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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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sollte mich gar nicht mit Ihnen unterhalten. Schließlich sind hier viele, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen.«
    »Ich möchte sie sehen.«
    Brantley schien nicht wütend zu sein, aber sein Gesichtsausdruck war eingefroren. »Dann besorgen Sie sich einen Durchsuchungsbeschluss, und Sie können sie am Montag sehen.«
    »Sie sind gut«, sagte Woody. »Sie sind wirklich gut.«
    Bobby war auf dem Weg zu Margaret Hanna, der Krankenschwester aus dem Ocean Breezes, als Woody ihn anrief und ihm sagte, er solle zu Brantleys Krematorium fahren, bevor sie dort Feierabend machten, und sich die Einäscherungsunterlagen für den Oktober ansehen. Er brauche die Namen der Verstorbenen, die in Brantleys Bestattungsinstitut gebracht worden seien. Einerseits war Bobby darüber leicht verärgert, andererseits fand er Woodys Anfrage interessant. Woody riet ihm, ein paar Trooper mitzunehmen, doch Bobby sparte sich die Mühe. Es würde nur Zeit kosten, welche zusammenzutreiben.
    Er fuhr auf dem 138 in Richtung Skunk Hill Road. Es war nur wenig Verkehr, aber kurz vor der Wyoming überholte ihn plötzlich ein rotes Sportcoupé. Seine Reaktion darauf fand auf zwei Ebenen statt. Als Trooper war ihm klar, dass der Fahrer die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit um mindestens dreißig Meilen pro Stunde überschritten hatte. Als Fahrer eines 370 Z spürte er, wie sein Wettbewerbsinstinkt erwachte. Bobby gab Gas. Es regnete noch immer.
    Als das rote Coupé auf der Wyoming vor der Ampel anhielt, sah er, dass es ein Audi TTS war. In jüngeren Jahren – als Teenager vielleicht – hätte er sich versucht gefühlt, ein Rennen mit ihm zu fahren, aber mit fünfunddreißig wusste er, dass das keine gute Idee war. Doch der Wagen fuhr in seine Richtung, und als er hinter der Ampel geradeaus und dann nach rechts in Richtung Skunk Hill Road fuhr, blieb Bobby dicht hinter ihm. Dann hatte der Fahrer ihn offenbar bemerkt, denn er beschleunigte plötzlich. Bald waren nur noch die Schlusslichter zu sehen, und dann nicht mal mehr die. Bobby nahm den Fuß vom Gas. Aus dem Regen wurde Graupel.
    Damit war die Geschichte von dem roten Audi jedoch nicht zu Ende, denn als Bobby in die lange Zufahrt zum Krematorium einbog, sah er, dass der TTS vor dem Gebäude parkte und der Fahrer dabei war, sich aus dem Vordersitz zu falten. Bobby hielt neben ihm an und erkannte den großen, schlanken jungen Mann mit den dichten blonden Haaren. Jonathan Balfour.
    »Ich könnte Ihnen einen Strafzettel verpassen – so, wie Sie gefahren sind«, sagte Bobby, als er ausgestiegen war. Ein Licht brannte über dem Eingang zum Krematorium. Der Wald lag im Dunkeln. Noch ein weiteres Auto parkte auf dem kleinen Platz.
    Balfour lachte. »Wenn ich gewusst hätte, dass ein Trooper in diesem Z sitzt, hätte ich ihm ein Rennen angeboten. Was führt Sie hier heraus?« Er streckte die Hand aus, und Bobby schüttelte sie.
    »Ich wollte mir die Einäscherungsunterlagen ansehen. Und Sie?«
    »Sagt man nicht, große Geister denken oft gleich? Ein alter Knabe namens Jason Thomas ist letzte Woche im Ocean Breezes verstorben. Dr. Percival hat den Totenschein ausgestellt, und ich wollte sehen, was er geschrieben hat. Jason war mein Patient.«
    »Hätten Sie Percival nicht einfach fragen können?«
    »Er ist übers Wochenende verreist, und ich kann ihn nicht erreichen. Habe ich Ihren Wagen nicht heute am Ocean Breezes gesehen?«
    »Maud Lord ist eine gute Freundin von mir. Ich wollte sehen, wie es ihr geht.«
    »Sie ist ein zäher alter Vogel. Und wie lautet noch das andere Klischee …? Sie wird uns alle überleben.« Balfour lachte wieder. »In ihrem Fall würde ich darauf wetten.« Er öffnete die Tür und hielt sie Bobby auf.
    »Maud sagt, sie habe Sie oft im Haus gesehen. Haben Sie ein Verhältnis mit Margaret Hanna?«
    Balfour ging hinter Bobby, als die beiden Männer das Krematorium betraten. Bobby wollte ihn nicht im Rücken haben und drehte sich deshalb ein wenig zur Seite.
    »Marge ist ein tolles Mädel, aber unser Verhältnis geht nicht über ein gelegentliches Plaudern hinaus. Ihr Trooper habt nichts als Sex im Kopf. Ihr müsst ein langweiliges Leben führen.«
    Im Krematorium war es hell und überheizt. Vor dem Ofen stand ein Mann mittleren Alters in einem grauen T-Shirt bewegungslos wie eine Statue. Sein Mund war halb offen, und er hielt einen langstieligen Schrubber in der Hand. Etwas an ihm war sonderbar, aber Bobby war auf Balfour konzentriert. Die Geschichte mit Jason Thomas und Dr.

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