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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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Terrenes der Schuhgröße fünfundvierzig sowie die Hufabdrücke einer Ziege, aber einer abnormal großen Ziege, die auf den Hinterbeinen ging. Zwei zwanzig Zentimeter lange Strohpuppen wurden außerdem gefunden. Die Asche des Feuers wird noch gesiebt. Bisher wurden mehrere möglicherweise menschliche Knochenfragmente isoliert. Diese Informationen hat ein Officer des Brewster Police Department an die Öffentlichkeit gegeben. Mr. Bonaldo, möchten Sie dazu einen Kommentar abgeben?«
    Niemandem im Raum entging das Wort »Mister«, schon gar nicht dem kommissarischen Polizeichef Fred Bonaldo. »Da gibt’s weiter nicht viel zu sagen. Ein Polizist hat ein paar Freunde angerufen, und die haben mit weiteren Leuten telefoniert. Vor Kurzem kamen die ersten Anrufe von Reportern, die wissen wollten, ob das mit den Ziegenspuren stimmte. Wir haben keinen Kommentar abgegeben.«
    »Wer war der Polizist?«, fragte Joe Doyle, der Lieutenant aus South Kingstown.
    Bonaldo sah sich um, als suche er einen schnellen Fluchtweg. »Officer Frank Hopper.«
    »Der, den sie Fresssack Hopper nennen?«, fragte Doyle.
    Bobby Anderson schnaubte kurz, aber niemand sonst fand etwas Lustiges dabei.
    »Ja, ich glaube, manche Leute nennen ihn so.«
    »Hat er Sie nicht schon bei anderen Gelegenheiten hängen lassen? Einmal sollte er Alice Alessio im Auge behalten, und einmal hat er Peggy Summers überwacht. Richtig?«
    »Er war nur ganz kurz weg, um sich was zu essen zu holen.«
    Niemand äußerte sich. Wie Bobby später sagte: »Wir haben Bonaldo in seinem eigenen Fett braten lassen und nur zugehört, wie er brutzelte, knackte und zischte.«
    Formal gesehen hatte ein Polizist aus einem anderen Zuständigkeitsbereich, selbst wenn er ein Lieutenant war, nicht das Recht, so mit einem Polizeichef zu sprechen. Aber es war gar nicht so sehr das, was er da sagte, sondern vielmehr die Verachtung, mit der er es sagte.
    Joe Doyles rotes Gesicht wurde noch ein bisschen röter. »Haben Sie ihn entlassen?«
    »Na ja, ich wollte ihn suspendieren.«
    Doyle fing an zu brüllen. »Scheiße, den sollte man rausschleifen und am nächsten Baum aufhängen!«
    »Reißen Sie sich zusammen, Doyle!«, schrie Brotman. »Halten Sie den Mund oder machen Sie, dass Sie rauskommen! Und Sie, Bonaldo, Sie bleiben, wo Sie sind!«
    Fred Bonaldo war aufgesprungen und wollte aus dem Raum flüchten. Langsam setzte er sich wieder hin. Chaos draußen , dachte Woody, und Chaos drinnen .
    Lange blieb es still. Niemand wollte etwas sagen. Schließlich fragte Bobby: »Captain, wie erklären Sie die Ziegenspuren?«
    »Gar nicht. Die Leute in der Stadt sagen, es war der Teufel. Das möchte ich lieber nicht glauben. Die kriminalpolizeiliche Ermittlungseinheit hat die Insel durchkämmt, bis es dunkel wurde. Zwei Mann aus der Rechtsmedizin der Universität waren dabei. Sie haben dann aufgehört, bis Scheinwerfer aufgestellt waren. Vielleicht haben sie inzwischen wieder angefangen – ich weiß es nicht. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass Officer Hoppers Redseligkeit uns die Arbeit nicht leichter macht.«
    Wieder war es kurz still, und dann, sagte Bobby nachher, »flippte Brotman aus«. » Fuck , ist Ihnen klar, was das heißt, Bonaldo?« Er bremste sich und schaute auf die Tischplatte. Joe Doyle grinste schmal und niederträchtig. Bonaldo, fand Bobby, sah aus wie eine Schildkröte, die den Kopf in den Panzer ziehen möchte, aber der Hals klemmt, und sie kriegt Glubschaugen und macht gurgelnde Geräusche. Was Bonaldo anging, so fragte der sich, ob dies der richtige Moment wäre, um zu erklären, dass Officer Hopper ein Cousin seiner Frau war. Ob er sich nun von Brotman anschreien ließ oder von seiner Frau und deren ganzer Familie – na, das kam auf eins raus, fand er.
    »Was ist das mit diesen Strohpuppen, Sir?«, fragte Gazzola.
    Captain Brotman nickte einem der Ermittler von der Naturparkbehörde zu.
    »Sie werden benutzt, wenn man jemanden mit einem Zauberbann belegen will«, erklärte der Ermittler. »Die Puppe vertritt die Person, die man verflucht. Wenn man den Fluch ausgesprochen hat, wirft man sie ins Feuer.«
    Ein bisschen Sauerstoff wurde aus dem Raum gesogen. Keiner schaute den anderen an. Es war nicht so, dass Woody an Flüche und Voodoo-Puppen und dergleichen glaubte, aber es gefiel ihm nicht, wenn andere es taten.
    »Was Benjamin Clouston betrifft«, fuhr Brotman dann fort, »seine Fingerabdrücke waren unter denen, die auf der Säuglingsstation gefunden wurden. Doch er kann aus

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