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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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sich mit seinem Atem mischte. Doch hinter ihm ertönte eine näselnde Stimme.
    »Ich sehe, dass Ihr Euer Fasten beendet habt, Euer Ladyschaft.«
    Lucretia fiel der Löffel aus der Hand. John zuckte zurück. In der Tür stand Mister Pouncey, von Pole und Fanshawe flankiert. Der Haushofmeister warf John einen strengen Blick zu.
    »Eure Mühen haben unserer Ladyschaft Wohlwollen gefunden, wie mir scheint.«
    John sah die eigene Verwirrung in Lucretias Miene gespiegelt.
    »Eure Aufgabe hier ist erfüllt, Mister Saturnall«, fuhr Mister Pouncey fort. »Ihr dürft in die Küche zurückkehren. Mister Fanshawe? Habt die Güte, ihn zu begleiten.«

     
    Abermals wurde John in der Küche überschwenglich gefeiert. Abermals klopften ihm seine Kameraden anerkennend auf den Rücken.
    »Sei froh«, sagte Philip zu ihm.
    John nickte.
    »Sie hätten dir auf die Schliche kommen und dich rauswerfen können wie Coake. Hättest du das gewollt?«
    John schüttelte den Kopf.
    Wie hatte der Haushofmeister es herausbekommen? Das fragte sich John, während er mit Glückwünschen überhäuft wurde. Nur einen ratlosen Blick hatte er mit Lucretia wechseln können, bevor Fanshawe ihn aus dem Zimmer geführt hatte, ohne dass John wusste, wie ihm geschah.
    »Was kümmert es dich?«, sagte Philip leichthin zu ihm, als er fragte, ob Gemma etwas über Lucretia zu berichten wisse. »Soll Piers sich den Kopf über sie zerbrechen, oder? Du musst dir den Kopf nur über das Festmahl zerbrechen.«
     
    Mit Brennholz hochbeladene Ochsenkarren rumpelten den Fahrweg entlang und wurden im Außenhof in Schubkarren entladen. Holzscheite wurden hinter den Stallungen zu einem ständig länger werdenden Stapel aufgeschichtet. Säcke voller Kohlen säumten die westliche Mauer des Gesindehofs, und es dauerte nicht lange, bis sie auf halber Höhe zum Fenster der alten Speisekammer angelangt waren. Ein mehrteiliger Bratspieß wurde von der Schmiede in Carrboro angeliefert, rundum mit Schweinefett eingeschmiert. Ihm folgten neue Feuerzangen und eine Reihe kleinerer und größerer Kochtöpfe. Vier neue Tiegel wurden gebracht, frisch aus der Schmiede; sie wurden eingeölt und in Mister Vanians Ofen vorbereitet, bevor sie zu den anderen über der Salztruhe kamen. Auf dem Arbeitstisch darunter verglich Philip Elsterstreet Listen und Verzeichnisse und rechnete aus, wie viele Scheffel Getreide aus dem Kornspeicher in die Mühle von Callock Marwood befördert werden mussten. Neben ihm lieferten sich Colin und Luke ihre üblichen Scharmützel.

    »Viscount Saye soll sich gegen den König gestellt haben? Du hast wieder Calybutes Schmutzpostille gelesen«, sagte Colin verächtlich.
    »Nicht nur er, auch der Graf von Essex«, erwiderte Luke unnachgiebig. »Hertford und Carbery wollen nicht mehr mit ihnen zu Tisch sitzen. Sie haben sich wieder hier mit Sir William getroffen.«
    »Und auch die Marquise von Charnley«, meldete sich Tam Yallop.
    Die Namen machten John schwindeln: die Grafen von Essex und von Warwick, die Herren Brooke und Bullenden. Im Parlament werde konspiriert, wollte man einigen Debattierern im Außenhof Glauben schenken. Der König sollte das ganze Parlament nach Hause schicken, befanden andere. Doch bei jeder Erwähnung des »Teufels Pym« oder des »Schufts Hampden« oder des »Tölpels Cromwell« und des »überheblichen Haselrig« wanderten Johns Gedanken zu seinen eigenen Überlegungen zurück. Namen über Namen: »der junge Edward Montagu« und der »Junge des alten Manchester« und jemand namens »Mandeville«, die allesamt, wie John im Nachhinein erkannte, ein und dieselbe Person waren. Master Jocelyn drillte die Bediensteten der Ländereien und einige vom Haushalt auf den Wiesen neben den Teichen und ließ sie in Reihen und Abteilungen aufmarschieren und paradieren. Uralte Speere und Piken wurden aus den lichtlosen Gewölben der Waffenkammer ausgegraben und geputzt. Aber all diese Umtriebe bedeuteten John nicht mehr als der Mehlstaub aus den Beuteltüchern der Backstube. Die Schreiner des Guts hatten neue Backtröge versprochen, fiel ihm ein ...
    In den Kellern lagerten die großen Fässer mit dem Starkbier vom Frühjahr neben den kleineren Fässern mit Dünnbier. In der Voliere hinter Diggory Wings Taubenschlag quakte, zwitscherte und piepste es aus Käfigen voller Stockenten, Krickenten, Lerchen und Drosseln. Mehlsäcke versperrten die Küche und mussten weggeschafft werden. Aber wohin? Henry Palewicks Vorratskammern waren bereits mit Zuckerhüten,

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