Das Festmahl des John Saturnall
einschlagen. Doch das schwere Gerät sauste über seinen Kopf hinweg und traf auf den Kessel. Das tiefe Dröhnen entlockte Fanshawe und seinen Schreibern entsetzte Blicke, Coake ein mürrisches Schmollen und Philip Elsterstreet ein breites Grinsen. Josh nickte zufrieden, und sogar Ben Martin wirkte beinahe fröhlich. In dem großen Raum richteten
alle Köche, Hilfsköche und Küchenjungen ihren Blick auf John. Scovell hielt die Kelle hoch, um Schweigen zu gebieten.
»John Saturnall«, verkündete der Meisterkoch. »Willkommen in den Küchenräumen.«
»Etienne de Fremantle ehelichte Eleanor aus dem Geschlecht der Catermole, die kinderlos verstarb«, sagte Mister Pouncey im Selbstgespräch. »Heiratete in zweiter Ehe Joan, Lady Apleby, aus welcher Verbindung zwei Töchter und drei Söhne hervorgingen, Rupert, Edward und Henry. Edward war der Erbe. Er ehelichte Lady Morsboro ...«
Über den Tisch in seinen Gemächern gebeugt, nahm er Messinggewichte von seinen Papierstapeln, folgte verblichenen Namen und legte die Scheiben mattglänzenden Metalls zurück.
Findet einen anderen Weg ...
Zeugt einen Sohn, gab Mister Pouncey sich düster zur Antwort. Die Gewichte dienten einem einfältigen Spiel mit dem einzigen Zweck, sie in der Abfolge ihres Gewichts auf dem Tisch anzuordnen. Das Gewicht von zwei Pfund entrang dem Haushofmeister ein leises Stöhnen. Das Plättchen einer Unze Gewicht ergriff er mit den Fingerspitzen wie eine Münze. Alles hatte seinen Platz. Er wog das Gewicht von zwei Unzen auf der Handfläche, und die kleine Messingscheibe nahm seine Körperwärme an.
Die richtige Reihenfolge würde sich an diesem Abend nicht ergeben, argwöhnte er, als er sich die Augen rieb angesichts der ordentlichen Stapel, in denen die Genealogien von Verwandten zweiten und entfernteren Grades undurchsichtige Spinnennetze woben. Als er den nächsten Stapel Unterlagen auf den Tisch hievte, wurde behutsam an seine Tür geklopft. Mister Fanshawes vorsichtige Schritte kamen näher.
»Ein höchst bedauerlicher Zwischenfall hat sich ereignet, Mister Pouncey. Unter den Küchenjungen ...«
Aufgeregt berichtete der Schreiber die Geschehnisse in der Küche. Der Junge aus der Bittschrift des Priesters, erinnerte sich Mister Pouncey. Der Junge, desssen Mutter als Hexe bezeichnet wurde.
»Wir waren im Begriff, ihn zu verjagen, als Master Scovell sich einmischte ...«
Mister Pouncey runzelte die Stirn. Das Privileg, das die Küche genoss, räume den Köchen mehr Rechte ein als einem König, hatte er einmal halb im Scherz zu Sir William gesagt. Und dass die Küchenmeister von Buckland ihr Reich so eifersüchtig hüteten wie ein römischer Kaiser. Die Vorrechte des Bereichs von Master Scovell woben ein Netz, annähernd so verwirrend wie die Verbindungen der alten Fremantles, dachte Mister Pouncey. Aber warum mischte sich der Meisterkoch in diesem speziellen Fall ein? Scovell tat nie etwas Unüberlegtes, das wusste er. Was bezweckte er mit diesem Jungen?
Wieder eine Frage ohne Antwort, fürchtete er. Es sei denn, es war in kränkender Absicht ihm gegenüber geschehen? Anders ließ sich die Sache kaum sehen. Mister Pouncey seufzte. Es hatte den Anschein, als wäre die alte Fehde zwischen Küche und Haushalt von Neuem entbrannt.
»Master Scovell hat im Rahmen seiner Befugnisse gehandelt«, sagte Mister Pouncey zu seinem Schreiber. »Er kann dort unten bestallen, wen er will.«
Der Haushofmeister verabschiedete den Schreiber und blickte zu seinem engen Bett. Doch Scovells Dreistigkeit ließ ihm keine Ruhe. Er würde kein Auge zutun, das wusste Mister Pouncey. Mit einem gereizten Kopfschütteln machte er sich wieder an seine Suche.
Es sei keiner Frau gestattet, Feuer im Herd zu entzünden oder die Feuer im Tal zu schüren oder Nahrung zu geben, so es ihr nicht geboten wurde ...
Der Eid sei ihr Fluch, hatte Sir William einmal zu ihm gesagt. Nur seine Lady Anne hätte sie davon befreien können. Doch sie war tot.
Mister Pouncey widmete sich den verblichenen Namen unter seinen Messinggewichten. Von Lady Morsboros Kindern hatte Guy Boliviers Fremantle die Nachfolge Edwards angetreten. Die Stammbäume der jüngeren Geschwister verliefen sich auf dem Land, vermischten sich mit denen der Rowles von Brodenham, der Charleses und der Suffords von Mere und der glücklosen Friels von Old Toue. Und mit denen der
stets für Ungemach sorgenden Callocks. Diesen letzteren Stammbaum untersuchte Mister Pouncey nun. Ein Callock der nachfolgenden
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