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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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unterbringen. Da hättest du Zimmerservice und Platz. Wahrscheinlich sogar einen Pool im Haus. Nur ein Wort, und du kriegst alles.«
    Peggy hatte sich wieder zum Fernseher umgedreht. Detective Lajoie schaute auf ihre Hände und überlegte, ob sie vielleicht auch noch ein paar billig aussehende Ringe brauchte, um noch erbärmlicher auszusehen. Peggy setzte sich auf.
    »In was für einem Hotel denn? In ein Days Inn will ich nicht.«
    »Sag’s mir, Peggy. Was würdest du dir aussuchen?«
    »Ich will ins Hotel Viking, in eine Suite. Und ich will eine Pediküre.«
    Detective Lajoie machte ein mütterliches Gesicht. »Ich wüsste nicht, warum sich das nicht machen ließe.«
    Peggy nagte an ihrem Daumennagel und betrachtete ihn dann. »Da gibt’s ein Mädchen drüben in Wakefield, die hat letzten Juni ein Kind gekriegt. Die Leute wussten nicht, dass sie schwanger war. Ich weiß nicht, wie sie heißt oder ob sie zur Schule geht. Sie hat bei ihrem Dad gewohnt.«
    Woody und Lajoie hatten angenommen, dass es sich bei anderen Müttern im Teenageralter um Mädchen mit nur einem Elternteil und ohne Geschwister handeln würde, denn so gäbe es kaum Zeugen. Und es würden Mädchen wie Peggy und Nina sein, schlechte Schülerinnen mit wenigen Freunden.
    »Sonst noch was?«
    »Ist das nicht genug?« Lajoie antwortete nicht, und Peggy starrte auf den Bildschirm. »Aber ich glaube nicht, dass man sie auf die Insel rausgeschleppt hat. Sie wurde einfach gefickt, und dann hat man das Baby geholt. Vielleicht ist sie sogar dafür bezahlt worden, die glückliche Schlampe. Ihren Nachnamen kenne ich nicht.«
    »Und woher weißt du das?«
    »Jemand hat im Wald darüber geredet. Ich weiß nicht genau, wer. Vielleicht der Typ, den ich im CVS gesehen habe. Ich habe nur ein paar Worte mitgekriegt. Er hat sie Marge oder Margery genannt, › die Lockere ‹ . Kann ich jetzt ins Hotel?«
    Am Donnerstagmorgen sprach Bingo Schwartz im Kriminalderzernat des Providence Police Department mit Eric Degroot. Bingo war zu dem Schluss gekommen, dass Ronnie McBride nicht in Brewster war, und hatte deshalb seinen Suchradius vergrößert.
    »Diese Obdachlosen sind wie Zugvögel«, sagte Detective Degroot. »Im Sommer im Norden, im Winter im Süden. Die haben einen richtigen Rundkurs. Ich meine, die Bettler, die Typen, die irgendeinen billigen Scheiß auf der Straße verscheuern, die im Müll wühlen und Pfandflaschen sammeln. Diejenigen, die nur arm sind, bleiben meistens an Ort und Stelle, und die Verrückten auch.«
    »Mein Mann hat ein tadelloses Haus«, sagte Bingo. »Er schläft in dieser Eingangsnische bloß, weil er es möchte. Hat was mit seiner Trauer zu tun. Er kann sie nicht verarbeiten.«
    Degroot zuckte die Achseln. Er kannte Schwartz seit zwanzig Jahren, und Bingo war immer schon der »Brummer« gewesen. Wenn er nicht sprach, summte er vor sich hin. Wahrscheinlich würde er noch im Sarg vor sich hin summen. »Dann ist dein Mann ein Verrückter«, sagte er.
    »Habt ihr oft welche, die einfach verschwinden? Die verschollen sind?«
    »Die haben ja keinen festen Wohnsitz. Die meisten haben nicht mal Papiere, es sei denn, sie hätten eine Sozialversicherungskarte oder einen gefälschten Ausweis. Wie gesagt, sie kommen und gehen. Wenn wir einen mal eine Zeit lang nicht sehen, ist das weiter keine große Sache. Meistens ist er im Sommer wieder da.«
    »Oder tot.«
    »Kann auch sein. Alkies sind ziemlich empfindlich. Wenn sie tot sind, liegt es meistens am Suff. Es kommt vor, dass ein paar Typen einen Penner zusammenschlagen, randalierende Teenager zum Beispiel. Das erleben wir hin und wieder, und einer oder zwei sind im Laufe der Jahre dabei umgebracht worden. Hat dein Mann Feinde?«
    Bingo kratzte sich am Bauch und dachte plötzlich wieder an seine Pensionierung. »Glaub ich nicht. Er hat abends gegen zehn seine Türnische bezogen, und morgens um sieben war er wieder weg. Er hat nicht gebettelt und niemanden behelligt.«
    »Komisch«, sagte Degroot. »Aber was soll’s, verdammt? Er ist erst eine Woche weg. Der taucht wieder auf. Du weißt doch, wie das ist.«
    »Das hat er noch nie getan. Er ist ein Penner mit strikten Gewohnheiten. Ich meine, er ist nicht mal ein Penner. Er ist exzentrisch.«
    »Ein Bekloppter. Wie man so sagt: Die Stadt kennt eine Million Geschichten.«
    »Aber nicht Brewster.« Bingo stand auf. »Denk mal für mich drüber nach. Warum sollte er verschwinden? Angenommen, da ist was faul – warum sollte sich jemand die Mühe machen?

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