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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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versuchte, sackte er in die Knie. John und Philip packten ihn an den Armen. Hilflos schwankte er zwischen ihnen.
    »Lasst mich los«, lallte Piers. »Ich kann allein stehen.« Er öffnete ein Auge und heftete seinen Blick wieder auf John. »Ich werde es Lady Lucretia besorgen.«
    »Gewiss, Master Piers, das werdet Ihr.«
    »All diese Leckereien. Ich weiß alles. Dachtet wohl, Ihr könntet Euch auf meinem Platz breitmachen, wie?« Piers öffnete das zweite Auge. »Neben dem König.«
    John schwieg. Piers war schwerer als erwartet. John versuchte, Piers die Treppe hinaufzuschieben. Piers schwenkte wieder seine Taschenflasche.
    »Trinken wir auf die Braut!«, lallte er mit hämischer Miene. »Hoch die Tassen, Küchenjunge! Wenn du ihr schon nicht unter den Rock fassen kannst ...«
    Kalter Zorn übermannte John. Entschlossen ergriff er Piers an seinem strähnigen Haar. Der Kopf fühlte sich zwar schwer an, erwies sich aber als nachgiebig. John schlug ihn gegen die Wand und setzte an, den Schlag zu wiederholen. Philip fiel ihm in den Arm. Alle drei taumelten auf dem Treppenabsatz; Philip hielt John fest, und John kämpfte mit Piers, der so betrunken war, dass er gar nicht zu merken schien, was ihm widerfuhr.
    »Hör auf!«, zischte Philip. »John!«
    John ließ Piers los. Oben an der Treppe erschien Pandar Crockett in einem altmodischen gelben Nachtgewand samt Nachtmütze. Er hielt einen Eimer in der Hand.
    »Pandar«, lallte Piers. »Pandar, da bist du ja.«
    »Na, na, na, Lord Piers. Wieder mal über den Durst getrunken?«

    Bevor Piers antworten konnte, war eine tiefere Stimme zu hören.
    »Ist er dort unten?« Sir Hector Callock stapfte die Treppe herunter, begleitet von zwei Kammerdienern. Beim Anblick seines Vaters zeigte Piers ein schwaches Grinsen. Sir Hector packte ihn am Kragen. »Sogar an diesem Tag bezecht? Hinauf mit dir, du elender Schluckhals! Wir haben Botschaft vom König ...« Es war, als hätte er mehr sagen wollen, wenn Johns und Philips Gegenwart ihn nicht gehindert hätte. Er stellte Piers auf die Beine. Die zwei Kammerdiener folgten ihm, als er seinen Sohn die Treppe hinaufzog.
    »Was für eine Botschaft?«, fragte Philip sich laut. Aber John dachte nur an die Worte, die Piers gelallt hatte. Die Gerichte konnte ihm niemand anderes als Lucretia verraten haben. Wahrscheinlich schlief sie nun, dachte er. In dem Bett, auf dem zu sitzen sie ihn aufgefordert hatte. Sein ruheloses Gehirn quälten Fragen, die er weder lösen noch verscheuchen konnte. Er ging den dunklen Gang entlang. Als er das Ende des Gangs erreichte, trat eine Gestalt aus den Schatten.
    »John.«
    Scovell war in einen schweren Umhang gekleidet. Ein Binsenlicht flackerte neben seinem Gesicht. John schrak zurück. Aber der Meisterkoch lächelte.
    »Bist du bereit für das Fest?«
    »Ich weiß es nicht, Master Scovell. Ich hoffe es.«
    »Wie immer wir uns wappnen mögen, der Festtag wird mehr von uns verlangen.« Scovell sah John an. »Frag deinen Dämon.«
    John erwiderte Scovells Blick, nicht neugierig, sondern gekränkt. Jeder Koch trug ein Fest in sich. Sein eigenes Fest. Aber er würde sich von der Geheimniskrämerei des Meisterkochs nicht länger narren lassen.
    »Mein Dämon fragt, wer die Elster war.«
    Scovell wendete den Blick ab.
    »Er ist schon lange fort«, sagte er.
    »Und wer war er?«, fragte John hartnäckig.
    »Er hieß Almery«, sagte Scovell schließlich. »Charles Almery. Er war
ein Ketzer und ein Dieb, so hat er sich selbst bezeichnet. Und er war mein Freund.«
    »Aber Ihr habt mit ihm gestritten.« John ließ nicht locker.
    »Ja, das haben wir.«
    »Meine Mutter auch?«
    Der Meisterkoch rückte das Bündel auf seinen Schultern zurecht und ging in den Durchgang.
    »Du wirst morgen deiner Aufgabe glanzvoll gerecht werden«, sagte er. »Wie an allen künftigen Tagen, wie ich glaube.«
    »Das werden wir alle«, erwiderte John.
    Scovell hielt inne. Doch ohne sich umzuwenden, sagte er:
    »Ein Koch ist allein. Sogar beim Festmahl ist er allein.«
     
    »Steh auf, John. Steh auf ...«
    Er hatte sich eben erst auf die Matratze gelegt. Nun schüttelte Mister Bunce ihn wach.
    »Komm schon, John«, drängte er ihn leise.
    »Was ist?« John hob benommen den Kopf. Doch im nächsten Augenblick war er hellwach, als Bunce sich zu ihm beugte und ihm ins Ohr flüsterte.
    »Master Scovell. Er ist fort.«
    Schlaftrunken folgte John dem Leiter der Vorbereitungsbrigade. Die Tür zu Scovells Gemach stand offen. Mister Underley, Mister

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