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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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sind ziemlich hilflos. Ihre Augen öffnen sich erst nach zwei Wochen, und sie werden drei Wochen gesäugt. Wenn man sie prägen will, muss man es innerhalb dieser Zeit machen. Wir hatten Glück. Wir fanden einen Wurf in der Nähe von Woodstock – zehn Welpen –, aber es war ziemliche Arbeit, sie zu holen. Die Mutter hatte sich mit ihnen unter einer Scheune verkrochen. Wir haben die sechs frechsten genommen. Dann habe ich bei ihnen gesessen, hab sie handgefüttert, mit ihnen geheult, mit ihnen geschnüffelt, mit ihnen gebalgt – und so sind wir ein Rudel geworden. Mein einziger Fehler war, sie ins Haus zu lassen. Wir waren zwar Kumpels, doch das bedeutete nicht, dass sie zahm waren. Sie haben die Bude verwüstet – Vorhänge abgerissen, auf den Fußboden gepinkelt und geschissen und die Möbel zerfetzt, alles innerhalb einer Viertelstunde. Ich dachte, meine Frau bringt mich um. Jetzt spielen wir draußen, und sie treiben es rau. Ich musste schon genäht werden, an der Schulter, am Bein, am linken Arm. Aber ich beiße zurück. Gibt nichts Besseres als einen Mundvoll Kojotenfell. Ich bin nicht sanft, sie sind nicht sanft. Doch sie respektieren mich. Ich bin der Boss Dog.«
    Während Korak erzählte, brachte er Svetlana zurück in den Zwinger, dann ging er mit Bobby zum Farmhaus und in die Küche. Seine Frau, sagte er, unterrichte Wasserwirtschaft im Fachbereich für natürliche Ressourcen und Umwelt an der UConn.
    »Sie ist heute unterwegs und watet durch die Sümpfe«, sagte Korak. »Heute Nachmittag kommt sie zurück, voll Matsch und Zecken. Da muss ich sie draußen mit dem Schlauch abspritzen.«
    »Klingt nach einem glücklichen Familienleben.«
    Bobby nahm einen Becher starken Kaffee in Empfang und berichtete dann von Brewster und seinem Kojotenproblem. Der Tisch, an dem sie saßen, war ein runder Hackklotz. Die Sonne flutete durch die geblümten Baumwollvorhänge über der Spüle.
    »Mein alter Herr hat mir Geschichten von gestaltwandelnden Wölfen in Sibirien erzählt«, sagte Korak, »aber er hat nicht daran geglaubt, und ich auch nicht. Jemand hat sich an Ihren Kojoten zu schaffen gemacht. Meine sind ein paarmal abgehauen. Dann laufen sie eine Zeit lang im Wald herum, doch sie kommen immer zurück. Ihre sind anscheinend besser trainiert. Ich schätze, das kriegt man hin, wenn man sich die Zeit nimmt.«
    »Kennen Sie Leute, die welche züchten?«
    »Eigentlich nicht. Ich meine, wir haben keinen Club. Es gibt jemanden in Krumville, New York, der sie züchtet, und er hat mal von jemand anderem gesprochen, der irgendwo nördlich von Albany wohnt. Aber das macht eine Menge Arbeit. Ihre Kojoten hören sich ziemlich bösartig an. Macht mich wütend, dass jemand so was aus ihnen macht.«
    Bobby entschied, dass es ihm nicht gefallen würde, wenn Korak wütend auf ihn wäre. »Können sie dazu abgerichtet werden, bösartig zu sein?«
    »Wahrscheinlich können Sie jedes Tier bösartig machen, sogar ein Kaninchen. Nur dürfte es schwierig sein, sie bösartig zu machen und trotzdem unter Kontrolle zu halten. Ich habe allerdings Studien über Hunde auf Drogen gelesen, und auf YouTube können Sie sich Videos mit Hunden auf LSD ansehen – irgendein Arschloch, der will, dass Fifi sich amüsiert. Hunde reagieren wie Menschen, nur schlimmer: Downers machen sie schläfrig, und Uppers machen sie nervös. Wenn diese Kojoten auf Drogen sind, dann wahrscheinlich auf Amphetaminen. Kojoten sind ziemlich scheu. Die östlichen sind die aggressivsten, und man kann sich immer die Frechsten aus einem Wurf aussuchen. Ich schätze, man kann sie auf Aggressivität züchten, und Amphetamine würden verstärkend wirken. Meth und Koks auch. Wer das tut, muss ein ziemlich herzloses Arschloch sein.«
    »Aber es wäre möglich?«
    »Was sind Ihre Alternativen? Sie haben Gestaltwandler, oder Sie haben von Natur aus aggressive Kojoten, oder Sie haben gezähmte Kojoten, die abgerichtet wurden. Sinn ergibt nur Nummer drei.«
    Hamilton Brantleys Krematorium lag in Hope Valley abseits der Skunk Hill Road am Rande des Arcadia-Naturparks – fünftausend Hektar Waldland. Ein großes, eingeschossiges Gebäude aus Hohlblocksteinen und Beton mit einer Laderampe an der linken Seite. Nur ein großer Schornstein, umgeben von einem Drahtgitter, ließ ahnen, wozu das Gebäude diente. Die Fenster bestanden aus Glasbausteinen. Reingucken verboten , dachte Woody. Auf einem Schild über dem Eingang stand WASHINGTON COUNTY KREMATORIUM . Darüber hing eine winzige

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