Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
Suizidversuch nur inszeniert haben, um von sich als Tatverdächtiger abzulenken.
Katjas Handy klingelte. Es rutschte vibrierend millimeterweise über die glatte Tischplatte, als würde es versuchen, vor Bernds Laptop wegzukriechen, mit dem es über ein Übertragungskabel verbunden war. Das Display zeigte eine Handynummer und »Unbekannter Anrufer« an.
»Soll ich rangehen?«, fragte er Katja, doch sie war schon vom Bett aufgesprungen und griff nach ihrem Smartphone.
»Na, dann halt nicht«, murmelte Bernd. Während Katja auf die dämmrige Terrasse entschwand, überprüfte er zur Sicherheit, ob auch wirklich alle Fotos, die er für seine Liste brauchte, vom Smartphone auf die Festplatte des Laptops kopiert worden waren. Es sah ganz danach aus. Wie von selbst glitt seine Hand in seine Jacketttasche, um sich das Zigarilloetui zu angeln. Er hatte den Filter schon zwischen den Lippen und sein Zippo parat, als ihm bewusst wurde, dass er einem Automatismus folgte, den er sich am heimischen Schreibtisch antrainiert hatte. In dem Zimmer, das er sich hier mit Katja teilte, herrschte jedoch striktes Rauchverbot. Seufzend stand er auf und ging auf die Terrasse, wo Katja ihr kurzes Gespräch in der Zwischenzeit bereits wieder beendet hatte.
»Weißt du, wer das war?«, fragte sie ihn mit großen, ungläubigen Augen.
Er zündete sein Zigarillo an. »Wenn ich Hellseher wäre, würde ich beim Zirkus arbeiten.«
»Das war Möhrs.«
»Was?« Bernd verschluckte sich an dem Rauch des ersten Zuges, den er lässig durch die Nase hatte ausatmen wollen. »Geht es um die Logbücher? Haben die Leute vom Helmholtz-Zentrum uns verpfiffen? Aber wie? Du hast denen nicht mal deinen richtigen Namen genannt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Darum ging es nicht. Er hat mich zum Essen eingeladen.«
»Wieso das?«
»Er meinte, er würde gern noch mal auf meine Idee zurückkommen. Von wegen inoffizieller Informationsaustausch und so.«
»Wo will er uns treffen?«
»Ich fahre allein«, sagte Katja bestimmt. »Wenn du mitkommst, riecht er noch Lunte, dass wir ihn verarscht haben. Denk daran: Du hattest einen Schwächeanfall.«
»Du hast kein Auto«, wandte Bernd ein.
»Ich nehme ein Taxi.« Sie grinste. »Hast du zwanzig Euro für mich?«
82
In Anbetracht von Möhrs’ Leibesfülle hätte es Katja nicht wundern sollen, dass er sich einen Griechen für ihr Rendezvous ausgesucht hatte. Einen, der ganz in folkloristischer Tradition auf ein blau-weißes Ambiente setzte, inklusive Nachbildungen von antiken Statuen und Säulen. Katja hatte beim Betreten des »Akropolis« die Inspiration für eine Glosse, die sich damit befasste, wie fehl am Platz eine Kopie des David von Michelangelo in Restaurants wie diesem war.
Möhrs, der sie sofort erspäht hatte, erhob sich von seinem Platz in einer Nische im hinteren Drittel des Raums und winkte ihr zu. Begleitet von den wimmernden Klängen einer Bouzouki machte sie sich auf den Weg zu ihm.
»Schön, dass Sie es so schnell geschafft haben.« Sein Händedruck war fest und trocken. »Setzen Sie sich doch bitte.«
»Danke.«
Möhrs half Katja aus der Jacke und rückte ihr sogar den Stuhl zurecht.
Ein junger Mann mit strahlendem Lächeln huschte herbei, zündete die Kerze auf dem Tisch an und nahm ihre Bestellung auf, bevor Katja eine Chance hatte, einen Blick in die Karte zu werfen. Das war kein Drama. Sie nahm einfach eine Cola und einen gebackenen Schafskäse. Möhrs bestellte einen Grillteller Adonis, was Katja ein Grinsen aufs Gesicht zauberte.
»Ich bin ein Freund von Ehrlichkeit«, eröffnete er das Gespräch. »Machen Sie mir also bitte auch nichts vor. Ich gehe fest davon aus, dass Sie meinen gutgemeinten Ratschlag immer noch nicht beherzigt haben. Sie haben Ihre Ermittlungen fortgesetzt, nehme ich an.«
Katja antwortete ihm mit einem unschuldigen Augenaufschlag. Falls das eine Falle war, würde sie nicht so naiv hineintappen.
Der Kellner brachte ihre Cola. Katja nahm ihr Glas. »Lohnt es sich, dass wir auf gute Zusammenarbeit anstoßen?«
»Anstoßen lohnt sich immer«, erwiderte Möhrs und bekam rote Flecken auf den runden Wangen, als er seine Apfelsaftschorle anhob. »Im beruflichen Bereich, meine ich.«
Ihre Gläser klirrten gegeneinander.
»Wenn Sie irgendetwas herausgefunden haben, das uns weiterhilft …« Er ließ den Satz unvollendet und sah sie wie ein trauriger Welpe an.
»Na ja …« Katja sprang mit Anlauf über ihren Schatten.Was nutzte es, Informationen vor ihm
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