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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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Löffel riecht nach Fisch.«
    »Ist das wahr?«, sagte Lucretia staunend. Doch John sah, wie ihre Wangen sich röteten. Er nahm Mistress Pole den Löffel aus der Hand.
    »Ihr habt recht, Mistress Pole!«, rief er. »Und abgeleckt wurde er auch! Da nimmt es nicht wunder, dass Ihre Ladyschaft keinen Appetit hat!« Er starrte auf den Gegenstand seines Zorns und sagte in einem empörten Ton, um den Mister Vanian ihn beneidet hätte: »Seid unbesorgt, ich werde Euer Missfallen der Spülküche kundtun. Master Scovell selbst wird davon erfahren!«

    Ich lass dich kosten honigsüßen Seim,
So kühl, als hüllte er den heißen Evaapfel ein,
Und möge deiner Launen hitzig Glut
In meinen kühlen Worten finden Ruh ...
    »Was ist das?«, fragte Philip, der über Johns Schulter auf die Worte spähte. »Schreibt sie dir jetzt Verse?«
    John schüttelte den Kopf. Wenn Pole den Teller angehoben hätte, hätte sie den Papierschnipsel entdeckt. Stattdessen hatte Philip ihn gefunden, was fast genauso peinlich war.
    »Pole hätte dich fast erwischt, stimmt’s?«
    »Pole würde nicht mal eine tote Forelle erwischen.«
    Er wendete sich ab, aber Philip hielt ihn an der Schulter fest. »Pass auf. Wenn du ihnen nicht sagen willst, dass sie isst, dann sag ihnen, dass sie nicht isst. Sag, dass sie nichts anrührt von dem, was du ihr bringst.«
    John ordnete geschäftig die Messer auf dem Arbeitstisch. Die längsten links. Das Schälmesser rechts.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Philip.
    »Mit mir?« John stellte sich verständnislos. »Nichts.«
     
    Am nächsten Tag brachte er den Papierschnipsel zurück.
    »Es sind Verse«, erklärte ihm Lucretia, als hätte er noch nie Buchstaben zu sehen bekommen. »Sie wurden für meine Mutter geschrieben.«
    Er sah ihren Blick über die Wörter gleiten. Dann sah sie zu der Truhe unter dem Fenster. Lavendelduft und der Geruch von altem Holz stiegen auf, als sie eine silbrigblaue Stoffwolke heraushob. Das Kleid, das sie bei dem Festmahl getragen hatte, erkannte John. Unter dem Kleid lag ein Buch, dessen Seiten geklebt und mit Band umwunden waren. Lucretia schob den Schnpisel vorsichtig in das Buch und sah dann zu John hinüber.
    »Ich dachte schon, Pole hätte Euch ertappt.«
    John grinste. »Hat sie nicht.«

    Aber die junge Frau lächelte nicht.
    »Ihr dürft nicht wiederkommen.«
    John spürte ein sonderbares Schlingern in seinem Magen. »Nein?«
    »Es ist genauso unrecht, einem Bediensteten zu befehlen, unehrlich zu handeln, wie einen Ranggleichen aufzufordern, gegen sein Gewissen zu verstoßen.«
    »Niemand hat mir etwas befohlen, Euer Ladyschaft«, sagte John.
    »Dann muss ich befürchten, dass Ihr gegen Euer Gewissen gehandelt habt.«
    »Und wenn mein Gewissen mein Tun geleitet hätte?«
    Lucretia schüttelte den Kopf. »Ich werde Mister Pouncey mitteilen, dass Eure Gegenwart mich in meinem Entschluss bestärkt. Dass Eure Mühen das Gegenteil dessen bewirken, was sie bewirken sollen. Ich weiß, wie ich mit ihm verfahren muss. Er wird Euch von dieser Aufgabe entbinden, ohne Euch einen Vorwurf zu machen.«
    »Und was wollt Ihr dann essen, Euer Ladyschaft? Gemma kann nicht ...«
    »Ich werde das Festmahl essen, das aufzutragen der König Euch befohlen hat.«
    Sie hatte den gleichen Gesichtsausdruck wie seinerzeit in dem großen Saal, abweisend und unnahbar.
    »Das ist Euer Hochzeitsmahl«, sagte John.
    »Ja.«
    »Ihr werdet Piers heiraten?«
    »Ja.«
    »Aber Ihr seid ihm nicht zugetan.«
    »Nein«, sagte sie heftig. »Und das ist gegenseitig.«
    Eine Ader an ihrem Hals pochte. Ein winziges Pochen, das ihren Herzschlag verriet. Eine Strähne schwarzen Haars lag schräg über der pulsierenden Ader.
    »Meine Mutter ist für Buckland gestorben«, sagte sie. »Sie starb, um meinem Vater einen Erben zu schenken. Damit das Tal bewahrt werden konnte. Sie starb, und ich blieb am Leben. So hat sie es gewollt.
Sie wollte, dass die Erbfolge erhalten blieb. Und die Herrschaft im Tal gesichert war.«
    Sie sah zu ihm auf. John fragte sich, was er anderes erwartet hatte. Dass sie den Rest ihres Lebens in diesem Zimmer zubringen würde? Dass er bis ans Ende seiner Tage Gerichte ersinnen würde, die es an Mistress Pole vorbeizuschmuggeln galt?
    »Wenn Ihr Euer Fasten beenden wollt«, sagte er schließlich, »dann beendet es mit einem würdigen Gericht. Es gibt noch ein Gericht, das ich Euch gerne servieren würde, Lady Lucretia.«
    Sie hatte ihre Selbstbeherrschung wieder erlangt. »Was ist das für ein

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