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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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Jacke und mit ihrem Rucksack von einem Streifenwagen aufgegriffen, als sie auf der Taunton Avenue in East Providence unterwegs war, einer Stadt der unteren Mittelklasse, Providence gegenüber auf der anderen Seite des Flusses gelegen. Es gab hier mehrere Armenviertel und einen hohen Einwandereranteil, überwiegend Migranten von den Azoren und den Kapverdischen Inseln. Die Polizisten im Streifenwagen fanden es riskant, wenn ein Mädchen hier allein zu Fuß unterwegs war. Außerdem hatten sie Peggys Foto am Armaturenbrett.
    Zwei Trooper brachten sie zurück nach Brewster, und um sieben saß sie mit Woody Potter und Beth Lajoie, einem weiblichen Detective der State Police, in einem Büro auf dem Polizeirevier. Peggy hatte Angst, und Brewster war der letzte Ort, an dem sie bleiben wollte.
    »Wenn Sie glauben, ich will enden wie Nina, dann haben Sie den Arsch offen.« Peggys strähniges blondes Haar hatte eine Wäsche nötig, ihr Sweatshirt ebenfalls. Tatsächlich, dachte Woody, könnte sie ein längeres Bad in einem Desinfektionsmittel für Schafe vertragen.
    Detective Lajoie war tonnenförmig und grauhaarig und hatte das gütige Aussehen einer Kindergärtnerin. Sie hatte außerdem einen schwarzen Gürtel zweiten Grades in Tae Kwon Do. Woody vermutete, dass sie ihn in drei Sekunden auf die Matte legen könnte. »Wir können dich unmöglich beschützen«, sagte sie jetzt zu Peggy, »wenn wir nicht wissen, wovor wir dich beschützen sollen.«
    Peggys Proteste, die auf diese Äußerung folgten, verwandelten sich in maßvolles Winseln und Jammern, als ihr einleuchtete, wie recht Detective Lajoie hatte.
    Sie bohrte sich einen Finger ins Ohr, drehte ihn hin und her und betrachtete dann, was sie gefunden hatte. »Ich hab ihn gesehen.«
    »Wen gesehen, Herzchen?«, fragte Detective Lajoie.
    »Einen von den Typen im Wald. Nicht den, der mich gefickt hat – einen von den anderen. Er hat mitgeholfen, mich festzuhalten. Zuerst hab ich ihn im Krankenhaus gesehen, aber er mich nicht. Dann wieder im CVS . Da hat er mir gedroht.«
    »Wie?«, fragte Woody.
    Peggy fuhr mit einem Finger quer über ihren weißen Hals. »So«, sagte sie.
    »Arbeitet er im Krankenhaus?«
    »Ja, klar. Er hatte einen weißen Kittel an.«
    »Ein Arzt?«
    » Fuck , woher soll ich das wissen? Ein weißer Kittel, fertig.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Keine Ahnung. Durchschnittlich. Nicht zu dick, nicht zu dünn, nicht zu groß. Normal eben. Und er hat braune Haare. Nicht jung, das steht fest. Vielleicht so alt wie Sie. Ach ja, und er hat praktisch keine Ohren, so flach kleben die am Kopf.«
    Woody rief Dr. Fuller an und bat sie, so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu kommen. Er müsse die Personalakten sehen.
    Woody, Detective Lajoie und Peggy Summers trafen sich um zehn Uhr mit Dr. Fuller in ihrem Büro. Sie war nicht erfreut, aber sie bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen. Paul Garcia, ihr Personalleiter, war ebenfalls anwesend. Sie gingen zusammen in Garcias Büro, um sich die Akten anzusehen.
    »Wissen Sie, das ist höchst unüblich«, sagte Garcia.
    »Mir kommen die Tränen«, sagte Detective Lajoie.
    Garcia konzentrierte sich auf die Akten männlicher Weißer im Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfzig. Ein paarmal nahm Peggy eine Akte in die Hand, als habe sie den Richtigen gefunden, und legte sie dann wieder hin.
    Nach einer halben Stunde griff sie zur Akte von Benjamin Clouston, einem Klinikarzt in der anatomischen Pathologie.
    »Das ist er«, sagte sie. »Der Pisser.«

14
    Am Mittwochabend wusste Carl Krause, dass etwas nicht stimmte. Er lag vollständig bekleidet im ersten Stock auf seinem Bett und starrte an die Decke. Wieso hatte er gedacht, die Astlöcher bewegten sich? Er schaute sie an, schloss die Augen und schaute wieder hin. Nichts. Und die Katze – was war nur in ihn gefahren? Das war wie die Blackouts, die er hatte, wenn er trank. Dann wachte er morgens auf und fragte sich, wo er seinen Wagen geparkt hatte oder, schlimmer noch, wer das Mädchen war, das da neben ihm schlief. Als könne er sich selbst nicht vertrauen. Er war kurz davor gewesen, Harriet ins Gesicht zu schlagen. Und dieser Job bei Brantley – er musste ihm sagen, dass er den nicht mehr machen konnte. Der Job machte ihn kirre. Und er musste diesen Psychiater anrufen, dessen Namen er von Dr. Frank bekommen hatte. Er musste die Zügel in die Hand nehmen. Das war komisch. Er musste der Boss werden, sein eigener Boss.
    Aber wäre es nicht gefährlich, die Tabletten

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