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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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Brotman. »Wenn wir ihn bis morgen nicht gefunden haben, bin ich mit der Fahndung einverstanden.« Er war indessen schon jetzt bereit, diverse Polizeibehörden im South County zu alarmieren.
    Brotman berichtete Woody sodann von Bingos Gespräch mit Frank Schnell, einem Detective der State Police Massachusetts, in dem es um Körpermakler gegangen war. »Einige solcher Leichen kommen aus Bestattungsinstituten. Wir haben keine Ahnung, ob es das war, wofür Hartmann sich interessierte, und der maßgebliche Ermittler befindet sich im Ausland, aber es könnte da eine Verbindung zu Hamilton Brantley geben. Ich habe versucht, Bingo anzurufen, doch er meldet sich nicht. Wissen Sie, wo er ist?«
    Woody wusste es nicht.
    Als dieses Telefonat beendet war, versuchte er Bingo anzurufen, aber ohne Erfolg. Das beunruhigte ihn. In den letzten zehn Jahren war Woodys Abhängigkeit von Handys immer größer geworden. Bingo, Lajoie, Bobby Anderson und andere mochten Antworten auf hundert verschiedene Fragen suchen, doch ihre Handys verbanden sie miteinander. Sie konnten miteinander Kontakt aufnehmen und Informationen teilen – sogar Lajoie, die einen mit ihrer Unabhängigkeit zur Weißglut treiben konnte. Zusammen bildeten sie eine verknüpfte Intelligenz, zumindest im besten Fall. Dass er Bingo nicht erreichen konnte, bereitete Woody Unbehagen.
    Er war zu Balfours Wohnung gefahren, weil Bobby ihn angerufen und ihm erzählt hatte, was er von Maud Lord gehört hatte. Starben im Ocean Breezes wirklich mehr Leute als sonst? Woody startete den Motor. Vielleicht sollte er sich noch mal mit Brantley unterhalten.
    Im Bestattungsinstitut fand die Totenfeier für Frances Crenner statt, die Mutter Jack Crenners, des Eigentümers von Crenner Millwork, einer Firma für Holzbauteile. Auf beiden Straßenseiten parkten Reihen von Autos. Ein Polizist lenkte den Verkehr. Gruppen von Regenschirmen bewegten sich die Treppe hinauf und hinunter. Auf der einen Seite der langen Vorderveranda standen vier oder fünf Männer und rauchten. Woody überlegte, ob er Brantley stören sollte, doch dann stellte er den Truck hinten bei der Remise ab und ging um das Haus herum nach vorn. Er trug einen langen dunklen Regenmantel, aber keine Mütze, und sein kurzes Haar klebte am Kopf.
    An der Vordertreppe näherte sich ihm ein Mann mittleren Alters. Er kam Woody bekannt vor, nur wollte ihm der Name nicht einfallen. Freundlich sah der Mann nicht aus.
    »Sie sind Woody Potter, oder? Der Staatspolizist? Wann hört ihr auf, hier herumzuspielen, und fangt die Leute, die uns verrückt machen? Diese Hexenmeister oder wen auch immer? Der Einzige, der gezeigt hat, dass er Eier in der Hose hat, ist Mackie McNamara, und den habt ihr eingebuchtet.«
    Woody brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern, dass McNamara einer der Männer war, die Ziegelsteine in Schwester Asherahs Fenster geworfen hatten. Ein halbes Dutzend Antworten kam ihm in den Sinn, und jede einzelne konnte ihn in Schwierigkeiten bringen.
    »Wir tun, was wir können«, sagte er schließlich.
    »Ach ja? Na, das reicht nicht. Warum sperrt ihr niemanden ein?«
    Woody ging an ihm vorbei zur Treppe. War die Sorge des Mannes nicht verständlich? Wieso wurde er so wütend? »Ich kann nur sagen, was ich schon gesagt habe. Wir tun, was wir können.«
    »Bullshit!«
    Woody blieb mit dem Rücken zu dem Mann stehen und überlegte, ob er sich umdrehen sollte. Er konnte durch die Tür in den Flur schauen und sah Brantley, der dort mit Jack Crenner sprach. Brantleys Stirn war teilnahmsvoll gerunzelt. Woody drückte die Tür auf.
    Vermutlich bedauerte Brantley, ihn hier zu sehen, doch das ließ der Bestatter sich nicht anmerken. Sein dunkelblauer Anzug war höchstwahrscheinlich ein anderer als der, den er zuvor im Krematorium getragen hatte. Sicher hatte er einen ganzen Schrank voll blauer Anzüge. Das nach hinten gekämmte Silberhaar sah aus, als wäre es am Schädel festgeleimt.
    »Sie sind durchnässt«, flüsterte er. »Ich hole Ihnen ein Handtuch.«
    »Das geht schon.« Woody zog den Regenmantel aus.
    »Sie holen sich den Tod.« Brantley nahm ihm den Mantel ab und führte ihn in die Garderobe. »Neuigkeiten von Carl?«
    In dem großen Raum rechts vom Flur waren ungefähr fünfzig Leute versammelt. Auf einem Podest am hinteren Ende sah Woody den Sarg, der mit einem dunkel-kastanienbraunen Tuch behängt war. Die vordere Hälfte des Deckels war aufgeklappt. »Ich höre, er ist nach Mexiko geflohen.«
    Brantley zog ein

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