Das Festmahl des John Saturnall
sagte der Mann mit dem runden Gesicht trocken. Er betrachtete die Hälften, die auf dem Brett noch leise schaukelten. »Aber ich hab auch welche gesehen, die schlechter geschnitten waren.«
Auf die Fallobstäpfel folgten goldenhäutige Parmänen und auf diese Damaszenerpflaumen in mit Farnkraut ausgelegten Körben. Stachelbeeren und Himbeeren kamen aus Mottes Spalieren. Süßkirschen und Herzkirschen setzten die Prozession fort. John und Philip entkernten die dicken Kirschen, schälten Aprikosen und befreiten Pflaumen von ihren Steinen. Sie zwickten die winzigen Stiele von Erdbeeren ab, zerkleinerten die getrockneten Quitten vom Vorjahr zum Einweichen und schnitten Renekloden in durchsichtige Scheiben.
John und Philip arbeiteten nebeneinander an den langen Tischen; sie entsteinten Pfirsiche, indem sie die weichen Früchte in der Hand hielten und das Messer führten, wie Mister Bunce es ihnen zeigte. Sie entsteinten Damaszenerpflaumen, die eingelegt werden sollten. Mittsommer wurde von Mister Bunce gefeiert, indem er ihnen bescheinigte, sie seien nicht gänzlich unnütz. Am Tag der heiligen Margarethe ließ der Leiter der Vorbereitungsbrigade die beiden vortreten.
»Die Küche soll euch leiten. Hat das Master Scovell angeordnet?«
Sie nickten.
»Glaube, es ist langsam Zeit für euch, weiterzuziehen.«
An den Bänken und Tischen, vor dem Herd und über den glühenden Kohlen der Wärmepfannen, an Holzblöcken und Marmorplatten waren Johns Hände damit beschäftigt, zu formen, zu halten, zu zerkleinern und zu quetschen. In der Backstube bearbeiteten er und Philip den Teig für das Schwarzbrot, bis die trägen Teigklumpen sich dehnten und aufplatzten. Ein mürrischer Vanian zeigte ihnen, wie man luftige Weißbrötchen für die besseren Bediensteten knetete und den Teig für Fleischpasteten und anderes Backwerk bereitete. Sie buken luftige Blätterteigböden
und füllten sie mit Pfirsichen in aufgeschlagener Sahne oder mit Ochsenzungen in Gelee. Sie wachten über die Katzenzungen in den Backöfen, um den Augenblick abzupassen, bevor sie Farbe annahmen. John rührte den Teig für die Darioleförmchen an, bearbeitete die Mischung mit den Fingerspitzen, füllte sie dann mit süßer Sherrycreme und bestückte sie mit gerösteten Pistazien. In der Fischkammer auf der anderen Seite des Gesindehofs schuppten und säuberten John und Philip die gelbgrünen Karpfen aus den Teichen des Reiherjungen, packten Heringsfässer aus, hievten Seiten gelblichen Stockfischs auf die Tische und prügelten mit dem knotigen Ende eines Seils auf sie ein. Sonntags wanderten sie im Gänsemarsch in die Kapelle, hörten Pater Yapp die Fastentage der kommenden Woche ankündigen und schlurften wieder hinaus. Lady Lucretia und die höherrangigen Mitglieder des Haushalts waren längst gegangen, wenn die Küchenjungen ins Freie kamen und auf die Wiesen rannten. Und wenn John dem Reiherjungen zuwinkte, winkte die zerlumpte Erscheinung zurück und ahmte Johns Bewegungen nach.
Es wurde Winter. John und Philip waren für die Salzfässer zuständig, rieben das grobkörnige Salz in große Stücke von Hammel, Schwein und Rind und drückten sie in Fässer. Eine Woche vor Allerheiligen machte sich im Gutshaus Stille breit. Zum Gedenken an Lady Anne, teilte Mister Bunce ihnen düster mit. Oben war der große Eingangssaal vom Boden bis zur Decke mit schwarzem Samt verhängt, wie Philip von Gemma erfuhr. Das Gesinde des Haushalts trug Trauerarmbinden und wanderte schweigend durch die Gänge. Zur Hauptmahlzeit gab es Haferschleim und zum Abendmahl Stockfisch. John und die anderen Köche gähnten vor Langeweile. Scovell ließ sich nicht blicken, wie John auffiel.
Am Tag von Sankt Andreas wurde das Torhaus geschlossen. Der erste Schnee fiel und machte die Wege unpassierbar, und der Hof leerte sich bis auf die zerlumpten Bettler, die sich für das wöchentliche Almosen durch die Schneewehen mühten. In den Küchen mischte sich der Geruch gerösteter Braten und Geflügels mit dem süßen Duft großer
Früchtebrote und bebender Blancmangers, bibbernder Puddings und warmer Syllabubs. Mister Pouncey kam mit einer Tasche, in der es klimperte, zu Scovell hinunter, der mit seiner Schöpfkelle an den großen Kessel schlug. Nachdem die Köche bezahlt worden waren, waren die Küchenjungen an der Reihe.
»Phineas Campin!«, rief der Küchenmeister. »Es heißt, deine Weißbrötchen seien so luftig, dass man sie über die Kapelle davonfliegen gesehen habe.«
Die
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