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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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völlig legitimen Gründen dort gewesen sein. Möchten Sie noch etwas hinzufügen, Woody?«
    »Ja, Sir.« Woody nahm sich zusammen und referierte das wenige, das er von Cloustons Nachbarn und Kollegen erfahren hatte. »Er hat Ausflüge nach Las Vegas und Atlantic City unternommen. Ich habe sein Foto und eine Personenbeschreibung sowie seine Kreditkartendaten an die dortigen Polizeibehörden geschickt. Wie sieht seine Spielervergangenheit aus? Wie oft war er da? Ich habe einen Dringlichkeitsvermerk gemacht und die gleichen Angaben an die Casino-Einheit der State Police von Connecticut geschickt, um herauszufinden, ob Clouston auch in Foxwoods und Mohegan Sun gespielt hat. Irgendwann am Mittwoch wurden sein Computer und seine Unterlagen aus dem Haus geschafft. Die Spurensicherung hat absolut nichts gefunden. Aber die Klinik hat sein Gehalt auf ein Konto bei der Bank of America überwiesen. Die Abteilung für Finanzkriminalität ist dabei, seinen Kreditkartenaktivitäten nachzugehen.«
    Als er fertig war, fragte Bobby: »Kannst du genauer sagen, was er im Krankenhaus zu tun hatte?«
    Woody beschrieb Cloustons Aufgaben als Facharzt für Pathologie. »Alle sagen, er sei erstklassig in seinem Job gewesen und hätte anderswo mehr Geld verdienen können. Außerdem ist er gern angeln gegangen.«
    »Und was«, fragte Bobby, »sucht ein Top-Tischmann in Brewster?«
    »Wie bitte?«, fragte Captain Brotman.
    »Tischmann – so hieß früher der Assistent eines Pathologen, der Anatomietechniker. Das ist die geschönte Bezeichnung. In den alten Zeiten arbeitete der Tischmann mit dem Coroner oder dem Pathologen am Autopsietisch. Er musste die Organe herausnehmen und wiegen und die Leiche nachher wieder zunähen, damit sie für Mom und Pop präsentabel war.«
    Diese Perle der Weisheit mussten die Polizisten kurz verdauen. Bonaldo rutschte auf seinem Stuhl hin und her und überlegte, ob er aufzeigen sollte, doch dann redete er einfach los. »War dieser Mann mit Ham Brantley bekannt? Sie wissen schon, von Brantleys Bestattungsinstitut?«
    »Warum sollte er?«, fragte Joe Doyle nach einem kurzen Moment.
    Das hatte Bonaldo befürchtet. »Na ja, sie hatten halt beide mit Toten zu tun. Kann doch möglich sein.«
    Captain Brotman ließ nicht erkennen, dass er gehört hatte, was Bonaldo sagte. Er forderte Bobby auf, über Carl Krause zu reden.
    »Sie erinnern sich«, sagte Bobby – er konnte sich diese Erwähnung nicht verkneifen –, »Krause ist die Ablenkung, die Lieutenant Doyle so große Sorge bereitet hat …«
    Captain Brotman unterbrach ihn. »Lassen Sie es gut sein, Bobby.«
    Bobby berichtete von Carls Zusammenbruch und dem Mord an Harriet und erzählte, wie Carl die Kinder verfolgt hatte. Carl habe geknurrt und sei auf allen vieren gelaufen. Es war, als hielten alle Anwesenden den Atem an. Bobby ließ nichts aus. Er erzählte, wie Bernie die Kinder gerettet hatte, und beschrieb den Einsatz der Hundestaffel, die dicke Frau im Minimarkt, Carls Kampf mit den Kojoten, Barton Wilcox und seine Winchester und Carls Flucht in den Sumpf, wo der Hund die Fährte verloren hatte.
    »Heute früh haben sie die Suche mit zwei Hunden wieder aufgenommen und seine Spur gefunden, wo er aus dem Wasser gekommen ist. Sie führte zu einem Geräteschuppen, in dem er einen Teil der Nacht verbracht hat. Heute in aller Frühe hat er ihn wieder verlassen, und die Hunde haben die Spur erneut verloren, weil er durch das Wasser weitergegangen ist.«
    Bobby trug vor, was er über Kojoten und Coywölfe erfahren und was man ihm über Gestaltwandler erzählt hatte. Woody verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl. Das Thema Gestaltwandler genügte, um ihm wütend zu machen.
    »Das ist lauter Blödsinn«, unterbrach er schließlich. »Wir müssen das ganze Drumherum entfernen und uns das entführte Baby ansehen. Es gibt keine Gestaltwandler und Werwölfe und Vampire. Es gibt keine schwarze Magie und keine weiße und keine graue Magie. Diese blöden Zaubersprüche funktionieren nicht. Wir müssen zu dem Baby zurück! Wenn diese Sache geklärt ist, wird der ganze Rest von allein klar.«
    Bleib ruhig, mein Freund , dachte Bobby. Bleib ganz ruhig .
    Fast allen im Raum war bewusst, dass sie es mit einer Diskrepanz zu tun hatten: Es gab Dinge, von denen sie wussten, dass sie wahr waren, und andere, von denen sie glaubten, dass sie wahr sein könnten. Sie wussten, dass Woody recht hatte, aber sie hatten Mühe, sich dessen auch sicher zu sein. Erst die Schlangen, dann die

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