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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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der versammelten Männer eine Münze kassiert. John und Philip, das Gesicht an die Wand gedrückt, war fast der Atem gestockt, als die Frau ihren Kittel über den Kopf zog und bis auf ihre Stiefel splitternackt vor den Soldaten stand.
    »Schau dir das an«, flüsterte Philip und starrte auf das schwarze Haarbüschel zwischen ihren Beinen. »Das ist sündhaft, das ist es.«
    »Das ist es gewiss«, flüsterte John zurück, das Auge an den Wandspalt gepresst.
    Doch am nächsten Abend fanden sie sich in derselben Scheune bei derselben Frau ein, deren Atem nach Zwiebeln roch, als sie an die Reihe kamen; John war so nervös, dass sie schließlich seine ängstlichen Hände ergriff und an ihre Hinterbacken drückte. Dann ergriff eine wilde Lust Besitz von ihm, und zuletzt begann die Frau zu hecheln und trommelte mit den Fersen auf seinen Hintern, um ihn anzustacheln.
    »Hab ich euch ordentlich eingeheizt?«, fragte sie die beiden hinterher, als sie mit scharfen Zähnen ein Hühnerbein aus dem Fresskorb abnagte, den sie ihr mitgebracht hatten. »War mein Ofen heiß genug für euch zwei?«
    Philip und John sahen einander betreten an und grinsten.

    Der erste Winter hatte ihnen schlimmer zugesetzt als jede Kampfhandlung. Mister Underley hatte sich erkältet, und John hatte Mädesüß und Holunderbeeren abgekocht. Doch die Erkältung hatte sich zu einem Fieber ausgewachsen, das Underley dahinraffte. Sie hatten ihn an einem Hügel begraben. Am Tag darauf waren sie weitermarschiert.
    Wie viele Lager hatten sie seitdem aufgeschlagen, fragte sich John nun, während Philip den qualmenden Ast in das nasse Gras fallen ließ, wo er zischte und dampfte. Zur einen Seite des Lagers graste eine große Herde Pferde. Auf der anderen Seite formierte sich ein Trupp Männer unter den Befehlen eines Feldwebels. Aus der Scheune ohne Dach kam Phineas, der ein abgedecktes Servierbrett trug.
    »Mittagsmahl für den Herrn des Tals von Buckland und seinen hochgeschätzten Stab«, verkündete er. »Wildkaninchen, frisch aus der Falle. Wer bringt es hinunter?«
    »Du bist dran«, sagte Philip zu John.
    Er rückte Johns Kragen zurecht und bürstete den Schmutz von seinem Überrock. »Sag Master Palewick, dass wir noch Brennholz für zwei Tage und Vorräte für drei Tage haben. Und dass niemand unsere Schuldscheine annimmt.«
    John stapfte den Hügel hinunter; der Bratenduft ließ seinen Magen knurren. Im Lager wurde gemunkelt, Sir William speise besser als jedermann mit Ausnahme Seiner Majestät. Doch der König befand sich in Oxford und nicht hier, wo der Latrinengestank durchdringender wurde, als John sich den Dragonern näherte, die unter Prinz Moritz kämpften, und sich dann zwischen Unterständen und Behelfsunterkünften durchmühte, bevor er Sir Williams Lager erreichte. Dort begrüßten ihn vertraute Töne.
    »Das ist sicher für mich, Meisterkoch!«
    »Was hast du uns mitgebracht, John? Wieder mal Igel?«
    »Ich kaue jetzt noch an den letzten Stacheln ...«
    John ging an den Dorfmilizen vorbei, die sich auf groben Wolldecken oder Sackleinen oder auf ihren Ledergewändern ausgestreckt hatten. Helme und Brustpanzer bildeten unordentliche Haufen. Piken
waren in den Boden gerammt. Aber kein Feldwebel störte den Schlaf der Männer.
    »Weil sie ohnehin nicht weglaufen«, hatte der Dragoner John anvertraut. »Die meisten sind so bezecht, dass sie kaum gehen können.«
    Mit dem Nachschub aufgehalten, hatte die Küchenbrigade von Buckland noch keine Kampfhandlung erlebt. Die naheste Begegnung mit dem feindlichen Heer war John auf den kahlen und flachen Wiesen der Ebene von Elminster zuteil geworden, wo eine dunkle Linie den östlichen Horizont verfinstert hatte. Es wurde gemunkelt, dies sei das Heer des Parlaments. Fairfax führe den Oberbefehl, Waller und Cromwell seien seine Generäle. Noch mehr Namen, dachte John, während er die wabernde dunkle Front oder einen zufälligen Sonnenstrahl auf einem Harnisch im Blick hatte und sich fragte, ob es dort irgendwo einen Koch gab, der über sich selbst nachdachte.
    Vor ihm war das Tor des Bauerngehöfts. Zwei Pikeniere, mit Helm, Harnisch, Panzerschurz und Halsberge ausgerüstet, ließen John durch. Im Hof hatte sich eine Gruppe junger Männer um einen der Ihren geschart, der sich mit zwei Pistolen im Halfter, einem schweren Karabiner und einem Degen brüsten konnte. Piers Callock trug einen auf Hochglanz polierten Brustharnisch und setzte sich für sein Publikum in Szene.
    »Und da ritt ich im Galopp

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