Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)
er wohl in Fotoalben. Und den Rest in Kisten auf dem Speicher oder im Keller. Würde ich jetzt so mal ins Blaue hinein raten.«
Er nickte mit verdrossener Miene. »Schade.«
»Wieso schade?«
»Meine Kollegen aus der Soko sind schon seit Tagen dabei, diese Sachen zu sichten. Kisten mit privaten Unterlagen undFotoalben. Alles, was sich nicht das Feuer geholt hat. Aber da war bis jetzt nichts Verdächtiges dabei.« Er seufzte. »Ich dachte nur, Sie hätten eine konkrete Idee.«
»Und das klingt jetzt so, als hätten Sie eine konkrete Idee, wonach Sie in Wahrheit suchen«, gab Katja zurück. »Was verschweigen Sie mir?«
Aus der Tasche seines über den Stuhl gehängten Jacketts quäkte sein Handy. »Entschuldigung.« Möhrs wandte sich halb von Katja ab, um das Gespräch anzunehmen. »Im Moment ist es ganz schlecht«, sagte er in einem merkwürdigen Tonfall, als fühlte er sich bei einer peinlichen Verrichtung ertappt. »Beim Griechen.« Er rückte ein Stück weiter vom Tisch weg. »Nein, nicht allein. Mit einer Informantin.«
Katja musste grinsen, weil Möhrs sie für die Person am anderen Ende der Verbindung von einer Nervensäge offiziell zu einem nützlichen Kontakt befördert hatte.
»Hallo? Hallo?«, rief er in sein Handy, ehe er es vom Ohr nahm, um es einen Moment missmutig anzustarren. Dann steckte er es weg, drehte sich wieder zu Katja.
Katja hätte nichts dagegen gehabt, noch ein zusätzliches Informationsbröckchen zu erhaschen. Andererseits hatte das Ganze eher nach einem Privatgespräch geklungen. Sie reckte sich in ihrem Stuhl, um einen Blick auf Möhrs’ Hände zu werfen. Kein Ring. Aber da gab es immer noch diese Pathologin … »War das Ihre Freundin?«
»Wir wechseln jetzt besser das Thema.« Er griff zu Messer und Gabel wie ein Schlachter zu seinen Mordwerkzeugen. »Mein Essen wird kalt. Es sei denn, Sie wollten noch etwas Wichtiges loswerden.«
»Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich Neues weiß.« Überrascht stellte sie fest, dass das nicht einmal im Ansatz geflunkert war. »Wie ist es mit Ihnen?«
Er schnitt ein Lammkotelett an. »Mir wäre es lieb, wenn Sie Ihre nächsten Schritte wenigstens mit mir absprechen würden.«
»Das lässt sich einrichten.«
»Keine Alleingänge mehr. Sie sagen mir vorher, wo Sie sich umhören wollen, und verraten mir hinterher, was dabei herausgekommen ist.« Er bestrich das blutige Stück Fleisch auf seiner Gabel großzügig mit Tsatsiki. »Und Sie hören auf mich, wenn ich meine, es wäre besser, an einem bestimmten Ort oder bei einer bestimmten Person nicht aufzutauchen. Okay?«
»Okay.« Sie nickte. »Damit kann ich leben.«
Möhrs deutete mit dem Messer auf ihren Schafskäse. »Essen Sie nichts?«
»Seien Sie mir nicht böse, aber mir ist der Appetit gründlich vergangen.« Katja erhob sich von ihrem Stuhl. »Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich mir im Klaren darüber bin, wie es bei mir weitergeht.«
Eine herzlichere Verabschiedung gab es nicht. Beim Warten auf ihr Taxi amüsierte sich Katja über zwei Dinge königlich: das gierige Grunzen, mit dem er die Auflaufform mit dem Käse sofort auf seine Seite des Tischs gezogen hatte, und die Tatsache, dass er ihre kleine Lüge zum Schluss so bereitwillig geschluckt hatte wie sein Lammkotelett.
83
Möhrs’ Magen zwickte und zwackte, weil er ihn sich hoffnungslos vollgeschlagen hatte, wie meistens, wenn er dem »Akropolis« einen Besuch abstattete. Also schritt er auf dem Parkplatz auf und ab. Frische Luft und Bewegung taten gut. Nach zehn Minuten fühlte er sich physisch und psychisch imstande, den versprochenen Anruf bei Aysel zu tätigen.
»Schön, dass du Zeit für mich findest«, waren ihre ersten Worte.
»Aysel, ich war mitten in einem wichtigen Gespräch«, bemühte er sich um Deeskalation.
»Wer war die Frau?«
»Meine Informantin. Das habe ich dir doch gesagt.«
»Aha.«
Es war nicht zu überhören, dass sie sich damit nicht zufriedengeben würde, und um sie zu beruhigen, fügte er an: »Diese Journalistin, die gestern auch bei dir reingeschneit ist.«
»Dachte ich’s mir doch.«
Toll. Jetzt klang sie noch weniger begeistert. Möhrs rieb sich den Bauch. »Wir waren nur was essen.«
»Dann entschuldige vielmals die Störung«, erwiderte sie spitz. »Wenn ich gewusst hätte, dass du mit einer hübschen Blondine beim Essen bist …«
Möhrs musste aufstoßen. Er war ihr voll ins offene Messer gelaufen.
Sie war also eifersüchtig. Na wunderbar. Vielleicht war es das Beste, einfach
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