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Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Das Feuer bringt den Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ole Kristiansen
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zurückzuhalten? Sie wollte doch nur, dass Frieders Mörder zur Rechenschaft gezogen wurde. Und noch dazu machte Möhrs nicht den Eindruck eines Menschen, der in seinem Leben schon viele ernstzunehmende Erfolge gefeiert hatte. Dass er sich mit ihr traf, war Beweis dafür, dass er ziemlich verzweifelt sein musste. Eines hätte Katja sich nie verziehen: wenn Frieders Mörder ungeschoren davonkam, weil sie darauf bestanden hatte, die große Schlaubergerin zu spielen und Möhrs im Dunkeln tappen zu lassen, wo sie doch vielleicht schon gewissermaßen die Hand am Lichtschalter hatte. »Ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass die Schnittwunden auf der Stirn der Opfer ein Symbol sind. So, wie Sie es vermutet hatten.«
    Seine Knie stießen von unten gegen die Tischplatte. »Woher wissen Sie das mit dem Symbol?«
    »Von der Frau aus der Pathologie«, sagte Katja.
    »Von Aysel?« Die roten Flecken auf seinem Gesicht verblassten, und seine fleischigen Lippen formten ein kleines O. »Wann haben Sie noch mal mit Doktor Özen gesprochen?«
    »Gar nicht.« Erst Aysel, dann Doktor Özen. Sehr interessant. »Sie hatte nur die Akten sehr praktisch auf ihrem Schreibtisch drapiert. Das ist alles.«
    Möhrs taxierte sie fest. »Sie sind ganz schön gerissen.«
    »Vielen Dank.« Da ihr der Tonfall seines bitteren Kompliments gar nicht gefiel, sprach Katja rasch weiter. »Es handelt sich um ein heidnisches Symbol. Eine germanische Rune. Sie wird dem Gott zugeordnet, der für Recht und Gesetz zuständig ist. Der Mörder scheint zu denken, dass er Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuführt.«
    »Das passt«, sagte er. »Das passt sogar sehr gut.«
    »Wieso?« Der Duft von gebratenem Fleisch aus der Küche, der bis eben noch Katjas Appetit kräftig unterstützt hatte, kam ihr nun schwer und erstickend vor. »Mein Onkel war kein Verbrecher.«
    »Tja …« Die roten Flecken kehrten auf Möhrs’ Wangen zurück. »Das wird jetzt bestimmt ein Schock für Sie, aber Ihr Onkel …« Er presste die Handflächen aneinander. »Es gab da höchstwahrscheinlich einen schlimmen Vorfall, bei dem eine Frau eine entscheidende Rolle spielte.«
    Ihre nächste Frage kostete Katja einiges an Überwindung, denn sie hatte das, was Horst Johnsen ihr über ihren Onkel und sein Sexleben eröffnet hatte, ein Stück weit absichtlich verdrängt. »Reden wir von einer Hure? Ist es bei einer seiner Fahrten nach Hamburg passiert?«
    Möhrs runzelte die Stirn. »Welche Fahrten nach Hamburg?«
    »Er war regelmäßig dort.« Katja zögerte. Testete er gerade aus, wie viel sie über die Freizeitaktivitäten ihres Onkels wusste? »Für Bordellbesuche. Johnsen hat mich darüber aufgeklärt.«
    »Das Ereignis, das ich meine, liegt viel weiter zurück«, sagte Möhrs unsicher. »Es fällt in die Zeit, als Ihr Onkel noch zur See gefahren ist. Offenbar hat er gemeinsam mit den anderen ein Verbrechen an einer Frau begangen.«
    »Ein Verbrechen?« Eiseskälte kroch Katja die Beine hinauf. Das musste ein Irrtum sein. Möhrs war völlig inkompetent. Ihr Onkel war niemand, der sich an Frauen verging. Für Sex zu bezahlen war nicht dasselbe wie – ja, wie was eigentlich? »Wollen Sie mir erzählen, dass mein Onkel ein Mörder ist?«
    »Vorsicht! Die Form ist sehr heiß!« Der Kellner servierte ihren Käse. Sie breitete ihre Serviette auf dem Schoß aus, obwohl sie schon jetzt wusste, dass sie keinen Bissen hinunterkriegen würde. »Der Grillteller dauert noch eine Minute. Guten Appetit!«
    »Ich gehe nicht davon aus, dass Ihr Onkel ein Mörder war«, sagte Möhrs, nachdem der Kellner fort war. »Das Verbrechen, um das sich diese ganze Sache dreht, ist wohl lange verjährt. Zumindest hat Gernot Burmester das behauptet.Also kann es kein Mord gewesen sein. Ich habe keine genaue Vorstellung davon, was es sonst gewesen ist.«
    »Es war in jedem Fall ein Sexualverbrechen«, sagte Katja tonlos. Die Kälte hatte ihr Herz erreicht. »Deshalb kastriert der Mörder seine Opfer. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Auf dieses Prinzip hat das Alte Testament keinen Markenschutz.« Sie stand auf. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, ja?«
    Sie eilte auf die Tür mit dem WC-Schild zu, landete in einem Vorraum mit Zigarettenautomat und einem Ständer für komische Postkarten zum Mitnehmen. Fand die Damentoilette, drehte den Hahn an einem Waschbecken voll auf und wusch sich die Hände mit warmem Wasser, während sie sich im Spiegel betrachtete. Sie war so weiß wie eine der billigen Statuen draußen.

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