Das Festmahl des John Saturnall
darauf folgten, von den Braten und den gedämpften Fischen, den hoch aufgetürmten Gerichten aus Hackfleisch und den kleinen Delikatessen in Form von Juwelen und Geschmeide, um dem Auge der Damen zu schmeicheln, will ich schweigen. Als sie aufgetragen wurden, weilte ich bereits in weiter Ferne ...
ER RANNTE; SEIN HERZ POCHTE, seine Füße donnerten über den gefrorenen Boden des Ostgartens, vorbei an dem alten Gewächshaus und der Rückwand der Molkerei, und dann sprang er über die niedrigen Hecken und kroch durch hohes Gebüsch. Als er sich der neuen Nebenpforte näherte, sah er sich vorsichtig nach dem alten Motte um. Aber für den betagten Gärtner war es zu früh am Tag. Es war für jedermann zu früh am Tag, außer für Will Callock.
Die Sonne musste den Horizont erst noch erklimmen. Frost bereifte das Gras. Will atmete tief ein und spürte die kalte Luft stechend in seiner Nase. Außer ihm war niemand auf den Beinen. Niemand auf der großen weiten Welt. Er sah an der Mauer des Ostgartens entlang und den Weg zur Kapelle hinauf. Der Turm erhob sich majestätisch. Will schauderte.
Im Sommer war er in die Krypta hinuntergestiegen, als er dem Sarg folgte, der den Leichnam seines Vaters barg. Der Tote hatte den gleichen Geruch ausgedünstet wie der Lebende, nur stärker; der schale Gestank von Schnaps war durch die Bretter aus Zedernholz gedrungen. Selbst an diesem hellen Wintertag bedrückte ihn die Erinnerung daran. Eines Tages würde auch er zwischen Spinnweben und Grabmälern liegen. Wochenlang war er nachts aus dem Schlaf aufgeschreckt, schweißgebadet und von Albträumen geplagt. Seine Mutter hatte dann sein dichtes schwarzes Haar gestreichelt.
»Er fehlt dir, William. Das verstehe ich ...«
Aber so war es nicht. Sein Vater hatte die meiste Zeit bei Hofe verbracht. Er war nur nach Hause gekommen, um sich zu betrinken und
herumzuschreien. Und einmal hatte er Wills Mutter geschlagen. Jetzt war er tot, und Wills Mutter brachte ihre Tage damit zu, mit Mister Martin und Master Elsterstreet Papiere und Unterlagen durchzusehen. Der Gedanke an den einhändigen Haushofmeister erinnerte Will an seinen Kompagnon bei diesem frühmorgendlichen Abenteuer.
»Wir treffen uns vor Sonnenaufgang im Hof«, hatte Bonnie Elsterstreet am vergangenen Abend zu ihm gesagt. Nun sah er den leeren Hof entlang und fragte sich, ob sie von ihrer Mutter erwischt worden war. Bonnies Mutter war im ganzen Gutshaus dafür bekannt, dass sie über alles Bescheid wusste, was sich innerhalb seiner Mauern ereignete, ob die alte Mistress Pole einen Furz gelassen hatte oder ob Will Mr. Parfitts beste Porzellanform zerbrochen oder zusammen mit Bonnie Steine nach dem uralten Grab neben den Karpfenteichen geworfen hatte ...
Da war sie. Die Röcke bis über die Knie geschürzt, die Haare flatternd wie die Standarte eines Ritters, flitzte ein etwa zehnjähriges Mädchen an den Stallungen vorbei in den Innenhof. Ohne die Pforte eines Blicks zu würdigen, schlüpfte sie gelenkig durch ein Loch in der Mauer.
Im nächsten Augenblick standen sie sich gegenüber. Bonnie wog einen Stein in der Hand und blickte zu dem alten Brunnen hinüber. Er war für den König gegraben worden, hatte der alte Motte ihm erzählt. Für den König vor dem jetzigen König. Nun verfiel er, genau wie die Remise und die Stallungen und der Großteil des Gutshauses, wie Mister Martin lamentierte.
»Meinst du, den triffst du?«, fragte Bonnie herausfordernd.
Sie waren fast auf den Tag genau gleich alt. In derselben Nacht gezeugt, hatte Bonnie Will anvertraut. Sie hatte ihre Mütter belauscht, als sie darüber sprachen. Nun winkelte sie den Arm zurück und warf den Stein, der in einem schnellen flachen Bogen flog und gegen die bröckelige Umfassung des Brunnens traf. Triumphierend drehte sie sich um.
»Ha!«
Will warf und traf nicht. Und wieder. Er könnte sie niederringen, dachte er. Im letzten Jahr waren seine Arme stärker geworden. Aber
wenn er siegte, wäre sie ihm böse. Und wenn er verlor ... Das Gespött seiner Freunde unter den Küchenjungen mochte er sich gar nicht erst vorstellen. Beide zielten erneut. Wieder traf Bonnie. Wieder verfehlte Will das Ziel. Warf er vielleicht mit den falschen Steinen? Er suchte den Boden nach tauglicheren Wurfgeschossen ab. Da erklang eine Männerstimme.
»Du musst den Ellbogen hochhalten.«
Er stand hinter Will und sah zu ihm herunter. Ein sonderbar gekleideter Mann, dachte Will. Denn obwohl er einen vornehmen blauen Überrock und
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