Das Festmahl des John Saturnall
und danach ausgehöhlte Weißbrötchen, gefüllt mit gehackten Eiern, milden Kräutern und Zimt ...«
Er beschrieb die Schaumspeise aus gehacktem Wildgeflügel und stellte ihr einen Teller hin. Er sah zu, wie sie den blassen, orangegelben Brei probierte.
»Ich muss gestehen, dass Euer Hackfleisch für meinen ungeübten Gaumen auffällig nach Rüben schmeckt.«
»Oh, aber ich sagte Euch noch nichts von den Gewürzen, von Kreuzkümmel und Safran, und von dem Eischnee und davon, wie das Hackfleisch in irdene Förmchen gefüllt wird.« Er füllte den Löffel mit Rübenbrei und hielt ihn ihr hin. »Kostet noch einmal, Euer Ladyschaft. Stellt Euch die Gewürze vor ...«
Er brachte ihr die karge Kost und präsentierte sie mit scherzhaften Floskeln. Lucretia ließ sich auf das Spiel ein und hob den Blick, als säße sie noch immer in ihrem Gemach, während Pole und Fanshawe auf der Treppe plauderten. Den Löffel in der Hand, sah sie von dem kleinen Tisch auf.
»Vielleicht«, sagte sie schüchtern, »könntet Ihr Euch zu mir setzen, Master Saturnall?«
»Mich zu Euch setzen, Euer Ladyschaft?«
»So wie jene ersten Männer und Frauen.«
Sie aßen miteinander. Hinterher lagen sie beieinander. Satt und schläfrig führte John seine Lippen an ihr Ohr.
»Blättriges Florentiner Gebäck«, flüsterte er. »Pfirsiche in Schneecreme.«
»Nein«, murmelte sie. »Genug.«
»Fleischpasteten. Gebratene Klößchen aus Hammelfleisch mit Spinat und Walnüssen und feingemahlenem Kreuzkümmel ...«
»Du hast keinen Kreuzkümmel. Mister Fanshawe hat es mir heute Morgen gesagt.«
»Wir haben auch kein Hammelfleisch«, sagte er. »Und keine Walnüsse bis zum nächsten Herbst.«
Die Speisekammern waren nicht einmal halb gefüllt, wie er wusste. Als es auf Weihnachten zuging, wurden die Vorräte zusehends spärlicher. Sie würden den Wein durch gewürzten Apfelwein ersetzen, erklärte John seinen Männern. Kalte Salate aus Sauerampfer, Estragon und Thymian würden nach warmen Salaten aus Zuckerwurzeln, Roten Rüben und Zwiebeln serviert werden. Sie würden Lattichblätter mit Apfelessig, Salz und Öl anrichten und die Endivienblätter in Öl, Senf und Eigelb tunken.
In der Backstube versuchten Tam Yallop und Simeon sich an Vanians Darioleförmchen. Adam Lockyer versprach sein Spezialgericht aus entbeinten, gebratenen und gesalzenen Singvögeln. Jed Scantlebury meldete sich als Salatkoch. Hesekey erklärte, er werde mit Simeon zusammen Honigkuchen zubereiten, während Wendell Turpin und Alf sich um die Bratäpfel kümmern wollten. Philip und Mister Bunce übernahmen die Verantwortung für den Eber und überwachten seinen Transport durch den Hof, auf dessen Schnee das gewaltige Tier eine dunkle Blutspur hinterließ.
»Sollte alle satt machen«, bemerkte Philip zwei Tage später beim Anblick des Ebers, der in der Zerwirkkammer von einem Balken hing. Daneben stand ein Korb voller Äpfel. John richtete den Blick zur Zimmerdecke.
»Wir werden ihnen ein Dreikönigsfest bereiten, das sie so bald nicht vergessen werden.«
Adam und seine Hilfsköche sengten die Borsten weg und säuberten das Tier. In der Vorbereitungsabteilung schälte und entkernte Mister Bunce die Äpfel. Diggory brachte einen Korb voller gefiederter Leichen herein, und Simeon machte sich daran, sie auszunehmen und zu rupfen.
Zuckerwurzeln und Rapunzeln wurden in Säcken aus den Mieten in den Wäldern geholt. Fässer mit Apfelwein kamen in die dunkelsten Winkel des Kellers, wo es am kühlsten war. Und hinter der Westmauer von Mottes Garten hoben zwei seiner Gartenarbeiter eine Grube für den Bratspieß aus.
Scovells Schöpfkelle in der Hand, beaufsichtigte John den Kessel, aus dem der gewürzte Apfelwein seine aromatischen Schwaden sandte, und hörte den wachsenden Lärm des geschäftigen Treibens, das Klappern und Klirren von Töpfen und Pfannen, den dumpfen Klang der Messer auf den Hackbrettern und die Stimmen der Köche. Langsam erwachte die Küche zum Leben. Zur Mittagsstunde trat ein verblüfft dreinblickender Philip zu ihm.
»Sie will uns alle oben haben.«
»Wer?«
»Lady Lucretia. Oben im großen Saal. Wir sollen dort alle zusammen essen.« Philip schüttelte den Kopf, als überstiegen die Marotten der Herrin von Buckland sein Fassungsvermögen. »Die ersten Männer und Frauen hätten zusammen gegessen, hat sie Gemma erklärt. Und deshalb sollen wir das jetzt auch tun.«
John wendete sich ab, um ein Lächeln zu verbergen, als ein schneebestäubter Adam
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