Das Festmahl des John Saturnall
Lockyer zusammen mit Peter Pears eintrat.
»Der Reiherjunge will seinen Posten nicht verlassen«, sagte Adam. »Seine Teiche sind zwei Handbreit tief vereist, aber er will nicht ins Haus kommen.« Er gab Philip einen Schlüsselbund zurück. »Und von dem Zuckerhut fehlt ein Stück.«
Der gewürzte Apfelwein wurde in eine schmucklose Terrine geschüttet. Philip gab die Anordnungen für die Reihenfolge der Gerichte und Servierbretter. Luke und Colin schwitzten über den Wärmepfannen. Ein vor Stolz grinsender Simeon brachte das erste Servierbrett mit Darioleförmchen herein, und Alf begann sie mit Apfel- und Kirschkompott zu füllen. Vom Hof der Dienerschaft hörte John Mister Bunce die Bratenträger dirigieren – »Mehr nach links, Hesekey! Vorsicht, Pflasterstein, Adam!« –, und dann wurde der Ledervorhang aufgerissen.
Auf einer Trage aus Stangen, die auf ihre Schultern drückte und unter die Hesekey eine Tropfenpfanne streckte, hielt der Eber in der Küche Einzug. Sein Rücken berührte fast die Zimmerdecke. Sein Bauch wölbte sich vor Füllung. Von den hölzernen Hauern, die links und rechts neben seine Schnauze gesteckt waren, hingen zwei zierliche Käfige aus Weidenzweigen. In jedem Käfig hockte eine von Diggory Wings Tauben.
»Scovell wäre stolz auf ihn gewesen«, sagte Philip zu John und blickte auf die fettglänzende, goldbraune Kruste des Tiers. »Aber wie bekommen wir ihn die Treppe hinauf?«
Mit vereinten Kräften gelang es Quiller und all seinen Servierdienern, unterstützt von Colin, Luke, John und Philip, den Eber die Treppe hinaufzubugsieren. In dem Anrichteflur kam John das Stimmengewirr aus dem großen Saal fast so laut vor wie beim Besuch des Königs. Mister Bunce hatte ein Tranchiermesser zur Hand, das so lang wie ein Säbel war. John richtete den Eber auf seinem Servierbrett aus, und dann erklang Mister Fanshawes Stimme, keinen Deut weniger näselnd und durchdringend als seinerzeit Mister Pounceys Organ, und verkündete die Ankunft jedes Mitglieds der Küchenbrigade.
»Mister Adam Lockyer von Buckland, Koch! Mister Hesekey Binyon von Buckland, Hilfskoch ...«
Zuletzt wurde Johns Name aufgerufen. Er kam hinter dem Eber hervor und riss die Augen auf.
Kerzenlicht funkelte auf den blankpolierten Silberplatten, und die Kerzenflämmchen flackerten überall im großen Saal. Ein behelfsmäßig zusammengebauter hoher Tisch verlief den ganzen Raum entlang. Hinter dem Tisch stand Lucretia. John war wie vom Donner gerührt.
Lucretia trug das Kleid aus silbrigblauer Seide, und der Stoff schimmerte im Kerzenlicht. Neben ihr stand Mistress Gardiner. Neben Mistress Gardiner war ein leerer Stuhl. Lucretia winkte John zu sich.
»Die Küche von Buckland war bereit, sich zu uns zu gesellen«, sagte die junge Frau förmlich. »Es ist uns Mitgliedern des Haushalts eine Ehre.«
Ihre Wangen waren rot vor Aufregung. John verneigte sich vor Mistress Pole und Mistress Gardiner und nahm zwischen ihnen Platz. Vom hohen Tisch aus sah er Philip und die übrigen Küchenbediensteten zu ihm herspähen, einander in die Rippen stoßen und grinsen. Weiter unten am hohen Tisch beugte Gemma sich neben einem schweigsamen Mister Pouncey vor.
»Einen Schluck für Master Saturnall«, befahl Lucretia an der Seite Mistress Gardiners. Einer von Quillers Dienern goss warmen Apfelwein in einen Pokal. Vor John stand das Salzfässchen in Form eines Schiffs.
Mister Bunce schwenkte seinen Säbel und stieß ihn dem Eber in die Seite. Mit einem Messer von der Länge seines Unterarms schnitt Mister Quiller Scheiben aus der Keule. Teller voller Schweinebraten, mit Pastetchen und Äpfeln dekoriert, wurden weitergereicht. Eine Platte mit golden gerösteten Vögeln kam dazu. Und schon bald mischte sich das Geräusch von Johns Löffel und Messer in das Geklirr des Essbestecks im großen Saal. Neben John schlürfte Mistress Gardiner hingebungsvoll aus ihrem Pokal. Dann unterdrückte sie ein Rülpsen und lehnte sich zurück. John hob seinen Pokal.
»Auf Eure Gesundheit, Euer Ladyschaft.«
Lucretia nahm seinen Gruß gnädig zur Kenntnis.
Am anderen Ende des Saals setzten sich die Servierdiener zu den Küchenleuten, Mottes Gärtnern, den Männern der Ländereien und den Dienstmädchen, und alle leerten emsig ihre Teller. Philip unterhielt sich angeregt mit Meg, von Gemma mit Stirnrunzeln beobachtet. Neben Meg blickte Ginny zu John hinauf und lächelte. Pandar beugte sich über den Tisch und sagte etwas Vertrauliches zu einem schockiert
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