Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
Vom Netzwerk:
Natter, dass sie in neun Teile zersprang.
So hielt der Apfel das Gift auf,
Und die Schlange kommt nie wieder in dieses Haus .
    Man hat Apfelsaft und Fett benutzt, um die Kräuter zu einer Salbe zu mischen. Natürlich wissen wir nicht, ob es jemals irgendwem geholfen hat, aber schaden kann es auch nicht, und das ist die Hauptsache. Nun iss, iss, bevor dein Frühstück kalt wird.«
    Bernie legte Pfannkuchen auf Hercels Teller, und dazu gab es echten Ahornsirup. Die andern hatten zwar schon gegessen, setzten sich jedoch zu ihm an den Tisch. Barton trank Kaffee, und Bernie und Tig hatten einen Becher Tee vor sich stehen.
    »Kannst du uns erzählen, was gestern Abend passiert ist?«, fragte Bernie. »Du warst verletzt und benommen, als wir dich gefunden haben. Vermutlich hätte ich einen Krankenwagen rufen sollen, aber das Dumme nach dreißig Berufsjahren als Krankenschwester ist, dass ich immer denke, ich weiß alles selbst am besten. Ich habe dich versorgt, so gut es ging, und ins Bett gesteckt. Allerdings musste ich eine Weile bei dir sitzen bleiben, bevor du mich gehen lassen wolltest.«
    Hercel erinnerte sich verschwommen, wie Bernie beruhigend mit ihm gesprochen hatte, als er in diesem fremden Bett lag. Wenn er etwas geträumt hatte, konnte er sich nicht entsinnen. Er erzählte ihnen, wie er mit dem Rad von Brewster hierher gekommen war, um Tig zu besuchen und die Farm zu sehen. Sie habe ihn vor ungefähr einer Woche eingeladen, meinte er.
    »Du hättest anrufen sollen«, sagte Bernie. »Dann hätte ich dich abgeholt.«
    Nein, er wollte mit dem Rad kommen. Er sei noch nie so weit von der Stadt weggefahren, allerdings schon mal raus zum Strand. Warum er sich ausgerechnet diese Zeit ausgesucht hatte – er könne nur sagen, Mr. Krause sei wütend auf ihn gewesen. Den Unterschied zwischen der Furcht, die immer da war, und der Angst, die einem eingejagt wurde, erklärte er nicht.
    »Und wer ist Mr. Krause?«, fragte Barton.
    Hercel erzählte es ihnen. Er bemühte sich, nicht allzu viel preiszugeben, aber es war doch so viel, dass Bernie und Barton Blicke wechselten.
    »Warum nennst du ihn Mr. Krause?«, fragte Tig.
    »Er sagt, damit zeige ich Respekt.«
    »Das alles erklärt noch nicht, was passiert ist«, sagte Barton und wechselte das Thema. »Du hast dich also auf dein Rad gesetzt und bist losgefahren. Und dann …?«
    »Dann wurde es dunkel«, sagte Hercel.
    Er berichtete, wie es mit zunehmender Dunkelheit immer schwerer geworden war, auf der Straße zu bleiben. Er habe das Rad geschoben, aber dann die Kojoten gehört und sich beeilt.
    »Du musst ja schreckliche Angst gehabt haben«, stellte Bernie fest.
    Hercel dachte darüber nach. »Ich habe nur daran gedacht, auf der Straße zu bleiben. Ich glaube, ich hatte gar keine Zeit, Angst zu haben – zumindest da noch nicht.«
    Bald sei er mit seinem Rad gerannt, aber er sei trotzdem von der Straße abgekommen. Schließlich habe es so ausgesehen, als müsse er doch fahren, wenn er noch hoffen wollte, die Farm zu erreichen. Doch er sei wieder vom Asphalt gerutscht, und die Kojoten seien näher gekommen. Dann habe er vor sich Licht zwischen den Bäumen gesehen, und das habe ihm geholfen, geradeaus zu lenken und schneller zu fahren. Die Kojoten seien dicht hinter ihm gewesen, und er habe gewusst, sie würden versuchen, ihm den Weg abzuschneiden. Er habe einen Schlenker gemacht, um sie am Vorankommen zu hindern, als sie nach ihm schnappten. Dann habe er die Mauer und das Tor von Bartons Farm vor sich gesehen und die Hunde bellen gehört.
    »Ich habe in die Pedale getreten, so fest ich konnte. Ich hab’s schon öfter geschafft, großen Hunden davonzufahren, aber die hier waren anders. Ich wusste, ich konnte nicht mehr anhalten und über die Mauer klettern. Also hab ich mich in die Pedale gestellt und bin einfach dagegengefahren. Ich bin glatt über Ihre Hunde weggeflogen und auf dem Boden gelandet.«
    Bernie war hinausgelaufen, als sie die Hunde hörte, und hatte die Schrotfinte mitgenommen. Die Kojoten hatten hinter der Mauer gekläfft, und sie hatte in die Luft geschossen. »Getroffen habe ich keinen, doch es hat sie verscheucht. Dann habe ich dich gefunden und ins Haus getragen. Du hast die ganze Zeit gemurmelt.«
    »Der Kopf hat mir wehgetan«, sagte Hercel.
    »Eigentlich muss dir alles wehgetan haben«, sagte Bernie. »Nur gut, dass der Boden noch nicht gefroren ist. Vielleicht bist du ja auch in einem hübschen Haufen Schafscheiße gelandet.«
    Alle lachten, aber es

Weitere Kostenlose Bücher