Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
Vom Netzwerk:
Hundestaffel ist unterwegs, und vielleicht können sie seine Spur aufnehmen. Aber wenn Carl die Kinder hat, sind sie am Arsch.«
    Barton lag auf dem Boden, bewusstlos und blutend, nachdem Carl ihn niedergeschlagen hatte. Carl wollte noch einmal auf ihn einschlagen, doch dann sah er Harriets Zwergdackel hinten im Flur. Der Dackel starrte ihn an, und Carl sprang auf und schleuderte seinen Knüppel auf den Hund, ohne zu treffen. Der Knüppel prallte von der Wand ab, und der Hund floh in ein Zimmer.
    Das Farmhaus hatte eine zentrale Treppe, um das die Zimmer im Erdgeschoss ein Viereck bildeten. Als Carl hinter dem Hund herlief, flüchtete der sich von einem Zimmer ins andere, versteckte sich unter einer Couch, bis Carl vorbeigelaufen war, und rannte dann wieder vor ihm her. Carl hatte seinen Knüppel aufgehoben und zertrümmerte, was an seinem Weg lag: Vasen, kleine Tische, Glas, Fenster – alles, was er zertrümmern konnte. Nach fünf Minuten war der Hund verschwunden. Das Krachen wurde zu einem misstönenden Strom, einem ununterbrochenen Getöse, während Carl von einem Zimmer ins andere stürmte.
    Aber was er wollte, war Hercel. Hercel und das Mädchen. Er wollte sie würgen, und endlich hörte er auf sein eigenes Verlangen und holte das Gewehr. Barton lag auf dem Boden, wo er hingefallen war. Seine Stirn war blutig. Carl schaute gar nicht hin. Er raffte das Gewehr an sich und lief zur Treppe. Sicher würde er Hercel in einem Zimmer dort oben finden.
    Carl zertrümmerte weiter Möbelstücke und zerschlug Glas, doch er fand weder Hercel noch das Mädchen. Von Tig wusste er nichts. Sein Blick fiel aus dem Fenster, und jetzt sah er die Scheune im schwindenden Licht. Da war Hercel. Carl war sicher.
    Als Barton die Augen öffnete, wusste er nicht, was passiert war oder wo er war, ob er tot war oder lebendig. Er wusste nur, dass sein Kopf wehtat. Dann schmeckte er das Blut, das über seine Wange in seinen Mund rann. Langsam drang in sein Bewusstsein, dass Carl schrie und knurrte und alles zertrümmerte, während er von einem Zimmer ins andere lief. Barton versuchte sich zu bewegen, aber er konnte es nicht. Sein Colt lag im verschlossenen Dielentisch, doch der Schlüssel war in der Schreibtischschublade in seinem Arbeitszimmer. Dann sah er die Winchester auf dem Teppich in der Diele. Er tat nichts. Er dachte nur daran.
    Carl kam in die Diele gelaufen, warf einen Blick auf Barton, packte das Gewehr und polterte die Treppe hinauf.
    Barton versuchte, sich Stück für Stück unter Kontrolle zu bringen. Er konnte eine Hand bewegen. Er konnte einen Arm bewegen. Er stemmte sich hoch und fiel wieder zurück. Er versuchte es noch einmal und sackte wieder zusammen. Er versuchte es immer weiter.
    Nach ein paar Augenblicken kam Carl wieder die Treppe heruntergesprungen. »Ihr kleinen Scheißer, ihr kleinen Scheißer!«, wiederholte er und knurrte dann. Er lief zur Haustür und stolperte über das Gehgestell. Er trat dagegen und trat dann gegen den kleinen Tisch, sodass er umfiel.
    Kaum war Carl zur Tür hinaus, kroch Barton zu dem Tisch. Die Schublade war immer noch verschlossen. Barton schlug mit der Faust gegen ihren Boden. Das Holz war dünn, nicht dick wie die eichene Tischplatte. Der Revolver polterte drinnen herum. Barton schlug immer wieder gegen den Boden der Schublade. Das Holz bekam einen Riss und brach dann. Barton schlug noch einmal dagegen.
    Carl spähte über die Weide hinaus und sah die roten Lichter an Lucys Turnschuhen. »Ich sehe euch, ihr kleinen Scheißer!«, schrie er, hob die Winchester an die Schulter und schoss. Aber das war zu hastig; er wusste, es war zu hastig. Die Kugel prallte von der Mauer ab. Er zog den Repetierhebel zurück und warf die Hülse aus.
    Diesmal zielte er, bis er sicher war, dass er Hercel im Visier hatte. In diesem Moment schoss Barton Wilcox auf ihn. Die Revolverkugel fetzte durch Carls linke Schulter und kam auf der anderen Seite wieder heraus. Im ersten Moment wusste er nicht, dass auf ihn geschossen worden war. Er spürte keinen Schmerz. Er wusste nur, dass sein Arm nicht mehr gehorchte. Er drehte sich um und sah, wie Barton den Revolver spannte. Carl hob die Winchester mit dem rechten Arm und feuerte auf den alten Mann. Barton zuckte und rollte herum.
    Jetzt begann Carls Schulter zu schmerzen. Er fühlte das warme Blut, das unter dem Overall über seine Haut lief. Er ging weiter über die Weide. Seine Knie waren weich wie Gummi. Von den Kindern war nichts mehr zu sehen, und er wusste,

Weitere Kostenlose Bücher