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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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nennen wollte. Keiner der Fingerabdrücke stimmte mit denen aus der Säuglingsstation überein.
    Noch einmal wandte man sich an Ninas Freundinnen und fragte sie, was Nina über das You-You geäußert hatte: Es habe ihr gefallen, die Übungen seien anstrengend gewesen, sie habe gefunden, ihre Freundinnen sollten es auch damit versuchen, und so weiter. Peggy Summers bekam Fotos von Sam Lazar und den beiden Frauen vorgelegt. Sie kannte sie nicht. Sie sei nie im You-You gewesen und habe nie irgendeinen Kurs absolviert. »Ich hab keinen Bock auf diesen Scheiß«, sagte sie. »Kommen Sie mal zu sich.«
    Die Frauen, deren Namen Schwester Asherah und Schwester Isis den Detectives gegeben hatten, wurden ausfindig gemacht und befragt. Sie gaben weitere Namen zu Protokoll, sowohl von Männern als auch von Frauen. Woody und Bobby Anderson beteiligten sich an diesen Befragungen, und Polizisten fuhren nach Warwick, East Greenwich, Narragansett, Westerly, Stonington und anderen Orten. Das dauerte den ganzen Tag bis in den Abend hinein. Die dritte Wiccanerin in Brewster, Schwester Hathor – auch bekannt als Beverly Arkun – hatte große Ähnlichkeit mit Schwester Asherah und Schwester Isis, nur dass sie sich außerhalb des Zirkels lieber mit Beverly anreden ließ. Am Dienstagabend parkte ein Streifenwagen des Brewster Police Department vor ihrem Haus in der Walcott Street.
    Baldo Bonaldo hatte ein kompliziertes Verhältnis zur Stadtbibliothek von Brewster, seit er seine ferngesteuerte Furzmaschine mit dem Speziallautsprecher für gesteigertes Bassvolumen unter Ginger Phelps’ Stuhl platziert hatte. Ginger hatte einen Teilzeitjob als Recherche-Bibliothekarin und war, anders als Jill Franklin, die der ferngesteuerten Furzmaschine auch schon zum Opfer gefallen war, völlig humorlos. In der Mittagsstunde arbeitete sie überdies im Brewster Brew, damit Jean Sawyer zum Lunch nach Hause gehen konnte.
    Der kleine knopfbetriebene Sender hatte eine Reichweite von fünfzehn Metern, sogar durch Wände. Mit einem Repertoire von fünfzehn verschiedenen Tönen hatte die Furzmaschine eine nahezu symphonische Tiefe. Baldo hatte sie an einem sehr betriebsamen Samstag im vergangenen März gegen Ginger Phelps eingesetzt. Als die tuba-ähnlichen Töne unter dem Stuhl der Bibliothekarin losbrachen, kam es nacheinander zu Ungläubigkeit, Unbehagen und Hysterie, während Ginger herauszufinden versuchte, wer ihr das antat. Sie sah niemanden mit einem schuldbewussten Grinsen, und so packte sie die Maschine, warf sie auf den Boden und trampelte darauf herum. Schwarze Plastiksplitter flogen in alle Richtungen.
    Die kurze Stille wurde unterbrochen von den Worten »O nein!«, als Baldo begriff, dass sie seine gute Maschine kaputtgemacht hatte. Er wäre vielleicht immer noch ohne weiteren Ärger davongekommen, wenn er nicht zu Ginger gegangen wäre und sie aufgefordert hätte, ihm den Schaden zu erstatten. Er ging noch in die fünfte Klasse und hatte einen unterentwickelten Sinn für Kausalitäten.
    Zur Antwort verbannte Ginger ihn aus der Bibliothek. »Verschwinde und komm nicht wieder her!«
    In den folgenden Monaten kam es zu behutsamen Verhandlungen zwischen der Bibliothek und dem kommissarischen Polizeichef Fred Bonaldo, in denen Fred sich bemühte, seinem geliebten Sohn wieder Zugang zu verschaffen. Wie er jedem erklärte, der es hören wollte, stand immerhin Baldos Bildung auf dem Spiel.
    Endlich gaben die Bibliothek und Ginger Phelps nach. Mary Michaels, die Bibliotheksleiterin, war weder rachsüchtig noch grausam. Sie dachte einfach nur praktisch. Abgesehen von der damit verbundenen Peinlichkeit sei die Furzmaschine bei jeder lernbeflissenen Beschäftigung kontraproduktiv. Eine Liste von unvermeidlichen Bestrafungen – Fernsehverbot für ein Jahr, kein Kino, fünfzig Stunden gemeinnützige Arbeit in der Bibliothek (fegen, Papierkörbe ausleeren) – wurde aufgestellt und unterschrieben von Baldo, Chief Bonaldo, Mary Michaels und Ginger Phelps. Danach bekam Baldo wieder Zutritt.
    Aber willkommen war er nicht, im Gegenteil, er wurde mit Adleraugen beobachtet. Er war zehn Jahre alt, und die Zukunft sah düster aus. Ein Jahr voller Entbehrungen übertraf die Reichweite seiner Vorstellungskraft. Jede kommende Woche war ein nebelhafter Morast voller Möglichkeiten und Verheißungen.
    Am Dienstag nach der Schule radelte Hercel durch den Regen und kam tropfnass in der Bibliothek an. Mitfühlende Bibliothekarinnen rubbelten ihm das Haar mit einem Handtuch

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