Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
Hilfe.«
Sie waren schon fast an der Tür, als die Aushilfsarchivarin ihnen nachrief: »Wie war Ihr Name noch gleich?«
»Lippert«, antwortete Katja ohne Zögern. »Katrin Lippert.«
79
Unsicher wog er den blutigen Hammer in seinen Händen. Hatte er einen Fehler begangen? War er zu voreilig gewesen und wurde nun für seinen Übermut bestraft?
Sie hatte ihn vor so etwas gewarnt, doch er hatte nicht auf sie gehört. Er schüttelte den Kopf. Es war zu spät für Reue. Viel zu spät. Was getan war, war getan. Sie würde nicht glücklich darüber sein. Nicht nur, weil er auf eigene Faust gehandelt hatte. Am meisten würde es ihr ausmachen, dass sie mit dem Feuer warten mussten.
Aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Er musste zuschlagen, bevor ihre nächste Beute floh. Die Anzeichen dafür waren unübersehbar gewesen. Burmester hatte eine große Tasche gepackt und in sein Auto geladen. Das hatte nur eines bedeuten können: Er hatte gewittert, dass er der Nächste sein würde.
Er legte den Hammer weg, weil ihm dessen Gewicht mit einem Mal unerträglich schwer erschien. Es tröstete ihn ein wenig, dass er ihn nur noch zwei Mal würde führen müssen, bis der Gerechtigkeit endgültig Genüge getan war. Er konnte es kaum erwarten. Dann wäre die Zeit gekommen, in der sie ihr Versprechen ihm gegenüber einlösen würde. Sie würden niemandem mehr etwas vormachen müssen und könnten sich frei und offen so zeigen, wie sie wirklich waren. Der Gedanke daran erregte ihn. Zwei Mal noch. Dann war dieses unwürdige Versteckspiel vorbei. Sie würden gemeinsam weggehen und ganz von vorn anfangen. Irgendwo im Norden, wo es kalt war. Wo man die Macht des Feuers, wenn sie entfesselt wurde, am reinsten spürte.
Er schaute auf die Leiche zu seinen Füßen, die in eine grobe Decke eingeschlagen war. Es war ihm leichtgefallen, das Ritual an ihr zu vollziehen. Tote wehrten sich nicht. Trotzdem hatte er dabei so gut wie keine Befriedigung verspürt.Es war einfach nicht gerecht. Dieser Mann, der das Leben eines unschuldigen Mädchens auf dem Gewissen hatte, war viel zu schnell gestorben. Burmester hätte es verdient gehabt, so zu leiden wie die anderen auch. Er schüttelte den Kopf. Das Schlimmste war, dass er selbst Burmester davor bewahrt hatte. Er ballte die Fäuste und beschloss, sich nicht länger damit zu quälen. Zwei Mal noch. Zwei Mal noch würde er Gelegenheit haben, dafür zu sorgen, dass diese Hunde noch am lebendigen Leib erfuhren, was wahre Gerechtigkeit war.
80
Lukas Möhrs wäre jede Wette eingegangen, dass seinem Chef vor Zorn der Kopf geplatzt wäre, wenn er gewusst hätte, wo Möhrs sich gerade herumtrieb. Unter Umständen riskierte er gar, dass der Alte sich die Sache mit ihm als seinem potenziellen Nachfolger noch einmal überlegte. Barswicks Anweisungen waren eindeutig ausgefallen: »Sieh zu, dass du rausbekommst, wo Burmester abgeblieben ist. Wenn wir ihn finden, finden wir auch den Mörder.« Barswick riss das Maul ganz schön weit auf. Die Suchaktionen im Gebiet um den Fundort von Burmesters Wagen hatten keine brauchbaren Hinweise auf den Verbleib des Verschwundenen geliefert. Es gab lediglich ein Indiz, das Möhrs in seinem Bauchgefühl bestärkte: Burmester hatte das Wrack nicht aus eigener Kraft verlassen, denn es war nur im demolierten Wagen und direkt um die Fahrertür herum Blut entdeckt worden. Möhrs ging davon aus, dass Burmester – oder seine Leiche – in irgendetwas eingewickelt worden und so das Entstehen weiterer Spuren verhindert worden war. Eine dicke Decke. Einen Müllsack. Was auch immer – jedenfalls blieb Burmesterverschwunden. Insofern stand Möhrs im Grunde momentan ebenso mit leeren Händen da wie die Schupos. Und den Rest der Skatbrüder noch einmal in die Zange zu nehmen wäre seiner Auffassung nach vergeudete Zeit und Mühe gewesen: Johnsen und Ritter, die als Einzige noch übrig waren, hatten sich nach drei Todesfällen aus ihren Reihen nicht aus der Reserve locken lassen. Warum sollten sie es dann ausgerechnet nach dem vierten tun? Auf eine Idee war Möhrs allerdings richtig stolz, und er baute darauf, dass er Barswicks Zorn damit notfalls etwas abfedern konnte: Er hatte aus dem Helmholtz-Zentrum in Geesthacht die Logbücher der »Fritz Straßmann« angefordert. Das mochte blinder Aktionismus sein, denn wenn er Johnsen richtig verstanden hatte, hatte sich das mysteriöse Ereignis, das Burmester vor vielen Jahren bis ins Mark erschüttert hatte, gar nicht an Bord des Schiffes,
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