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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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Frauenzimmer, bist du taub?«, sagt die Stimme von direkt neben ihr, sie riecht etwas wie heißes Kupfer, Moschus und … einen winzigen Hauch Schwefel. Spürt sogar seine Wärme an ihrer Wange, kurz bevor er sie an der Schulter berührt.
    Mit einem Schrei springt sie auf, stolpert und fällt gegen ihn, spürt warmes, nein, fast heißes Leder und kräftige Hände, die sie mühelos auffangen, wieder in den Stuhl pressen.
    »Na, wir wollen doch nicht in Panik verfallen, Frauenzimmer«, sagt die tiefe Stimme amüsiert. »Ich bin harmlos. Mir ist nur mein … Fluggerät unterm Arsch weggeschossen worden, und ich will nicht erfrieren. Also, dachte ich, ich geh zu dieser Hütte und sage freundlich guten Morgen. Siehst du? Kein Grund zur Panik.«
    »Das haben sie noch nicht gesagt«, meint Maria … Es ist das Erste, was ihr einfällt, und es hört sich auch in ihren Ohren nicht besonders clever an.
    »Was?«
    »Guten Morgen.«
    Er lacht.
    »Das ist wahr, nur zu wahr. Also dann, guten Morgen, Frauenzimmer. Hast du schon gefrühstückt?«
    »Ja«, antwortet sie. »Und nennen Sie mich nicht immer Frauenzimmer!«
    »Aber du hast sicherlich nichts dagegen, wenn ich mir Frühstück mache, nicht wahr? Ich sehe da zwei Eier, die mich anlächeln. Und das ist wohl Schinken und Speck … Ich brate dir auch eine Portion, ich bin ein guter Koch. Ach ja, und ich zahle auch dafür.«
    Sie hört seine schweren Schritte, als er in die Küche geht. Reiß dich zusammen, herrscht sie sich an. Sie steht auf und geht unsicher zur Küchentüre, taumelt fast, ihre Finger finden den Türrahmen, und dort verharrt sie.
    »Sie können hier nicht einfach eindringen und sich Frühstück machen!«, ruft sie empört, wenigstens war das die Absicht, doch so empört kam es gar nicht heraus, eher … zitternd.
    »Nicht? Sie wollen mir die Gastfreundschaft verwehren, obwohl es da draußen so frostig ist wie im Herz eines Steuereintreibers? Wenn Sie mich da rausschicken, friert mir noch was ab!«
    Sie hört seine Stimme nun direkt vor ihr, spürt den warmen Hauch seines Atems. Im ersten Moment will sie zurückweichen, aber irgendwoher nimmt sie die Kraft, die Schultern zu straffen und das Kinn stolz zu erheben.
    »Wenn Sie nicht auf der Stelle aufhören, so zu fluchen, dann, ja, werde ich Sie wieder hinausschicken!« Auch wenn sie noch nicht weiß, wie sie das anstellen sollte. Er muss deutlich größer und stärker als sie sein.
    »Verdammt noch mal«, entgegnet er. »Wissen Sie, wie arschkalt das da draußen ist!«
    »Sie fluchen ja schon wieder!«, ruft sie empört.
    »Wenn ich damit aufhöre, werfen Sie mich nicht hinaus?«, fragt er offenbar amüsiert.
    »Ja«, erwidert sie schließlich. »Dann können Sie bleiben. Es ist schließlich Weihnachten.«
    »Aha. Sonst würden Sie mich so oder so in die Kälte schicken?«, hakt er nach.
    »Nein! Das meine ich nicht!«, ruft sie und stampft vor Empörung mit dem Fuß aus. »Nur, es ist eben Weihnachten!«
    »Ja, richtig«, gibt er zu. »Da war was. Mögen Sie Ihren Speck auch kross? Egal, ich habe Ihnen etwas mitgemacht. So, schon fertig.«
    Sie riecht bereits den wunderbaren Duft von Eiern und den Speck, ein Mahl so würzig und verlockend, wie es ihr noch nie gelungen ist. Und wie hat er das überhaupt so schnell geschafft? Maria wird zum Tisch geschoben, der andere führt sie an den Stuhl heran, sie setzt sich.
    »Teller vor Ihnen, Messer rechts, Gabel links, Glas Milch rechts über dem Teller«, erklärt er.
    »Danke«, ist ihre Antwort. »Sie wissen also, dass ich blind bin.«
    »Ist ja nicht zu übersehen. Sie schauen mich mit diesen hübschen Augen an und sehen mich doch nicht. Na dann, guten Appetit. Essen Sie ruhig, es tut Ihnen gut … Sie sind ohnehin zu dünn. Bildhübsch, aber zu dürr.«
    »Lassen Sie das!«, sagt sie, wieder empört.
    »Was denn nun schon wieder?«, fragt er unschuldig.
    »Hören Sie auf, mir Komplimente zu machen, es schickt sich nicht! Und dürr bin ich auch nicht.«
    »Nun, ich mag meine Frauenzimmer mit etwas mehr dran!«
    »Hören Sie sofort auf!«, fährt sie ihm über den Mund. Irgendwie hat sie auch die Angst vor ihrem Besucher verloren.
    »In Ordnung. Nicht fluchen. Keine Komplimente. Ich nehme an, ich darf auch nicht auf den Boden spucken?«
    »Nein!«
    »Rülpsen und anzügliche Witze erzählen?«
    »NEIN!«
    »Dachte ich mir. Wie langweilig. Aber ich füge mich. Indianerehrenwort. Essen Sie, sonst wird es kalt.«
    Sie verspürt tatsächlich Hunger, und sie hat gelernt,

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