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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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und das war lästig. Fünfmal passierte es, dass er jemanden aufsuchte, um ihn zu befragen, nur um festzustellen, dass der oder die Betreffende bereits von Polizisten oder Reportern oder beiden befragt worden war. Wenn jemand etwas zum ersten Mal erzählt, ist es eine Aussage, beim zweiten Mal ist es ein Stück Kunst, und der Versuch, das Grundmaterial von den Arabesken zu unterscheiden, war Zeitverschwendung.
    Komplikationen dieser Art fielen unter Erwachsenen am meisten auf, doch einiges davon sickerte auch hinunter in eine kleinere Welt. Die Schüler der Bailey Elementary School hatten um Punkt halb acht auf ihren Plätzen zu sein. Um fünf vor halb war Baldo Bonaldo immer noch zweihundert Meter von dem alten Schulhaus an der Ecke Gaspee und Bucklin Street entfernt. Die Ulmen, die früher einmal die Gaspee Street gesäumt hatten, waren längst nicht mehr da, aber die Eichen, die als Ersatz gepflanzt worden waren, hatten eine beträchtliche Größe erreicht und lieferten die Eicheln, mit denen sich die Schüler mehrerer Klassengenerationen beworfen hatten, was mehrere Lehrergenerationen veranlasst hatte, sich zu fragen: »Warum konnten sie keine Ahornbäume pflanzen?« Hercel McGarty Jr. stand hinter einer dieser Eichen.
    Baldo trödelte gern, allerdings hatte sich seine gewohnte Säumigkeit über seine persönliche Befehlskette bis hinauf zum kommissarischen Polizeichef Bonaldo herumgesprochen, und dessen Strafmaßnahmen waren immer strenger geworden, bis sie am Rande des Körperlichen angekommen waren. Während er sich jetzt beeilte, dachte Baldo über das Spektrum potenzieller Züchtigungen nach. Da packte Hercel ihn beim Kragen.
    Hercel trug Jeans und ein dunkelblaues Kapuzen-T-Shirt. Baldo hatte Jeans, ein blau-rotes Flanellhemd und darüber einen gelben Pullover an, den seine Mutter ihm aufgezwungen hatte, obwohl er damit an die fünf Kilo schwerer aussah.
    Baldo kippte rückwärts auf den Gehweg. »Hey, hör auf! Ich komme zu spät!« Dann sah er, wer es war. Hercel ragte über ihm auf wie Godzilla.
    Einen Moment lang betrachtete jeder der beiden Jungen die Möglichkeiten, die ihm offenstanden. Hercel hätte Baldo gern grün und blau geschlagen, aber er wollte ihm nicht wehtun. Immerhin, einen Schrecken musste er ihm schon einjagen.
    Baldo war berechnender, als er sich seinen nächsten Schachzug überlegte. Schließlich sagte er: »Das war ein sagenhafter Trick! Zeigst du ihn mir?«
    Hercel trat beiseite. Er hatte das Gefühl, überlistet worden zu sein. Er kniete sich neben Baldo und drückte ihn zurück auf den Boden. »Hast du jemandem davon erzählt?«
    »Selbstverständlich nicht. Man verrät doch nicht das Geheimnis eines Zaubertricks. Ich meine, das ist unmoralisch. Glaubst du, Houdini hat geplaudert?«
    Hercel wusste nicht, wer Houdini war. »Die Sache ist ernst. Du darfst niemandem davon erzählen.«
    »Hercel, du bist mein bester Freund. Ich würde niemals quatschen.«
    Hercel machte schmale Augen. Er hatte Baldo bestenfalls als entfernten Bekannten aus der Fünften betrachtet. Jetzt wurde ihm Freundschaft aufgedrängt. Aber Hercel hatte die Bedingungen verstanden: Die Freundschaft war der Preis für Baldos Schweigen. Er hatte nichts gegen Baldo, verstand ihn jedoch nicht, wie man schon gesehen hat – all die schrägen Witze –, und deshalb dachte er auch nie an ihn. Baldo war für ihn wie eine leere Stelle in der Luft gewesen. Jetzt streckte Hercel die Hand in diese leere Stelle und half Baldo auf die Beine. »Mal sehen«, sagte er.
    »Ich komme zu spät!«, rief Baldo und warf die Hände in die Höhe, eine Geste, die das unfassbare Ausmaß der Bestrafungen andeuten sollte, die ihn erwarteten.
    »Ich gehe meine Schlange besuchen«, sagte Hercel. »Sie ist im Tierheim.«
    Am Abend zuvor hatte Baldos Vater von der Schlange erzählt, die das Krankenhaus in Angst und Schrecken versetzt hatte, und hatte auch erwähnt, wem sie gehörte. Das machte Hercel in seinen Augen noch bedeutender. »Und was ist mit der Schule?«
    Hercel zuckte die Achseln. Verglichen mit Schlangen war die Schule ein Fliegenschiss.
    »Hast du ein Fahrrad?«, fragte Hercel.
    Baldo hatte keins. Seine Mom war in der Einfahrt über sein Rad gefahren, und es musste repariert werden.
    »Dann nehmen wir meins.«
    Baldo war klar, dass es ein schweres Verbrechen war, zu spät zur Schule zu kommen, aber es war nichts im Vergleich damit, die Schule komplett zu schwänzen. Andererseits war ihm klar, dass Hercels Freundschaftsangebot mit

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