?
    Ein Trooper rief Bobby, und er schrak zusammen. Die Luftpistole war im Dornengestrüpp gefunden worden, ungefähr fünfzehn Meter weit von der Stelle entfernt, wo Nina gehangen hatte. Nichts deutete darauf hin, dass die Jungen näher herangekommen waren, aber es gab jede Menge Hinweise darauf, wie sie sich bis dorthin durch das Dickicht geschlagen hatten. Davie Bottoms und Alex Milbank saßen auf dem Rücksitz eines Streifenwagens, der im Wendehammer am Ende der Whipple Street parkte. Pflaster klebten auf den Schrammen, die die Dornen in ihren Gesichtern und an den Händen hinterlassen hatten. Sie sprachen nicht, saßen da wie zwei Häuflein Elend. Sie wussten, dass sie von niemandem Mitgefühl erwarten konnten, und sie hatten keine Ahnung, was ihnen bevorstand. Aber sie wussten, dass niemand all das je vergessen würde, weder sie selbst noch sonst jemand.
    Als Woody in Dr. Joyce Fullers Büro saß, erfüllte es ihn mit Staunen, wie er je daran gedacht haben konnte, mit ihr ins Bett zu gehen. Nicht, dass sie unattraktiv gewesen wäre, und es lag auch nicht daran, dass sie fünf oder sechs Jahre älter war als er. Sie war nur so ordentlich, so vollendet organisiert, so entschlossen, alles an seinem Platz zu behalten – die Haare auf ihrem Kopf, die Bleistifte auf ihrem Schreibtisch.
    »Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass Mitarbeiter – im medizinischen Bereich, in der Verwaltung oder anderswo – miteinander schlafen, doch das kommt selten vor. Und es würde die Betreffenden den Job kosten.«
    »Wäre ein Arzt in dieser Hinsicht besser geschützt?«
    »Niemand wäre davor geschützt. Es wäre ein Verstoß gegen die Krankenhausvorschriften.«
    Es war spät am Montagvormittag. Durch die geschlossene Tür hörte Woody, wie der Betrieb der Klinik weiterging – klingelnde Telefone, Lautsprecheransagen, redende und lachende Sekretärinnen.
    Woody hatte Dr. Fuller von Dr. Balfour und Alice Alessio erzählt. Wie sich herausstellte, hatte Balfour schon am Morgen mit Dr. Fuller gesprochen. Sie hatte Reggie Adams informiert, den Vorsitzenden des Kuratoriums, der sie gedrängt hatte, die Entlassung Dr. Balfours und Schwester Alessios nicht in die Wege zu leiten, bevor die Polizei jemanden verhaftet hatte und der Täter überführt war. Einstweilen solle die Beziehung zwischen Balfour und Alessio geheim gehalten werden.
    »Wenn alles geklärt ist«, sagte Adams, »können sie hinausgeworfen werden.«
    Und ich auch , hatte Dr. Fuller gedacht. Ich werde auch hinausgeworfen, wenn ich nicht vorher kündige .
    »Um die Wahrheit zu sagen«, meinte Dr. Fuller, »ich wundere mich über Dr. Balfour. Es gibt immer ein gewisses Maß an Flirts, und es ist möglich, dass Leute außerhalb des Krankenhauses miteinander verkehren – sexuell, meine ich –, auch wenn es nicht gern gesehen wird. Aber bei Dr. Balfour gab es nie einen Hinweis darauf. Er machte nie den Eindruck, als ob er sich dafür interessiert. Mit Schwester Alessio sieht es natürlich anders aus. Ich bezweifle, dass es für sie das erste Mal war, selbst wenn wir nichts beweisen können. Vielleicht wurde Dr. Balfour noch nie ausreichend in Versuchung geführt. Finden Sie …« Dr. Fuller machte eine Pause. »Finden Sie Alice attraktiv?«
    Woody blickte unvermittelt auf. »Sie ist nicht mein Typ.« Alice war gut für einen Quickie, und Woody stand nicht auf Quickies. Aber er hatte keine Lust, Dr. Fuller das zu erklären. »Sie ist keine Frau, zu der man geht, wenn man ein Gespräch führen möchte«, fügte er hinzu und fragte sich, ob er da zu viel sagte. Es wäre einfacher, darüber mit einem Mann zu reden.
    »Nein«, sagte Dr. Fuller. »Ich nehme an, Schwester Spandex’ Konversationstalente sind gering, ganz gleich, wie ihre anderen Talente aussehen mögen. Haben Sie irgendetwas über dieses arme Baby herausgefunden? Ich glaube, die meiste Zeit muss ich an das Kind

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