Das Fest der Schlangen
ließ seinen Baseballschläger auf ihn heruntersausen. Home Run Nummer drei. Carl hob das Gewehr auf und machte sich auf die Suche nach Hercel und Lucy.
Die Kinder waren in der Scheune gewesen, um nach Gänseeiern zu suchen, aber sie hatten aufgehört, als sie Gray bellen hörten. Hercel ging zur Scheunentür und sah, wie Carl über die Weide auf den Bouvier zulief. Er schob Tig und Lucy hinter sich zurück. Dann schlug Carl den Hund zu Boden. Hercel hörte sogar, wie der Knüppel traf. Seine Angst war so groß, dass er die Zähne fest zusammenbeißen musste, um nicht laut zu schreien. Carl verschwand aus seinem Gesichtsfeld, und einen Augenblick später hörte er das Krachen, als Barton unter Carls Aufprall zu Boden ging – allerdings wusste Hercel nicht, was das Krachen zu bedeuten hatte. Einen winzigen Moment lang glaubte er, Barton hätte Carl niedergeschlagen, er hätte ihn gefangen genommen und fesselte ihn jetzt. Vielleicht hatte er ihn sogar getötet. Doch dann hörte Hercel, wie Türen zugeschlagen wurden, und er hörte das Knurren.
Hercel rannte in der Scheune nach hinten und suchte nach einem Versteck. Aber würde Carl nicht in der Scheune suchen, wenn er sie im Haus nicht fand? Konnte Hercel dafür sorgen, dass Lucy still blieb? Und selbst wenn – würde Carl sie nicht trotzdem finden? Er blieb stehen und presste die Hände an die Schläfen. Er versuchte, mit seiner Willenskraft etwas zu bewegen, irgendetwas: einen Ball, einen Lappen, eine Handvoll Stroh. Er richtete seine Gedanken darauf, etwas anzustoßen und fliegen zu lassen. Doch nichts passierte. Die Angst störte seine Konzentration, und er dachte dauernd daran, dass er sich beeilen musste und nicht warten durfte.
Tig stand in der Scheunentür und hielt Lucy bei der Hand. »Er zerschlägt alles Mögliche da drin. Und ich weiß nicht, wo Granddad ist.« Sie schwieg einen Moment lang. »Hercel, ich hab wirklich Angst.«
Hercel wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste. Er durfte jetzt nicht auch noch Angst haben. »Wir laufen in den Wald. Wir gehen hinten aus der Scheune raus und sehen zu, dass sie zwischen uns und dem Haus ist. Und dann laufen wir außen rum zur Straße.«
»Und was ist mit den Kojoten?«
»Vielleicht ist es noch zu früh für sie. Ich nehme irgendeine Waffe mit.«
Tig machte ein zweifelndes Gesicht, und Lucy sah aus, als wollte sie anfangen zu heulen. Das Krachen und Klirren im Haus ging weiter, ein gleichmäßiges, gewalttätiges Schmettern und Dröhnen.
»Was sollen wir sonst tun, Tig?«
Sie kniff die Augen zu und ging mit Lucy durch die Scheune nach hinten. Die kleinen roten Lichter in den Absätzen von Lucys Turnschuhen blinkten. Hercel rannte los und suchte nach einer Waffe, aber der Gedanke kam ihm lächerlich vor. Wie sollte er mit Carl kämpfen?
Er fand einen großen Schraubenzieher und eine Gartenschaufel. Das war beinahe komisch. Tig rief immer wieder: »Beeil dich, beeil dich!« Wenn er mehr Zeit hätte, dachte Hercel, könnte er eine bessere Waffe finden, eine Mistgabel vielleicht. Mit Schraubenzieher und Schaufel rannte er zur Hintertür der Scheune.
Draußen liefen sie auf die Mauer zu. Immer wieder stolperten sie. Das Krachen hörte auf, und einen Augenblick später wurde eine Tür zugeschlagen. Hercel und Tig hatten Lucy in die Mitte genommen, hielten sie bei den Händen und zogen sie so schnell mit sich, dass die Füße des Mädchens kaum noch den Boden berührten.
»Halt, halt, ihr tut mir weh!«
»Sei still«, drängte Hercel.
Sie waren fast an der Mauer, als Carl schrie: »Ich sehe euch, ihr kleinen Scheißer!«
Sofort danach knallte ein Schuss. Die Kugel prallte schwirrend von der Mauer ab. Der nächste Schuss klang anders, dumpfer. Hercel dachte kaum darüber nach. Er half Lucy über die Mauer.
»Gray liegt da hinten auf der Weide!« Tig hatte ihre Stimme kaum noch unter Kontrolle.
Ein dritter Schuss fiel. Das war wieder das Gewehr. Hercel und Tig kletterten über die Mauer, zogen Lucy auf die Beine und rannten in den Wald. Sie hörten keine Schüsse mehr. Sie waren sicher, dass Carl über die Weide lief. Sie waren sicher, dass sie seine Schritte hörten. Hercel ließ die Schaufel fallen. Der Schraubenzieher steckte in seinem Gürtel. Sie rannten weiter. Hercel hörte das ferne Kläffen von Kojoten. Bald sah man nur noch das rote Blinken von Lucys Schuhen.
Captain Brotman setzte die Besprechung seiner Task Force für sechs Uhr an, auch wenn er wusste, dass einige Leute es nicht
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