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Das Festmahl des John Saturnall

Das Festmahl des John Saturnall

Titel: Das Festmahl des John Saturnall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Norfolk
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In der Wand befand sich eine spinnwebenüberzogene Tür. John drückte mit aller Kraft die verrostete Klinke herunter, und die schwere Tür öffnete sich widerstrebend.
    Ein Keller.
    John sah sich in dem Gewölbe um. Durch ein Gitter sickerte Licht herein. Ein Herd füllte die Wand am anderen Ende nahezu aus, fast so groß wie der Herd oben in der Küche. John schlich an ihm entlang und hielt Ausschau nach einem Versteck. Plötzlich berührte etwas seinen Ellbogen. Im nächsten Augenblick erklang ein ohrenbetäubendes Getöse. Eine Pfanne war auf den Boden gefallen.
    Als Johns Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnten, sah er Bänke und Regalbretter voller Töpfe, Glasgefäße, Kessel und Pfannen. Er begriff, dass er sich in einer Küche befand. In einer Küche, die mitsamt all ihren Gerätschaften verlassen worden war. Er sah sich an dem seltsamen Ort um. Dann hörte er die Rufe der Schreiber, die in dem Flur draußen widerhallten.
    Hier würden sie ihn einfangen, dachte er. Und dann würden sie ihn wegjagen. Wie hatte er sich einbilden können, man würde ihn im Gutshaus von Buckland aufnehmen? Welche Verwendung sollte Sir William
Fremantle, der Herr über das Tal von Buckland, für den Sohn Susan Sandalls haben? Fanshawes Schreiber würden ihn finden und hinausbefördern. Man würde ihn in das Armenhaus von Carrboro stecken. Oder in sein Kirchspiel zurückschicken.
    Die Rufe kamen näher. Doch nun wurde auch der Küchenlärm lauter, als hätte jemand eine Verbindungstür geöffnet oder als wäre dieser gottverlassene Ort wieder zum Leben erweckt worden. Und durch das schwache Geklapper und Geschrei hörte er einen anderen Laut, eine Stimme.
    John sah sich um, versuchte das Dämmerlicht zu durchdringen. Die Stimme ertönte aus dem Herd, merkte er. Aus einer Öffnung in einer Seitenwand des Herdes. Eine Mädchenstimme.
    John spähte in den Herd und sah eine schmale Treppe in die Dunkelheit hinaufführen. Von dort oben kam die Stimme. Draußen hörte er seine Verfolger näherkommen. Schnell stieg er die Treppe hoch.
    Spinnweben streiften sein Gesicht. Staub verstopfte ihm die Nase. Er unterdrückte ein Niesen und tastete sich die Treppe hinauf, während die Stimme mit jedem Schritt lauter wurde. Es klang, als schimpfte das Mädchen jemanden aus. Als John die letzte Treppenbiegung erreichte, sah er einen Lichtschimmer. Den Umriss einer Tür und eines Riegels.
    »Jetzt sitzt aufrecht, Lady Pimpernel«, sagte die Stimme. »Eine Dame aus dem Kabinett der Königin sollte sich nie und nimmer in Anwesenheit der Königin einer nachlässigen Haltung befleißigen, nicht wahr, Mama? O nein. Nur die Dame vom Fußschemel darf in Anwesenheit Ihrer Majestät sitzen. Verzeiht, Mama. Habt Ihr gesprochen?«
    Mama antwortete nicht. Und die Stimme des Mädchens sprach weiter.
    »Lasst uns sehen. Sind wir alle an unserem Platz? Auch Ihr, Lady Whitelegs? Gut. Dann hört.«
    Nach einer kurzen Pause begann sie in einer Art Singsang Verse aufzusagen.

    Komm, leb mit mir, mein Herz, mein Lieb,
Und koste alle Freuden, die
Uns Täler, Haine und Hügel spenden,
Hochragende Berge und Wälder und Wiesen ...
    Bei diesem Vortrag des Mädchens überkam John eine eigenartige Heiterkeit. Der Schäfer wolle seiner Liebsten ein Bett aus Rosen bereiten, verkündete sie. Er werde sie mit einem Hut aus Blumen bekränzen, mit einem blätterbestickten Umhang und mit einem Gewand aus Schafwolle bekleiden. Aus dem Singsang wurde Gesang.
    Ein Gürtel aus Stroh und Efeuknosp’,
Korallene Spangen und Bernsteinknopf:
Nimmst du mit diesen Freuden vorlieb,
Dann lebe mit mir, mein Herz, mein Lieb.
    Dann verstummte die Stimme. John beugte sich weiter vor, um die nächsten Worte zu erhaschen. Unversehens verlor er das Gleichgewicht. Er griff nach dem Türrahmen und bekam den Schnappriegel zu fassen. Die Tür öffnete sich, und er stürzte und fiel der Länge nach auf den Boden. Hinter ihm schloss sich die Tür knarrend. Der Riegel schnappte ein.
    Er lag auf dem Fußboden einer Galerie mit hoher Decke. Durch eine Reihe Fenster strömte Sonnenlicht herein. Als seine geblendeten Augen sich an die Helligkeit gewöhnten, sah John ein Mädchen ungefähr seines Alters, das auf einem Fenstersitz kauerte und ein schwarzes Büchlein in Händen hielt. Sie wendete ihm ihre spitze Nase zu.
    »Diese Treppe führt in die Küche«, sagte sie. »Aber du bist nicht wie ein Küchenjunge gekleidet. Eher wie ein Landstreicher. Oder wie ein Dieb.«
    Das Mädchen trug ein

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