Das Fest des Ziegenbocks
Familie. Wenn er hin und wieder nach ihr verlangte, nahm er sie in eine der Suiten im Embajador oder im Jaragua mit, die Manuel Alfonso für diese Gelegenheiten bereithielt. Der Gedanke, es mit Moni in ihrem eigenen Haus zu treiben, erregte ihn. Sie würden den Ehemann auf ein paar Bier ins Rincón Pony schicken, auf Kosten
Trujillos – er lachte –, oder zu Zacarías de la Cruz, damit er mit ihm die Zeit verplauderte.
Die Straße lag dunkel und verlassen da, aber im Haus brannte Licht im ersten Stock. »Ruf sie.« Er sah, wie der Chauffeur durch die Gittertür ging und die Klingel drückte. Es dauerte eine Weile, bis man öffnete. Schließlich mußte ein Hausmädchen herausgekommen sein, mit dem Zacarías tuschelte. Sie ließen ihn vor der Tür warten. Die schöne Moni! Ihr Vater war ein guter Parteiführer im Cibao, er selbst hatte sie ihm bei jenem Empfang zugeführt, eine sympathische Geste. Das war schon einige Jahre her, und, das mußte er sagen, er hatte sich jedesmal, wenn er diese schöne Frau gevögelt hatte, bestens gefühlt. Die Tür ging wieder auf, und im Lichtschein des Hausinneren sah er die Gestalt Mords. Eine weitere Welle der Erregung erfaßte ihn. Nachdem sie einen Augenblick mit Zacarías gesprochen hatte, kam sie auf das Auto zu. Im Halbdunkel erkannte er nicht, wie sie gekleidet war. Er öffnete die Autotür, damit sie einsteigen konnte, und empfing sie mit einem Handkuß.
»Diesen Besuch hast du nicht erwartet, meine Schöne.« »So was, welche Ehre. Wie geht es Ihnen, wie geht es Ihnen, Chef.«
Trujillo behielt ihre Hand in den seinen. Als er sie so nah fühlte, als ihre Körper sich berührten, er ihren Duft atmen konnte, fühlte er sich Herr all seiner Kräfte. »Ich war auf dem Weg nach San Cristóbal, aber plötzlich
mußte ich an dich denken.«
»Was für eine Ehre, Chef«, wiederholte sie völlig verwirrt. »Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich mich vorbereitet, um Sie zu empfangen.«
»Du bist immer schön, egal, wie du bist.« Er zog sie an sich, und während seine Hände ihre Brüste und Schenkel liebkosten, küßte er sie. Er spürte den Beginn einer Erektion, die ihn mit der Welt und mit dem Leben versöhnte. Moni ließ sich streicheln und küßte ihn gehemmt. Zacarías stand draußen, ein paar Meter vom Chevrolet entfernt, und hielt, vorsichtig wie immer, die Maschinenpistole in der Hand. Was war los? Moni war ungewöhnlich nervös. »Ist dein Mann zu Hause?«
»Ja«, antwortete sie leise. »Wir wollten gerade zu Abend essen.«
»Er soll ein Bier trinken gehen«, sagte Trujillo. »Ich drehe eine Runde um den Block und komme in fünf Minuten zurück.«
»Es ist nur…«, stammelte sie, und der Generalissimus spürte, daß sie steif wurde. Sie zögerte und flüsterte schließlich kaum hörbar: »Ich habe meine Periode, Chef.« Seine ganze Erregung verflog in Sekunden. »Die Regel?« rief er enttäuscht.
»Ich bitte tausendmal um Verzeihung, Chef«, stotterte sie. »Übermorgen bin ich wieder in Ordnung.« Er ließ sie los und holte tief Luft, verärgert. »Na schön, irgendwann komm ich dich wieder besuchen. Adiós.« Er steckte den Kopf durch die offene Tür, durch die Moni gerade ausgestiegen war. »Wir fahren, Zacarías!« Wenig später fragte er de la Cruz, ob er es schon einmal mit einer menstruierenden Frau getrieben habe. »Nie, Chef«, sagte dieser empört und mit angewiderter Miene. »Man sagt, davon kriegt man Syphilis.« »Es ist vor allem schmutzig«, klagte Trujillo. Und wenn Yolanda Esterei nun durch einen verdammten Zufall ebenfalls heute ihre Regel hatte?
Sie befanden sich jetzt auf der Landstraße nach San
Cristóbal, und zu seiner Rechten sah er die Lichter des Viehmarktes und von El Pony, in dem essende und trinkende Paare saßen. War es nicht seltsam, daß Moni sich so reserviert und schüchtern gezeigt hatte? Sie war gewöhnlich ungezwungen, immer willfährig. Lag es an der Anwesenheit des Ehemanns? Hatte sie das mit der Menstruation womöglich erfunden, damit er sie in Ruhe ließ? Verschwommen nahm er wahr, daß ein Wagen sie anhupte. Er fuhr mit Fernlicht.
»Diese Betrunkenen«, kommentierte Zacarías de la Cruz. In diesem Augenblick kam Trujillo der Gedanke, daß es vielleicht kein Betrunkener war, und er drehte sich um auf der Suche nach dem Revolver, der neben ihm auf dem Sitz lag, aber es gelang ihm nicht, ihn zu fassen, denn im gleichen Augenblick hörte er das Krachen eines Gewehrs, dessen Geschoß das Glas des hinteren Fensters
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